Eine vermutliche Kultstätte aus der Germanenzeit entdeckten Archäologen während einer Ausgrabung bei Vietze. Für die Forscher ein einzigartiger Fund: eine ähnliche Formation von Hirschgeweih, Feuerböcken und Steinen haben die Göttinger Archäologen bisher nirgends gefunden.
Aufgrund seiner Grabungsbefunde kann Chef-Archäologe Jens Schneeweiß von der Universität Göttingen den Zeitraum der Einrichtung des aktuellen Funds ziemlich eng eingrenzen: "Diese Grube wurde im 1. bis 2. Jahrhundert angelegt - also zu einer Zeit als hier bei Vietze die Langobarden siedelten", so Schneeweiß.
Ungefähr einen Meter unter dem Ackerboden ist ordentlich ein Geweih in einen Kreis aus Steinen, großen Tongefäßen und sogenannten "Feuerböcken" gelegt worden. Für allem die exakte Einpassung des Geweihs ist für die Forscher ein Hinweis, dass es sich hier um einen Ritenplatz gehandelt haben könnte. "Hörner waren zu Germanenzeiten ein wertvolles Gut, aus dem die verschiedensten Gegenstände hergestellt wurden. Dass hier ein ganzes Geweih abgelegt wurde, lässt Rückschlüsse auf die hohe Bedeutung der Stelle zu. Dazu kommt noch, dass die Grube rund einen Meter tief mit Steinen aufgefüllt wurde. Obenauf wurden offensichtlich Scherben zerschlagen, die die gesamte Grube abdeckten. Die gesamte Anordnung macht einen praktischen Zweck der Grube eher unwahrscheinlich", so der Forscher zu dem aktuellen Fund.
Doch Genaueres lässt sich im Moment noch nicht sagen. „Selbst Spezialisten für die Zeit konnten den Fund bisher nicht einordnen“, so Schneeweiß. Wie bedeutsam dieser Fund tatsächlich ist, können die Archäologen erst sagen, wenn sie die Grube vollständig bis auf ihren Grund ausgegraben und mit anderen Fachleuten diskutiert haben.
Dabei war der aktuelle Fund nur ein Nebenprodukt der eigentlichen Forschungsaufgabe. Bereits im Jahre 2005 hatten die Göttinger Fachleute begonnen, die slawische Siedlungsgeschichte an der Seegeniederung zwischen Meetschow und Vietze genauer zu untersuchen. Inzwischen sind sie sich sicher: mindestens seit dem 8. Jahrhundert lag an der Seegeniederung eine bedeutende slawische Handelssiedlung. Münz- und Schmuckfunde belegen diese Annahme.
Der aktuelle Fund lässt sogar annehmen, dass an dieser Stelle schon wesentlich früher, also im 1. bis 2. Jahrhundert von den Langobarden gesiedelt wurde. Da die jetzt gefundene Grube noch nicht bis auf den Grund ausgegraben wurde, könnte es in den nächsten Tagen weitere Überraschungen geben.