Die Zeit der knurrenden Mägen ist vorbei. Am Sonntag um 19 Uhr wird sie mit einem Festakt feierlich eröffnet: Die schmucke neue Schulmensa im Dannenberger Schulzentrum. Damit ist den Beteiligten nach einem komplizierten Planungsprozess ein ganz großer Wurf, architektonisch zudem herausragend umgesetzt, gelungen.
Die Schülerinnen und Schüler der seit 2007 bzw. 2009 zu Ganztagsschulen erweiterten Nicolas-Born-Schule und des Fritz-Reuter-Gymnasiums können sich ab sofort täglich auf ein frisches, gesundes und schmackhaftes Mittagsmahl freuen, ein Kiosk hält zudem Getränke, Brötchen und Kuchen bereit.
Für die Pennäler findet damit die Zeit der mittäglich knurrenden Mägen ein glückliches Ende. Aufgrund chronisch knapper Kassen mussten die Sterne gleichsam günstig stehen, um das ambitionierte Projekt umsetzen zu können - die Mensa-Pläne existieren schon seit Jahren. Und endlich passte alles. Es gab Geld aus dem Konjunkturpaket II, die Pläne lagen fertig in der Schublade.
Am Sonntag wird die Mensa offiziell eingeweiht: Nach einer Begrüßung durch die Schulleiter Jürgen Thiele vom Fritz-Reuter-Gymnasium und Reinhard Deegen von der Nicolas-Born-Schule wird die Vorsitzende der Grünen im Europäischen Parlament, MdEP Rebecca Harms, ein Grußwort sprechen, ebenso Landrat Jürgen Schulz, Samtgemeindebürgermeister Jürgen Meyer und Bürgermeister Günter Voß.
Auch werden die Vertreter der Comenius-Partnerschulen des Fritz-Reuter-Gymnasiums aus Bulgarien, Großbritannien, den Niederlanden und der Slowakei empfangen.
Die neue Mensa – als erster Bauabschnitt eines umfassenden Sanierungskonzeptes am 2. Februar 2011 nach rund 15-monatiger Bauzeit fertiggestellt – bietet rund 240 Essplätze. Als Aula bzw. Theater bietet sie – ohne Tische – rund 360 Sitzplätze.
Die Gesamtbaukosten beziffert der verantwortliche Architekt Bernd Pauker mit 2,35 Mio. Euro, zum Großteil mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung finanziert.
Die aufwendige energetische Sanierung umfasst die komplette Fassade, das Dach und die riesigen Fensterflächen, die komplett erneuert wurden.
Neben dem Innenbereich wurde auch der Außenbereich clever umgestaltet: Eine Terrasse wurde für die Mensanutzung in der warmen Jahreszeit gebaut. Dazu wurden einige Kiefern gerodet und neue Grünflächen angelegt.
Im Innenbereich, der sich überaus hell und freundlich zeigt, ersetzt ein barriefereier Stabholzfußboden den stufigen, mit Teppich belegten Vorgänger. Eine hochmoderne Be- und Entlüftungsanlage sowie eine Fußbodenheizung runden die technische Sanierung ab. „Alein in die Technik wurden hier 750.000 Euro investiert“, berichtet Bernd Pauker.
Im vorderen Teil der Mensa, vis a vis von Famila, wurde ein Neubau errichtet: In dem rund 300 Quadratmeter großen Wirtschaftsteil befinden sich das Lager, die Tiefkühl- und Kühlzellen, die Spülküche, die Küche sowie die Personal- und Technikräume.
Im rund 700 Quadratmeter großen Altbau, der ehemaligen Aula und dem Musikraum, wurde die Essensausgabe, der Kiosk und das Café untergebracht. Das Café wird als zweiter Bauabschnitt vorraussichtlich Anfang Mai fertig gestellt werden.
Betrieben wird die Mensa vom Haus der Lebenshilfe gGmbH, die hier auch behinderte Mitarbeiter einsetzt.
Mit insgesamt rund 15 Mitarbeitern werden Küchenmeister Hubert Fröhlich und sein Stellvertreter Jens Reckleben täglich bis zu 350 Essen zubereiten.
Architekt Bernd Pauker, der selber sein Abitur in Dannenberg gemacht hat, betont, wieviel Spaß es macht, für Jugendliche zu entwerfen und zu bauen. Auch das Dannenberger Jugendzentrum hat er schon saniert. Die Mensa gehört zu seinen bedeutensten Aufträgen, ähnlich wie die Sanierung der Grundschule Dannenberg.
