EU-Agrarausschuss: Artenvielfalt im Miniformat

Heute legte der Agrarausschuss des Europäischen Parlaments einen Teil seiner Positionen zur neuen Agrarpolitik bis 2020 fest. Der grüne EU-Abgeordnete Martin Häusling sieht in den heute beschlossenen Empfehlungen eine Verschlechterung für Klimaschutz und Artenvielfalt.

Nach Informationen von Häusling hat der Ausschuss lediglich die Verpflichtung zur Einhaltung einer »Fruchtartendiversifizierung« auf zwei Früchte beschlossen, wobei eine davon 80 Prozent ausmachen darf. Die Auflage zur Schaffung bzw. Aufrechterhaltung ökologischer Vorrangflächen beginnen bei 3 Prozent und Enden zu einem späteren Zeitpunkt bei 7 Prozent. 

Häusling: „Die im Agrarausschuss nun abgestimmten Kompromisse verstümmeln den „Greening“-Vorschlag der Kommission zur Unwirksamkeit:  "Nicht nur die Verringerung der 'Fruchtartendiversifizierung' auf zwei Früchte bedeutet eine Verschlechterung. Um sich die Direktzahlungen zu erhalten können Landwirte aus einer Menu-Liste dürfen ersatzweise zahlreiche andere Auflagen ausgesucht werden, um das „Greening“ zu erfüllen. Darüber hinaus sind die Auflagen nicht einmal verpflichtend, um 100 Prozent der Direktzahlungen zu erhalten. Landwirte, die sie nicht erfüllen, bekommen dennoch den Großteil der Zahlungen.“    

Für Häusling hat die konservativ-liberale Mehrheit der Abgeordneten des Agrarausschusses des Europäischen Parlaments sowie einige Sozialisten mit dieser Entscheidung den Europäern keinen Gefallen getan! "Die Abstimmungen heute haben leider gezeigt, dass man sich hier nicht einmal ansatzweise dazu durchringen konnte, Auflagen für mehr Klima- und Ressourcenschutz zu akzeptieren," so Häusling. "Statt die Wende zu einer zukunftsfähigen Agrarpolitik einzuleiten, hat man sich für die Bewahrung von Pfründen entschieden. Das wird den gesellschaftlichen Ansprüchen nicht gerecht!“

Häusling verwies darauf, dass schon 2008 als Ergebnis des sogenannten Gesundheits-Checks der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (GAP) neue Herausforderungen definiert wurden, denen die Agrarpolitik in Zukunft besonders begegnen sollte, darunter Anpassung an den Klimawandel und Abschwächung seiner Folgen, Wassermanagement und Erhaltung der biologischen Vielfalt.

Führende Agrarökonomen aus ganz Europa hätten im November 2009 eine Erklärung abgegeben, in der sie eine klare Fokussierung der GAP auf europäische Gemeingüter - insbesondere auf Klimaschutz, Biodiversität und das Wasser-management – forderten. Und in der 2010 von Agrarkommissar Ciolos eröffneten öffentlichen Debatte zur Zukunft der GAP sprachen sich Bürger und Zivilgesellschaft in mehr als 5500 Beiträgen ebenfalls für eine faire Landwirtschaft aus, die die Umwelt und die biologische Vielfalt schützt.

Die Beschlüsse des Agrarausschusses sollen im März dem Europaparlament als Grundlage für die Verhandlungen mit der EU-Kommission und dem EU-Agrarrat vorgeschlagen werden.

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/ Angelika Blank: Am Tag des offenen Hofes in Gedelitz 2012 präsentierte sich die Landwirtschaft vor allem mit gigantischen Landmaschinen - wie hier der "spektakulärsten Maus aller Zeiten", einem selbstfahrenden Reinigungslader für Zuckerrüben mit über zehn Meter breitem Aufnahmesystem.  


2013-01-23 ; von Angelika Blank (autor), pm (autor),

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