Mit ihrer Fotoserie "sacred fish" und einer Porträtreihe einer Johannesburger Frau macht die südafrikanische Künstlerin Friederike von Stackelberg das Spannungsfeld zwischen Schönheit und Fragilität auf eindrucksvolle Weise sichtbar. Die Ausstellung ist noch bis zum 30. April im Gartower Zehntspeicher zu sehen.
"Es ist eine Sache, ein Bild vom Aussehen einer Person zu mchen, eine andere Sache, ein Portrait von ihrer selbst zu machen." Dieses Zitat des Fotografen Paul Caponigro ist auch die Basis der Arbeiten der südafrikanischen Künstlerin Friederike von Stackelberg.
Zwei Wochen lang arbeitet sie mit ihren Modellen - wie auch bei der Porträtserie "Johannesburg, Südafrika". "Es ist ein gemeinsamer Weg mit den Porträtierten, schon allein dadurch, dass die Belichtung so lange dauert", sagt von Stackelberg. Die Entscheidung, mit dem extrem aufwändigen Kollodium-Nassverfahren zu arbeiten, bedingt schon im Entstehungsprozess ein tiefgreifendes Einlassen auf die Person, die porträtiert wird. Eine Nähe entsteht, die bei der schnellen digitalen Fotografie nicht ohne Weiteres entsteht.
Von Stackelberg arbeitet bewusst mit den Fehlern des Prozesses. Kratzer, Unregelmäßigkeiten auf der Glasplatte und an den Rändern relativieren die Schönheit der Porträtierten. Das ist gewollt. So entstehen Porträts, die nicht nur die glatte Oberfläche eines schönen Gesichts zeigen, sondern deren Verletzlichkeit und Zweifel ebenso wie ihr Selbstvertrauen - authentische Schönheit eben.
Die Johannesburger Porträts sind Teil der Ausstellung "Walking on Water". "An einer Ausstellung über Wasser arbeite ich schon lange", so die Künstlerin. "Wir können alle nicht ohne Wasser. Der Fisch steht dafür als Symbol". Als sie den Ausstellungsraum Zehntspeicher sah, war ihr sofort die Idee gekommen, diese Fläche gemeinsam mit einem Videokünstler zu bespielen. Louis von Adelsheim als Partner zu gewinnen, war eine glückliche Entscheidung: die Werke der beiden KünstlerInnen ergänzen sich hervorragend.
"sacred fish" - von Arroganz und Respektlosigkeit der Menschen
"sacred fish" hat von Stackelberg ihre Fotoserie genannt, in der sie Fische in einem Zustand zwischen Tod und Leben porträtiert. In jeder Kultur, in jeder Religion sind Fische ein starkes Symbol für alles Gute. Für Menschen sind sie Genuss-Objekte, aufgereiht in einer Auslage, vorbereitet für den menschlichen Verzehr, losgelöst von ihrem natürlichen Element, dem Wasser.
Die Umrahmung der - ebenfalls mit dem Kollodium-Nassverfahren hergestellten Fotos - gibt den Zuschauern die Möglichkeit, wie durch ein Fenster in eine fremde Welt zu schauen. Durch die Abstraktion bringt von Stackelberg Poesie in die Bilder, verleiht ihnen eine andere Dimension, jenseits von Betroffenheitskunst.
Ebenso wie bei den Porträts wird auch die Ästhetik der Fische, durch Unregelmäßigkeiten und Störungen in der Glasplatte gebrochen. Diese Brüchigkeit unterstreicht die Fragilität ihres Lebensraums. Und lässt nachdenken über menschliche Arroganz und Überheblichkeit, die uns dazu bringt, sich über die Natur zu stellen.
"Die Fotografien sind nicht nur Kunstwerke, sondern erinnern auch daran, wie wichtig es ist, unsere Umwelt zu schützen", sagt sie. "Wir sollten uns bewusst sein, dass wir ohne Wasser nicht existieren können und dass wir eine Verantwortung haben, diese kostbare Ressource zu schützen. Die Ausstellung gibt uns die Möglichkeit, unsere Perspektive zu ändern und das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass wir alle Teil der Natur sind und diese schützen müssen".
Die Ausstellung im Zehntspeicher ist noch bis zum 30. April geöffnet - jeweils samstags und sonntags von 12 bis 16 Uhr.
Fotos | Friederike von Stackelberg