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Filmkritik: Bang Boom Bang

Zehn Jahre alt ist die Komödie von Peter Torwarth schon, doch René Schüttler (zero) will immer noch "Mehr davon!".

Deutsche Filmkomödie? Da denke ich an Rühmann oder Erhardt, die bieten immerhin einen gewissen Annodunnemals-Charme. Dann erscheinen Klamotten mit Hallervorden oder Gottschalk, aber auch Filmchen mit aktuellen Filmgrößen wie Schweiger, Riemann, Rohde oder Ochsenknecht – allesamt ehrenwerte Aushängeschilder ihrer Zunft und Zeit, und ich tue ihnen bestimmt Unrecht, wenn ich sie hier alle in einen Sack haue. Doch ich tu’s mal und fühl mich nicht wirklich übel dabei.
Anders geht es mir mit „Bang Boom Bang“. Das erinnert mich eher an Detlev Buck, an große Kleinode wie „Karniggels“ oder „Wir können auch anders“. Thorwarth setzt auf Ruhrpott-Charme, nicht frei von Klischees, aber Klischees spiegeln ja leider oft nur die Wirklichkeit. Die macht den Film satt, erdig, lebendig. Ungeschliffene Dialoge ungehobelter Typen – wohltuend! Nicht die übliche, vordergründig geistreich-witzig gestylte Schlagfertigkeit. Sicher, hier und da geht’s arg rotzig zu, teils auch auch zotig, aber passend. Keine Zote wird um ihrer selbst willen gerissen; was sonst meist platt wirken würde, wirkt hier echt. Solche Typen gibt’s! Der Film lebt von diesen Gestalten und die nehmen die Steilvorlage der ebenso verschrobenen wie spannenden Geschichte dankbar und spielfreudig an.
Kalle (Ralf Richter) türmt zwei Jahre vor seiner Entlassung aus dem Knast und schlägt sich zu seinem Kumpel Keek durch. Keek (Oliver Korittke), Gelegenheitsganove und Kampfkiffer (Autokennzeichen: DO - PE 69), sollte die Beute eines gemeinsamen Bankraubs hüten. Unter der Bedingung, daß ihm nach seiner Haft 90 Prozent davon zustehen würde, hielt Kalle dicht und ging allein in den Bau. Nun will er seinen Anteil, was Keek arg in die Klemme bringt, hat er doch das meiste bereits verspielt. Da Kalle in solchen Angelegenheiten eher gereizt reagiert, muß Keek sein Improvisationstalent bemühen. Doch das ist erst der Beginn eines wahnwitzigen und gefährlichen Entfesselungsaktes, der im Grunde nur scheitern kann – wenn bloß nicht alles dermaßen bekloppt käme...
Ist der Film vorbei, will man mehr davon. Noch mehr vom schmierigen Diether Krebs, mehr vom goldkettchenbehängten Hilmi Sözer, weitaus mehr vom unverwüstlich näselnden Semmelrogge und ganz viel mehr von Korittke, Thomczyk und Richter. Doch der Film ist nicht aus, fängt gerade erst an – am Mittwoch, dem 13. Mai, um 20 Uhr im Clenzer „Culturladen“.




2009-05-02 ; von zero/rene schüttler (autor),

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