Nach einem Anti-Atom-Frühstück vor dem Atomforschungszentrum GKSS in Geesthacht kletterten am Dienstag Abend KletteraktivistInnen in die Bäume vor der Hauptzufahrt und blockierten diese bis zum Mittwoch Morgen.
In der Nacht wurde der luftige Protest durch eine zehnköpfige Mahnwache an der Kreuzung begleitet. Anlass ist der unmittelbare Beginn des LKW-Transports mit 49 bestrahlten Brennstäben aus dem 1979 stillgelegten Atomfrachter "Otto Hahn" in die Atomfabrik Cadarache im Süden Frankreichs, wo eine Neuverpackung stattfinden soll. Später soll der Müll dann in das Zwischenlager Lubmin bei Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) gebracht werden.
" Die strahlende Atomerbe ist in sich ein Skandal", sagte Kletteraktivistin Cécile Lecomte. Die 28-jährige war zur Betriebszeit des Otto-Hahn Atomfrachters nicht einmal geboren, gehört aber zu einer der zahlreichen nachkommenden Generationen, die sich mit dem Müll befassen müssen.
"Dieser Transport ist vollkommen sinnlos und überflüssig und die Neuverpackung in einer Anlage wie in Cadarache ist noch unverantwortlicher. Ein Teil der Anlage in Cadarache - die MOX-Fabrik - ist 2003 wegen Erdbebengefahr geschlossen worden!" weiß die in Lüneburg lebende junge Französin, die in der Vergangenheit an Protestaktionen in Cadarache selbst teil nahm.
Die strahlenden Brennstäbe sollen nach Pressemeldungen in dieser Woche von Geesthacht nach Frankreich gebracht - auf der Straße. Beauftragt ist damit die Firma ´Nuclear Cargo + Service´ (NCS) im hessischen Hanau, die den Weg über die Straße beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) beantragt hat.
Über den genauen Transporttermin schweige die GKSS, teilte die AktivistInnengruppe mit.
"Transparenz ist nicht die Stärke der Atomindustrie", spottet Lecomte hierzu. "Information über Transporte und Transportstrecken werden geheim gehalten. BürgerInnen werden nicht darüber informiert, dass die gefährliche strahlende Fracht vor ihr Haustür fährt." Die AktivistInnen vermuten, dass diese Geheimhaltung u.a. aus Furcht vor Aktionen von AtomkraftgegnerInnen erfolgt.
Die Protestler in Geesthacht wollten ihren Zeitplan und ihre Aktion selbst bestimmen. "Ob der Transport heute kommt oder an einem anderen Tag - das ändert nichts an unserem grundsätzlichen Protest, der sich gegen die Atomkraft richtet - also nicht nur gegen diesen Transport, sondern auch gegen die ganzen atomaren Machenschaften der GKSS. Immer wiederkehrendes Thema sind auch die zahlreichen Leukämiefällen in der Elbmarsch. Aus diesem Grund haben wir die Hauptzufahrtsstraße zur GKSS symbolisch dicht gemacht", erklärte Lecomte weiter.
Die jetzige Aktion ist der Startschuss für eine Kampagne gegen Castor-Transporte in das Zwischenlager Nord Lubmin bei Greifswald, welche bereits für das Jahr 2010 genehmigt wurden. Weitere Infos auf den Internetseiten von contratom.
Bilder der Aktion sind im Anhang und in größerer Anzahl und Auflösung hier frei verfügbar (unter Angabe der Quelle "Eichhörnchen").
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