In der Altmark sind es 320, im Wendland 30 Bohrschlammgruben, aus denen seit Jahren Arsen, Blei, Cadmium und andere Umweltgifte ins Grundwasser sickern. Eine Delegation aus Umweltschützern, Kommunalpolitikern und betroffenen Bürgern informierte sich am Dienstag über Sachstand und Hintergründe.
Knapp
30 Interessierte aus dem Wendland und der Altmark - darunter mehrere
Kommunalpolitiker der Gemeinde Luckau, des Stadtrates Salzwedel, des
Altmarkkreises Salzwedel, sowie der stellvertretende BUND-Landesvorsitzende
Sachsen-Anhalt und Projektleiter Grünes Band, Dieter Leupold, der
BUND-Kreisvorsitzende Dr. Walter Jakel und betroffene Anwohner und Grundbesitzer
- beteiligten sich am Dienstag an der "Exkursion Bohrschlamm".
Gemeinsam eingeladen hatten die BUND-Kreisgruppe Salzwedel, die BI Umweltschutz
Lüchow-Dannenberg e.V. und die BI "Saubere Umwelt & Energie Altmark".
Wasserwirtschaftsingenieur Bernd Ebeling erläuterte Sachstand und Hintergrund
der Bohrschlammgruben bei Luckau (Wendland) und Wistedt (Altmark).
30
unsanierten Bohrschlammgruben im Wendland stehen in der Altmark 320 gegenüber
mit einem Gesamtinhalt von rund 1 Million Tonnen - und zusätzlich die 200.000
Tonnen Extrem-Giftmüll bei Brüchau, informieren die Initiativen (BIs). Am Standort der Bohrschlammgrube Luckau
wurden nach Informationen der BIs von 1973 bis 1991 6.400 Tonnen Bohrschlämme in die ehemalige Sandkuhle
gekippt. Sie werden nun auf abgedichtete Deponien verbracht.
"Im
Grundwasser wurden erhöhte Konzentrationen von Arsen, Blei und Cadmium sowie
Salzen festgestellt," so der Wasserwirtschafts-Ingenieur Bernd Ebeling. "Aufgrund der Forderungen aktiver Luckauer Bürger und der
Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg werden nun weitere
Grundwassermessstellen eingerichtet, um das Ausmaß des Grundwasserschadens
feststellen zu können und weitere Sanierungsmaßnahmen
Bei der mitten im
Getreidefeld liegenden, in Sanierung befindlichen Bohrschlammgrube
zwischen Wistedt und Osterwohle war deutlich zu erkennen, dass ölhaltige
Schlämme bereits ab einer Tiefe von 60 cm anstehen, heißt es in dem Bericht über die Exkursion. "Das führte bei den
Teilnehmenden zu Unverständnis. An vielen Standorten in der Altmark wird
das nicht anders sein, so dass Ackerfrüchte und Gräser Schadstoffe aufnehmen,
die dann in die Nahrungskette gelangen," so Ebeling. "Zur Zeit lagern ca. 1.500 Tonnen
Bohrschlamm bis zu vier Metern hoch auf der Baustelle. Es riecht stark nach
Kohlenwasserstoffen. Ein Zustand, welcher für Luckau nicht gewollt ist, dort
sind die nächsten Wohnhäuser nur 250 m von der Bohrschlammgrube entfernt. Da das
Material nicht
abgedeckt ist, besteht die Gefahr, dass durch Regen Schadstoffe in das
direkt angrenzende Getreidefeld gespült werden." "Wir werden die ausführende
Baufirma und die LAF auffordern, diesen Missstand umgehend abzustellen",
fordert Dr. Christfried Lenz von der altmärkischen
Bürgerinitiative.
Dr. Walter Jakel erinnerte an die Resolution der BUND-Kreisgruppe, die vor Monaten vom Altmarkkreis Salzwedel an die Landesanstalt für Altlastenfreistellung (LAF) weitergereicht , von dort bislang aber nicht beantwortet worden sei. Dieter Leupold ergänzte, es sei unverantwortlich von der LAF, dass sie die Besitzer der von Bohrschlammgruben betroffenen Grundstücke nicht informieren will.
Abschließend stellten die
Teilnehmer der Exkursion fest, dass es mit den Abfällen der Erdgasförderung im
Prinzip die gleiche Problematik gibt wie mit dem Atommüll: die Entsorgung ist
letztlich ungeklärt! "Die logische Folgerung kann nur sein, wenigstens nicht
noch mehr dieser Abfälle zu produziere und schleunigst auf die sauberen
erneuerbaren Energien umzusteigen," fasst Bernd Ebeling das Resümee aus der Exkursion zusammen.
Foto | Tanja Zeps: Exkursionsteilnehmende an der Bohrschlammgrube
zwischen Wistedt und Osterwohle, wo es stark nach Kohlenwasserstoffen riecht. Im
Hintergrund die ca. 1.500 Tonnen ausgebaggerter Bohrschlamm.