Für Percy Schmeiser sind die Verkaufstaktiken der grossen Saatgutkonzerne eine Form der "modernen Leibeigenschaft". Jahrelang hat der kanadische Landwirt und Träger des alternativen Nobelpreises gegen den Saatgutkonzern Monsanto gekämpft - und letztlich gewonnen. Letzte Woche erzählte der Träger des alternativen Nobelpreises auf Einladung der Bäuerlichen Notgemeinschaft von seinen Erfahrungen.
Ausgezeichnet wurde der kanadische Bauer zusammen mit seiner Frau für das lang anhaltende Engagement gegen den international agierenden Gentechnik-Konzern. Knapp 200 Menschen wollten sich nun in Hitzacker über Schmeisers Erfahrungen mit Monsanto berichten lassen, denn auch hierzulande drängt der Konzern mit seinem genveränderten Mais "Mon 810" auf die Felder.
Vor diesem Hintergrund hatte die bäuerliche Notgemeinschaft Schmeiser eingeladen, auch die Bevölkerung hier über die Folgen des Anbaus genveränderter Pflanzen sowie die Praktiken von Monsanto ausführlicher zu informieren.
„Es gibt keine Co-Existenz von herkömmlichem und gentechnisch verändertem Getreide", so Schmeisser. Wenn man einmal genetisch veränderte Organismen eingeführt hat, sind sie da." Niemals aber sollten Bauern das Recht verlieren, Saat aus ihrer Ernte bei der Wiederaussaat zu verwenden. Doch genau dieses Recht werde ihm streitig gemacht. „Sie wollen uns beherrschen. Sie unterdrücken unsere Rechte als Farmer", schimpfte Schmeiser in Hitzacker.
Im Jahr 1997 wurden auf Schmeisers Land gentechnisch veränderte Rapspflanzen von Monsanto gefunden, deren Samen durch den Wind vom Feld eines benachbarten Bauern oder von einem vorbeifahrenden LKW vertragen worden waren und sich bei Schmeiser fortgepflanzt hatten, woraufhin Schmeiser im Folgejahr, als dieser Raps erneut auf Schmeisers Feldern nachgewiesen wurde, von Monsanto wegen Patentverletzung verklagt wurde. Nach fast 10 Jahren vor verschiedenen Gerichten bekam Percy Schmeiser letztendlich recht – Monsanto unterlag.
Gentechnisch veränderte Pflanzen gefährdeten nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch die Entscheidungsfreiheit der einzelnen Landwirte, so Schmeiser. Die Landwirte würden per Vertrag verpflichtet, nur von dem Konzern angebotene bestimmte Chemikalien für Düngung und Schädlingsschutz zu benutzen.
In Lüchow-Dannenberg wehren sich die Landwirte aktuell in Grippel gegen einen geplanten Gen-Mais Anbau. Seit Wochen gibt es dort eine Mahnwache, Aktivisten haben ein 11 Meter hohen Kletterturm auf dem Acker errichtet daneben weitere Holzkonstruktionen – um die Aussaat des Gen Mais MON 810 zu verhindern. Tag und Nacht harren einige wenige Protestierer an der Mahnwache aus. Sie haben sich mehr Unterstützung aus der Bevölkerung gewünscht. Hupend vorbei fahren ist zwar auch eine schnelle Solidaritätsbekundung, aber personelle Unterstützung für die Mahnwache würde die Aktivisten noch mehr freuen. Mut und Hoffnung will Schmeiser allen machen, die sich gegen die Genpflanzen wehren wollen. "Keiner kann sagen, ich habe nichts gewusst“, betont der rüstige Landwirt im Rentenalter.
Während Percy Schmeiser auf der Bühne spricht, schaut seine Frau immer wieder hoch, nickt – und strickt wenige Minuten später weiter. Fast so wie die Grünen zu ihrer Anfangsphase in deutschen Parlamenten. Im Hintergrund hält sie die Fäden zusammen, hat mit ihren Mann den Kampf gegen Monsanto geführt – allein die Rechtsanwaltskosten summierten sich auf 400.000 $. Die beiden sind überzeugt, dass sich ihr Kampf gelohnt hat: zwar gibt es in ganz Kanada keinen genfreien Raps mehr, aber die Regierung lässt keine neuen genveränderten Sorten mehr zu – das Ehepaar hat in ihrem Heimatland für eine umfangreiche Diskussion gesorgt. In Europa gibt es bislang kaum Gentechnik – das soll auch so bleiben, betonte Schmeiser – noch sei es nicht zu spät.
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Fotos: Timo Vogt/randbild.de