Der Energiekonzern Exxon Mobile gab am Dienstag in Osnabrück bekannt, dass er als Konsequenz aus den Ergebnissen der von ihm in Auftrag gegebenen Risikostudie alle Frackingprojekte in Niedersachsen vorerst auf Eis legt. Zunächst sollen die Folgen des umstrittenen Gewinnungsverfahrens für Grund- und Trinkwasser genauer untersucht werden.
Bereits am 25. April 2012 hatten die an der Studie beteiligten Experten ihre Ergebnisse und Empfehlungen vorgestellt. Ein halbes Jahr später, am 6. November 2012 gab ExxonMobil nun vor rund 80 Teilnehmern aus Kommunen, Wasserwirtschaft, Bürgerinitiativen, Verbänden und Behörden in Osnabrück einen Überblick über die bereits eingeleiteten Umsetzungsschritte und die Konsequenzen aus der Risikostudie.
Zu Beginn der Veranstaltung skizzierte zunächst Prof. Dr. Borchardt, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und wissenschaftliche Leitung des InfoDialog Frackings, noch einmal die wesentlichen Empfehlungen aus der Risikostudie Fracking.
Anschließend stellte Dr. Georg Meiners, ahu AG, die Ergebnisse der im Auftrag vom Umweltbundesamt erstellten Studie vor.
Eine zentrale Forderung aus der Risikostudie Fracking, sowie den in letzter Zeit veröffentlichten Studien des Umweltbundesamtes und des Landes Nordrhein-Westfalen ist die Durchführung eines umfangreichen Monitorings. Dies soll nach Aussagen von Exxon Mobile "vor, während und nach der Durchführung von Erkundungsmaßnahmen, z.B. Bohrungen oder Frac-Aktivitäten" erfolgen.
Exxon Mobil wird daher keine weiteren Aktivitäten in unkonventionellen Lagerstätten durchführen, bevor das Konzept zum Grundwasser-Monitoring umgesetzt wurde. Hierzu ist insbesondere eine Ist-Aufnahme der Grundwassersituation notwendig, für die die Anlegung von Brunnen erforderlich ist. Das Programm wird in den kommenden Monaten mit allen Beteiligten abgestimmt werden.
Zudem werden kurzfristig wissenschaftliche Gutachten an die Universitäten TU Clausthal, Universität Hannover, RWTH Aachen sowie unabhängige Ingenieurbüros vergeben. Ziel ist die weitere Vertiefung der Erkenntnisse in den Bereichen: Rissausbreitung, Toxikologie von Frac-Flüssigkeiten, Erfassung von diffusem Methan sowie z.B. Lagerstättenwasseraufbereitung und Sicherheitsanalysen. Ergebnisse werden für Frühjahr 2013 erwartet.
ExxonMobil gab darüber hinaus bekannt, die Projekte Osnabrück-Holte Z2 und Bad Laer Z2 wegen der Nähe zu Heilquellenschutzgebieten nicht weiter zu verfolgen. Diese Bohrungen sollen verfüllt und die Bohrplätze rückgebaut werden.
Für das 2. Quartal 2013 kündigt Exxon Mobile eine Konferenz an, in der sich der Energiekonzern gut zwei Jahre nach Beginn der Diskussion zur Aufsuchung und Gewinnung unkonventioneller Erdgasvorkommen mit dem dann erreichten wissenschaftlichen Stand auseinandersetzt und die weiteren Planungen vorstellt. Hier sollen die Ergebnisse der im Auftrag von Umweltbundesamt bzw. dem Land Nordrhein-Westfalen erstellten Gutachten einfließen und die weitere Vorgehensweise auf einer möglichst industrieweiten Basis mit intensiver Begleitung durch gesellschaftliche Interessengruppen vorgestellt werden.
Die während der Exxon-Veranstaltung gezeigten Präsentationen werden in den kommenden Tagen auf www.erdgassuche-in-deutschland.de verfügbar sein.
Welche Auswirkungen diese Entscheidung auf die im Bereich Lüneburg, Uelzen und Lüchow-Dannenberg gestellten "Aufsuchungs"-Anträge zur Vorbereitung des Frackingverfahrens hat, ist zur Stunde nicht bekannt - Antragsteller ist hier nach bisherigen Informationen der kanadische Konzern Blue Mountains Exploration.
Wie das bergrechtliche Genehmigungsverfahren abläuft, hat übrigens die AZ in ihrem Artikel "Fracking bereits etabliert" beschrieben.