Jeden Tag müssen 12 Kubikmeter sogenannte "Asse-Zutrittswässer" abgepumpt und woanders entsorgt werden. Da die bisherigen Entsorgungsmöglichkeiten wegfallen, sucht das Bundesamt für Strahlenschutz nun nach anderen Lösungen.
Bis Ende des Jahres kann das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) als zuständige Behörde für den Betrieb und die Stilllegung des Asse-Bergwerks bei Wolfenbüttel das täglich von oben in das Bergwerk eindringende Wasser noch in das Bergwerk Maria Glück bei Celle bringen. Dann läuft der Vertrag aus. Deshalb prüft das BfS nun mehrere Möglichkeiten, das Asse-Zutrittswasser anderweitig zu entsorgen.
Das Oberflächenwasser ist radiologisch unbelastet, da es sich hier um Wasser handelt, welches von der Oberfläche in den Salzstock eindringt und vor dem Einlaufen in die Einlagerungskammern abgepumpt wird. Auch der Tritium-Wert liegt nach Angaben des BfS mit durchschnittlich 5 Becquerel pro Liter weit unter dem Grenzwert für Trinkwasser (100 Becquerel/Liter). Die Ergebnisse der Messungen können Bürgerinnen und Bürger im Internet abrufen.
Bis 2008 lag dieser Wert oft über 200 Becquerel/Liter, einmal sogar bei 320 Becquerel/Liter. "Nach der Übernahme durch das BfS als Betreiber haben wir Maßnahmen ergriffen, damit Tritium nicht mehr in das Wasser eindringen kann," so eine Sprecherin des BfS. Zuvor war nach ihren Angaben das Wasser in offene Container gelaufen, so dass das Tritium aus der Umgebungsluft in das Wasser eindringen konnte.
Seit 2009 (Übernahme des Betriebs durch das BfS) wurde das Wassermanagement geändert, u. a. wurde das Wasser in abgedeckten Behältern gelagert und Frischluftzufuhr organisiert. "Dadurch konnten wir den Tritium-Gehalt des Wassers massiv senken," so das BfS.
Bislang wird das Salzwasser in das ehemalige Bergwerk „Maria Glück“ bei Celle gebracht. Der Vertrag für die Einbringung läuft allerdings Ende des Jahres aus, wie vom BfS zu erfahren war. Nun prüft die Behörde verschiedene Möglichkeiten für die Entsorgung des Salzwassers. "Eine von mehreren weiteren Möglichkeiten besteht darin, bereits bestehende Einleitstellen für Salzwasser zu nutzen," so Ina Stelljes vom BfS. Eine solche Anlage wird vom BfS bereits seit Jahren in Gorleben betrieben. Dort können genehmigt bis 56 300 Kubikmeter Salzwasser jährlich eingeleitet werden.Antrag beim Landesbergamt gestellt
Das BfS hat bei der zuständigen Genehmigungsbehörde, dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) des Landes Niedersachsen, einen Antrag für eine mengenmäßig streng begrenzte Abgabe von radiologisch unbelastetem Salzwasser aus der Asse in dieser Einleitstelle eingereicht.
Gemeinsam mit Vertretern des Landkreises Lüchow-Dannenberg wurde in einem ersten Gespräch beraten, inwieweit die Einleitung in die Elbe genehmigt werden kann. Die zuständigen Behörden, das Landesbergamt und die Wasserschutzbehörde des Landkreises, werden prüfen, ob das Vorhaben alle wasser- und naturschutzrechtlichen Anforderungen erfüllt und genehmigt werden kann. Dabei müssen strenge Umweltstandards erfüllt werden, um negative Umweltauswirkungen auszuschließen.
Das BfS verfügt bei Gorleben seit mehreren Jahren über eine Einleitgenehmigung für Salzwasser, das beim Betrieb und der Offenhaltung des dortigen Bergwerks anfällt. Die Genehmigung gilt für maximal 56.300 Kubikmeter Salzwasser im Jahr. Die Einleitung ist auf diese Menge begrenzt, um Umweltschäden durch einen erhöhten Salzgehalt des Gewässers zu verhindern. Die genehmigte Menge soll auch bei einer Einleitung von Salzwasser aus der Schachtanlage Asse nicht erhöht werden. Die in der Asse in einem Jahr anfallende Menge an unbelastetem Salzwasser beträgt derzeit etwa 4.000 Kubikmeter.
Abtransport des Salzwassers ist Genehmigungsvoraussetzung für den Betrieb der Asse
Das Salzwasser muss regelmäßig abtransportiert werden, um den laufenden Betrieb der Anlage zu gewährleisten. Der Nachweis, wohin das Salzwasser transportiert werden kann, ist daher auch Genehmigungsvoraussetzung für den weiteren Betrieb der Schachtanlage Asse.
Seit mehreren Jahren wird das Asse-Zutrittswasser in ein ehemaliges Bergwerk bei Celle transportiert. Mit dem Salzwasser unterschiedlicher Anlieferer wird die stillgelegte Anlage „Maria Glück“ geflutet. Das Verfahren ist nach Angaben des BfS für ehemalige Gewinnungsbergwerke üblich.
Der Vertrag mit dem Bergwerksbetreiber endet zum 31.12.2016, da die Aufnahmekapazität des Bergwerkes begrenzt ist. Das BfS prüft daher parallel verschiedene Möglichkeiten, wie sich das unbelastete Salzwasser umweltschonend entsorgen lässt. Die Einleitung des Salzwassers in die Elbe stellt eine von mehreren möglichen Varianten dar, die derzeit parallel geprüft werden.
REAKTIONEN
Für Asta von Oppen, grünes Ratsmitglied in der Samtgemeinde Gartow, ist es nicht akzeptabel, dass noch mehr Salzwasser in die Elbe gepumpt wird. Des weiteren müsse der Vertrag über die Einleitung von salzbelasteten Wassern aus dem Jahre 1990 überprüft werden. "Dieser Vertrag sollte eigentlich nur 25 Jahre bis zur womöglichen Befüllung eines Endlagers laufen," so von Oppen. "Nun wird allerdings davon geredet, dass die abschließende Befüllung des Endlagers - wenn es denn überhaupt Gorleben würde - bis zu 100 Jahren dauern könnte. Dadurch entsteht eine völlig neue Situation. So lange kann das Salzwasser nicht in die Elbe gepumpt werden." Die Salzhalde über dem Erkundungsgelände müsse soweit wie möglich verfüllt und der Rest abgedeckt werden.
Außerdem fragt von Oppen, warum das Zutrittswasser nicht direkt in die Nordsee gepumpt wird anstatt es hunderte Kilometer in die Elbe zu pumpen, von der aus das Wasser dann in die Nordsee fließt.
Für Christian Köthke, Elbfischer in Gorleben, darf die Salzbelastung der Elbe nicht noch erhöht werden. "Die Elbe ist ohne mit Salz aus der Saale stark belastet," so Köthke. Mit bis zu 1000 Mikrosiemens/cm (was die Leitfähigkeit der Elbe benennt, aus der sich der Salzgehalt errechnen lässt) läge die Salzbelastung jetzt schon mehr als dreimal so hoch wie normal. Dieser hohe Salzgehalt zeige sich besonders auf der linken Elbseite (auf der Gorleben auch liegt), so Köthke.