Farblich hat Pauker das frische Gestaltungskonzept des Jugendzentrums in der Mensa aufgenommen und, in Zusammenarbeit mit dem Gestaltungsausschuss der Schule, weiterentwickelt.
Pauker lobt ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit der Genehmigungsbehörde sowie dem Gebäudemanagement der Kreisverwaltung in Lüchow.
FRG-Schulleiter Jürgen Thiele berichtet, wie es von der Aula zur Mensa kam: „Mit Ausweitung des gymnasialen Angebotes insbesondere in der Sekundarstufe II in den Jahren von 1990 bis etwa 2000 entstand am FRG zunehmend Nachmittagsunterricht. Der Schulelternrat und die Gesamtkonferenz des FRG forderten im Jahr 2000 vom Schulträger den Bau einer Mensa. Natürlich war allen klar, dass für ein derart großes Projekt vom Landkreis eine tragbare Finanzierung gefunden werden musste.“
Im Jahr 2001 entwickelte die Stadt Dannenberg Pläne zur Stadtsanierung. Im Rahmen dieses Vorhabens erarbeiteten die vier Dannenberger Schulleiter sowie die Leiterin der KVHS Almke Matzker-Steiner ein Konzept für die Weiterentwicklung des Dannenberger Schul- und Sportzentrums im Rahmen der Stadtsanierung. Wesentlicher Teil dieses Konzeptes, so Thiele, war die Sanierung der Aula und ihre Erweiterung zur Mehrfachnutzung als Mensa. Jürgen Thiele: „Da die nötigen Fördermittel für die Stadt Dannenberg nicht im ausreichenden Maße flossen, konnte es damals nicht umgesetzt werden.“
Im Jahr 2003 ergab sich die nächste Möglichkeit, Fördermittel zu beantragen. Das Konzept wurde umgeschrieben, aber wieder wurde das Schulzentrum Dannenberg nicht berücksichtigt.
2004 wurden vom Bund über die Bundesländer Mittel im Rahmen des Programmes „Investitionsprogramm Zukunft von Bildung und Betreuung“ bereitgestellt. Das FRG beantragte auf Grundlage der vorherigen Anträge, in das Programm aufgenommen zu werden. Der Antrag wurde zwar als förderwürdig eingestuft, da aber die Mittel begrenzt waren, wurden vor allem Hauptschulen berücksichtigt.
Jürgen Thiele berichtet: „Allerdings wurden vom Architekturbüro Pauker im Rahmen des Antragsverfahrens bereits damals detaillierte Pläne für die Errichtung einer Mensa entworfen.“
2005 wurde in Kooperation mit der Bäckerei Stahlbock im ehemaligen Hausmeisterhaus des FRG eine Caféteria eingerichtet, die auch ein Mittagessen anbot. Diese Caféteria stellte ihren Betrieb mit Fertigstellung der neuen Mensa vor kurzem ihren Betrieb ein.
2007 wurde das FRG offiziell Ganztagsschule, die Nicolas-Born-Schule folgte im Jahr 2009. Ende des Jahres 2008 wurden Konjunkturmittel bereitgestellt, um öffentliche Bauvorhaben voranzutreiben. Jürgen Thiele: „Diesmal lagen im Schulzentrum Dannenberg antragsreife Pläne aus den vorangegangenen Verfahren vor, so dass schnell ein Antrag gestellt werden konnte. Und diesmal wurde das Schulzentrum berücksichtigt!“
Ende 2008 setzen die Schulvorstände einen Mensaausschuss ein. Er besteht aus Schüler-, Eltern- und Lehrervertretern beider Schulen, man traf sich regelmäßig. Jürgen Thiele: „Da es im Landkreis keine Erfahrungen mit Schulmensen gab, wurde die Deutsche Gesellschaft für Ernährung in Bonn als Berater gewonnen. Schulmensen in Norddeutschland wurden besucht, um von den Erfahrungen andere zu lernen. Im Laufe des Jahres 2009 wurden Qualitätskriterien für den Betrieb erarbeitet. Außerdem wurden Anforderungen an einen möglichen Betreiber entwickelt, so dass bereits zu Beginn des Jahres 2010 ein kompetenter Betreiber ausgewählt werden konnte. Und so konnte der Betreiber auch noch Einfluss auf die Gestaltung des Küchenbereiches nehmen!“