Während der Saatgut-Konzern Monsanto "sämtliche verfügbaren Optionen" prüft, damit die Landwirte noch in diser Saison MON810 anbauen können, ist für die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) das Verbot längst überfällig. Reaktionen auf die gestrige Entscheidung von Landwirtschaftsministerin Aigner.
Monsanto kann die Entscheidung von Ministerin Aigner nicht nachvollziehen, ein Anbauverbot für MON810 auf Grundlage der Schutzklausel auszusprechen. Nach Ansicht des Pflanzgut-Konzerns ist MON 810 sicher für die menschliche Gesundheit, Tiere und die Umwelt. Das zeige eine überwältigende Zahl wissenschaftlicher Untersuchungen. MON 810 sei in der EU für Anbau und Verwendung zugelassen. Ein zeitweiliges Aussetzen der Genehmigung durch einen EU-Mitgliedsstaat mit Verweis auf die Schutzklausel erfordere neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die geeignet seien, die Sicherheit eines gentechnisch veränderten Produktes in Frage zu stellen. Dies ist nach Ansicht des Konzern hier nicht der Fall. „Wir sind davon überzeugt, dass die Begründungen, die zur Entscheidung von Ministerin Aigner geführt haben, nicht geeignet sind, die Sicherheit des Produktes in Zweifel zu ziehen. Sie rechtfertigen kein Anbauverbot.“, so Dr. Holger Ophoff, Leiter der Zulassungsabteilung Monsanto Agrar Deutschland GmbH.
Für Monsanto sind die Genehmigungen auf aller Welt Bestätigung genug für die Sicherheit von MON 810. „Wir prüfen sämtliche verfügbaren Optionen und behalten uns rechtliche Schritte vor, damit Landwirten in Deutschland auch in der laufenden Anbausaison die Möglichkeit offen steht, MON 810 anzubauen,“ so Ursula Lüttmer-Ouazane, Geschäftsführerin der Monsanto Agrar Deutschland GmbH. Der gentechnisch veränderte Mais schütze sich selber gegen den Schädling Maiszünsler und biete den Landwirten klare Vorteile: sie setzten weniger Pflanzenschutzmittel ein, der Gehalt an Mykotoxinen (Pilzgiften) sei niedriger und die Ernteerträge höher.
Für die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) hingegen ist das Anbauverbot längst überfällig: "Nachdem fünf EU-Länder den Anbau von MON 810 Mais verboten haben, hat nach langem Zaudern nun endlich auch die Bundesregierung diesen Schritt getan. Die Entscheidung war längst überfällig, die Aussaatsaison hat in einigen Regionen Deutschlands bereits begonnen. Trotzdem gratulieren wir Frau Aigner, dass sie zuletzt doch den Mut hatte, den Gentechnikmais zu verbieten. Sicherlich spielen dabei auch die nahenden Wahlen für das Europaparlament und den Bundestag eine Rolle. Der Druck der Bauern und Bäuerinnen, die bereits 187 gentechnikfreie Regionen in Deutschland
ausgerufen haben, ist zu einem agrarpolitischen Faktor geworden. Auch den Bauern und Bäuerinnen ist daher ausdrücklich zu gratulieren", bemerkt Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft
bäuerliche Landwirtschaft (AbL).
"Gentechnikfreiheit ist ein wichtiger Standortfaktor - für die Landwirtschaft, für den Naturschutz und auch für die Imkerei", so Graefe zu Baringdorf. "Pollen und Bienen lassen sich nicht vorschreiben, wohin sie fliegen. Imkerei und Landwirtschaft sind aber darauf angewiesen, dass sie wirksam vor der Kontamination mit Gentechnik geschützt werden, um ihre Märkte zu sichern, denn die Verbraucherinnen und Verbraucher verlangen gentechnikfreie Lebensmittel. Deshalb ist auch ökonomisch notwendig, dass Ministerin Aigner sich unmissverständlich dafür einsetzt, dass in Deutschland auch langfristig eine gentechnikfreie Landwirtschaft möglich bleibt", so der AbL-Vorsitzende abschließend.
Foto: Gentechnik-Gegner pflücken bereits eingepflügtes Gen-Saatgut aus einem Acker bei Laase im Wendland/Timo Vogt, randbild
{{tpl:tocbox |style=width:60%;margin:6px; |hd=Mehr zu "Gentechnik" |bd={toc |dt=Wiki |groupID=wnet|public=1 |tags=gentechnik |max=10 |template=tpl:link-list }
}}