Bei der Förderung von Erdöl und Erdgas gelangen mit dem Lagerstättenwasser und Erdölbegleitgas auch natürlich vorkommende radioaktive Stoffe an die Erdoberfläche. Diese kontaminierten Schlämme wurden bis 2003 u.a. in Wustrow in Bohrlöchern entsorgt.
In der aktuellen Plenumswoche des Landtags hatten sich die Abgeordneten Elke Twesten, Miriam Staudte und Volker Bajus (GRÜNE) mittels einer mündlichen Anfrage an die Landesregierung dafür interessiert, wie die radioaktiven Rückstände aus der Erdöl-und Erdgasproduktion entsorgt werden.
Das zuständige Wirtschaftsministerium wies in seiner Antwort zunächst darauf hin, dass die Konzentration der natürlichen radioaktiven Stoffe im Lagerstättenwasser so gering sei, dass sich die von ihnen ausgehende radioaktive Strahlung kaum von der überall vorkommenden Umgebungsstrahlung abheb. "An bestimmten Stellen in den ober- oder unterirdischen Produktionsanlagen kann es jedoch zu Ausfällungen der natürlichen radioaktiven Stoffe kommen, die sich dann als Krusten (Scales) in Rohren und Anlagenteilen der Produktionseinrichtungen oder auch in den Tankschlämmen ablagern," heißt es in der schriftlichen Antwort.
Üblicherweise werden diese radioaktiven Rückstände nach entsprechender Genehmigung durch die Aufsichtsbehörde, in diesem Fall das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), über zugelassene Entsorgungswege und Verfahren entsorgt.
Auch bei Wustrow in Bohrlöchern entsorgt
Bis 2003 allerdings, so räumte das Wirtschaftsministerium ein, wurden lagerstättenspezifische Produktionsrückstände, die mit natürlich vorkommenden radioaktiven Materialen und/oder Quecksilber und seinen Verbindungen kontaminiert sind, zur Verfüllung exzistierender Bohrlöcher genutzt. Dazu seien die kontaminierten Produktionsrückstände in sogenannten Rohrcontainern zwischen senkrecht abdichtenden Zementstrecken (oberhalb und unterhalb des Rohrcontainers) ins Bohrloch eingelassen worden. Bei den Rohrcontainern handelte es sich um ehemalige Förderrohre, die beidseitig zugeschweißt worden. Dieses Entsorgungsverfahren sei jedoch letztmalig im Februar 2003 in Söhlingen angewandt worden. Zu den Bohrlöchern, in denen kontaminierte Rückstände eingebracht wurden, gehören auch drei Bohrstellen in Wustrow.
Staudte: "Ein Unding"
Für die Grünen-Politikerin Miriam Staudte, ist es "ein Unding", dass erst über eine Landtagsanfrage mühsam angefangen werden muss, Transparenz zu schaffen, was wo lagert. "Die Bevölkerung hat ein Recht zu erfahren, wo radioaktives Material versenkt wurde, auch wenn es nicht aus Atomkraftwerken stammt," so Staudte. "Auch für nachfolgende Generationen ist es wichtig, dass lückenlos dokumentiert ist, wo und in welchen Tiefen sich radioaktive Abfälle aus der Erdgasförderung befinden."
Insgesamt lässt sich laut der Grünen-Politikerin als Konsequenz feststellen, dass radioaktive Stoffe gar nicht erst an die Oberfläche befördert werden sollten, sondern in der Erde und zwar in den sehr großen Tiefen, aus denen sie kommen, bleiben sollten. "Abgesehen von anderen Problematiken mit dem Lagerstättenwasser lässt sich auch in diesem Punkt festhalten, dass auch die konventionelle Erdgasförderung keine saubere Energiequelle ist. Bei dem Einsatz von Fracking-Chemikalien muss außerdem berücksichtigt werden, dass es zu verstärkenden Wechselwirkungen mit den radioaktiven Stoffen kommen kann," resümiert Staudte.