Bereits vor dem Zieljahr 2015 hat es der Landkreis Lüchow geschafft: die Region versorgt sich zu 100 % aus eigenen Energiequellen mit Strom! Grund genug für ein Freudenest am Samstag auf dem Jeetzeler Berg ...
Am Samstag den 30. April war „Tag der Erneuerbaren Energien“, an diesem Tag öffnen traditionell viele Betreiber von Erneuerbaren Energieanlagen ihre Türen für Besucher. In diesem Jahr lud der Verein WendenEnergie e.V. in Zusammenarbeit mit den Wendland Wind Bürgerbetreibergemeinschaften zu einem 100 %-Fest ein. Viele Besucher konnten es gar nicht glauben, dass tatsächlich das im Jahr 1999 beschlossene Ziel für Lüchow-Dannenberg schon vier Jahre vor dem Zieljahr 2015 erreicht worden ist. Auch Landrat Jürgen Schulz bekannte, er hätte die Erfolge etwa bei 70 % vermutet - zeigte sich aber hochgradig erfreut über das schnellere Erreichen dieses Zieles. Gerade jetzt, wo überall von Atomausstieg und vom Umstieg auf Erneuerbare Energien die Rede ist, kann die Region sich durchaus stolz als zukunftsfähige Region präsentieren.
Wie genau sich die Erneuerbaren Energien in den letzten 12 Jahren entwickelt haben, wurde von Dipl. Ing. Daniela Weinand in ihrem Vortrag anlässlich des 100 %-Festes erläutert. Nach dem Startschuss, mit der Inbetriebnahme der ersten Bürger-Windkraftanlage auf dem Jeetzeler Berg vor fast genau 15 Jahren, war es zunächst sehr langsam mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien voran gegangen.
Aber in den letzten 3 Jahren wuchsen die Bereiche Bioenergie, Solarstrom und Windenergie alle drei sehr rasant an. So waren bis Ende des Jahres 2010 etwa 630 Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 10 MW, 24 Biogasanlagen mit 15 MW und 71 Windkraftanlagen mit 108 MW Nennleistung in Lüchow-Dannenberg am Netz. Ihre durchschnittliche jährliche Stromproduktion beträgt gut 300 Mio. Kilowattstunden. Davon 63 % Wind, 34 % Biogas und 3 % Solarstrom. Zwei kleine Wasserkraftanlagen sind prozentual nicht erfasst.
Erst kurz vor dem Fest erfuhren die Initiatoren die neuesten Verbrauchszahlen für Lüchow-Dannenberg von der Avacon. Laut EON-Avacon ist der Stromverbrauch in Lüchow-Dannenberg im Jahre 2009 durch die Wirtschaftskrise stark eingebrochen, so dass er deutlich niedriger als in den Vorjahren war. So hat Lüchow-Dannenberg eigentlich schon seit 2009 sein 100 %-Ziel im Strombereich erreicht.
"Auf jeden Fall exportieren wir jetzt immer mehr Strom, und das ist auch gut so," berichtet Initiator Dieter Schaarschmidt, "Schließlich haben die Städte nicht die gleichen guten Bedingungen für die Wind- und Biomassestromproduktion." Auch am letzten Samstag dürfte viel Strom aus dem Wendland exportiert worden sein, denn Wind und Sonne meinten es sehr gut, mit den Stromrebellen, die trotz der idealen Wetterbedingungen für einige Stunden zwei Windmühlen abstellten und damit über 100 Menschen den langersehnten Aufstieg auf die große und eine kleine Windkraftanlage ermöglichten.
Anschließend gab es zur Belohnung Sekt und heiße Anti-Atomwaffeln, oder auch Kaffee und Kuchen von Sabine Carnap, die als Mitgeschäftsführerin dieses Projekt vor über 20 Jahren mit ins Leben gerufen hat. Insgesamt kamen über 300 Interessierte zu der besonderen Feier. Und nicht wenige von Ihnen würden sich gerne an weiteren Projekten in der Region beteiligen. Doch bis es zur neuen großen Solarstromanlage bei der Biomosterei Voelkel, oder zum Repoweringprojekt auf dem Jeetzeler Berg kommt, sind noch einige Hindernisse zu überwinden.
Die Organisatoren sind zuversichtlich: „Die ersten 5 % erneuerbarer Strom waren die schwersten, jetzt läuft es oft schon wie von selbst. Das sieht man schließlich auch daran, dass jetzt auch die großen Konzerne ihr Herz für die Erneuerbarten Energien entdeckt haben." Doch der größte Wunsch von Dieter Schaarschmidt wäre, diese Stromversorgung jetzt auch noch verlässlich zu organisieren, möglichst ohne Netzausbau, dafür mit intelligenter Vernetzung und Biogas als Speicher für den Spitzenlaststrom.
Fotos: Vortrag von Daniela Weinand über die Zusammensetzung der 100 % im Festzelt. / Buntes Treiben unter der 1,3 MW-starken Windanlage „WenDino“