In vielen Hausgärten wachsen sie noch, oft unerkannt und trotzdem beliebt – alte Obstsorten sind oft schmackhafter und widerstandsfähiger als ihre Kollegen aus den Hightech-Züchtungen der großen Plantagen. Im Rundlingsmuseum Lübeln informiert seit Sonntag die „Obstscheune“ über die leckeren Schätze in unseren Gärten.
Seit Jahren bemüht sich der Landschaftspflegeverband Wendland-Elbetal e.V. in Zusammenarbeit mit dem Bio-Streuobstverein Elbtal e.V., die „Route der alten Obstsorten“ im Wendland stetig zu erweitern.
In den fünf Jahren des Projektes wurden im gesamten Landkreis über 1000 Bäume gepflanzt, ältere Obstbaumbestände saniert, in Schnittkursen über die richtige Pflege der alten Bäume informiert und bei Aktionstagen tausende von Menschen über den Wert der alten Obstsorten informiert.
Mit der Eröffnung der Obstscheune und seiner Dauerausstellung „Erlebniswelt alte Obstsorten“ hat das Projekt nun seinen Abschluss und krönenden Höhepunkt gefunden.
Die von der Kröter Künstlerin Irmhild
Schwarz gestaltete Ausstellung informiert auf sensible und sehr
ansprechende Art über den Apfel, die Frucht, die wegen ihres
verführerischen Geschmacks schon Adam und Eva aus dem Paradies
vertrieben hatte.
Obstscheune Lübeln : Ausstellung und Aktionstage
Mehrere Schautafeln informieren über Geschichte, Symbolik, gesundheitliche Bedeutung und Herkunft der süßen Früchte. In einem Schubladenschrank verbergen sich Abbildungen und Beschreibungen alter Apfelsorten.
Doch bei der reinen Ausstellung soll es nicht bleiben. In unregelmäßigen Abständen werden Kochkurse und Mitmach-Aktionen vor allem für Kinder angeboten. Denn die Vermittlung des Wissens an nachfolgende Generationen ist ein wichtiger Aspekt des Projektes. „Kinder an Natur, Genuss und Kultur heranzuführen, ist ein unverzichtbarer Bestandteil im Naturschutz,“ lobte der Niedersächsische Umweltminister, Stefan Wenzel, das ganzheitliche Konzept des Landschaftspflegeverbandes.
Die Idee für den Erweiterungsbau auf dem Gelände des Rundlingsmuseums hatte Tourismuschef Ulrich Appels, dem schon lange bewusst geworden war, dass die heimischen Obstgärten reichhaltige Schätze für die kulinarische Vielfalt des Wendlands zu bieten haben.
Auch Landrat Jürgen Schulz, der zur Eröffnung der Obstscheune herzliche Grußworte beizutragen hatte, plädierte dafür, sich darauf zurückzubesinnen, was die Umgebung an Genuss zu bieten hat. „Diese Scheune ist ein Geschenk an den Landkreis,“ betonte Schulz in seiner Rede. „Denn die Finanzierung der Scheune haben Andere übernommen.“ Der Landrat hofft, dass durch die Einrichtung der Scheune regionale Produkte in ihrer Vermarktung und Nutzung gestärkt werden.
Streuobstwiesen weiter ausbauen
Der Umweltminister erinnerte ebenfalls daran, dass die „alten, regionalen Obstsorten oft viel schmackhafter sind als als die normierten Sorten aus dem Supermarkt.“ Es gelte, so Wenzel, wieder mehr zu würdigen, was im eigenen Garten wächst. „Und dass ist hier mit dem Aufbau der Obstscheune in wunderbarer Weise geschehen,“ lobte der Umweltminister das Projekt.
130 000 Euro kostete die Scheune, die in dreimonatiger Bauzeit entstanden ist. Finanziert wurde sie mit Mitteln des Landes Niedersachsen sowie des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE).
Die Schirmherrschaft „für das weitere Bemühen um den Erhalt der Alten Obstsorten in Lüchow-Dannenberg“ trug Projektleiterin Asta von Oppen im Verlauf der Eröffnungsveranstaltung der neuen Baudezernentin im Landkreis, Maria Schaaf, an – eine Aufgabe, die diese ohne zu Zögern annahm.
Denn mit der Eröffnung der Obstscheune fand das Projekt „Route der alten Obstsorten“ sein endgültiges Ende – eine weitere Finanzierung ist nicht mehr absehbar.
Die Baudezernentin soll nun, nach den Worten von Asta von Oppen, „mit darauf achten, dass die Projektziele in Zukunft auch ohne einen so großen finanziellen und personellen Einsatz in Zukunft weiter verfolgt werden.“ Als Zeichen für das zukünftige Engagement pflanzte Maria Schaaf unter Anleitung des Pomologen Reinhard Heller am Sonntag einen Wildapfelbaum, den Baum des Jahres 2013.
Übrigens: Zur Obstscheune gehört eine große Streuobstwiese, die im Laufe der Zeit genug Obst liefern soll, um die angehende Obstbrennerei in Lübeln mit Früchten zu beliefern.
Zur Feier des Tages präsentierten sich auf dem Gelände des Rundlingsmuseums im Rahmen des „Kleinen Apfeltages“ rund ein Dutzend Anbieter regionaler Produkte sowie Umweltverbände und Naturschutz-Initiativen.
Auch hier stand der Apfel im
Mittelpunkt der Produkte: ob Bratwurst, Gelees, Punsch, Suppe, Brot
oder Säfte – die Vielfalt der Apfelprodukte war schier
unerschöpflich.
Fotos / Angelika Blank: Impressionen vom Apfeltag in Lübeln