Gesucht: Fachkräfte für die Zukunft

Das alte Postgebäude ist auf dem besten Wege, sich zu einem echten "Think Tank" für die Region zu entwickeln: am Donnerstag trafen sich dort rund 20 UnternehmerInnen, um gemeinsam Strategien zu entwickeln, wie Auszubildende und Fachkräfte an die Region gebunden bzw. hierher geholt werden können.

"Um 2030 wird dieser Landkreis nur noch knapp 40 000 Einwohner haben - und diese werden mehrheitlich über 60 Jahre alt sein." Landrat Jürgen Schulz fasste zum Beginn der zweiten Arbeitsrunde des Projektes "Unternehmer für die Region" noch einmal die düsteren Prognosen zusammen, mit denen sich Lüchow-Dannenberg in den nächsten Jahren wird auseinandersetzen müssen. "Obwohl wir derzeit das höchste Bruttosozialprodukt haben, welches im Landkreis jemals erreicht worden ist, werden wir uns den Herausforderungen der Zukunft stellen müssen," so Schulz. Und diese heißen unter Anderem: junge Leute in der Region halten und Fachkräfte - vor allem im technischen Bereich - für Arbeiten und Leben in Lüchow-Dannenberg begeistern.

Rund 20 UnternehmerInnen aus kleinen und mittelständischen Betrieben sehen das genauso. Beispiel Conti: "Wir haben vor allem Probleme, Nachwuchs und Fachkräfte für den technischen Bereich zu finden," so die Personalchefin der Conti, einer der größten Arbeitgeber in der Region. "Wenn wir diese Probleme nicht lösen, so wird das mittelfristig die Produktionsmöglichkeiten massiv einschränken."

Ähnlich geht es vielen Betrieben vor allem aus dem handwerklichen und technischen Bereich. Schon in der Schule gilt vor allem in den Oberstufen der Gymnasien die Parole "Nichts wie weg hier". Statistiken belegen, dass über 80 % der AbiturientInnen den Landkreis verlassen - und nur ein Bruchteil von ihnen wieder zurückkehrt. Mittelfristige Folge: die Nachfolge von vielen kleinen Betrieben ist nicht gesichert, mittelständische Unternehmen können ihre Produktion nicht so ausdehnen wie gewünscht. Letztendlich stellt sich nicht nur Landrat Jürgen Schulz die Frage, wie auf Dauer die Daseinsvorsorge gesichert werden soll.

Denn auch wenn die meisten der Haupt- und RealschulabgängerInnen sich für eine Ausbildung entscheiden - angesichts einer eng begrenzten Auswahl von Ausbildungsplätzen, die im heimatlichen Landkreis zu absolvieren sind und geringen Aufstiegschancen entscheiden sich auch hier immer mehr Absolventen für eine auswärtige Ausbildung.

NETZWERK "UNTERNEHMEN FÜR DIE REGION"

Gefördert von der Bertelsmann Stiftung hat der Landkreis Lüchow-Dannenberg die Gelegenheit bekommen, an der bundesweit arbeitenden Initiative "Unternehmen für die Region" teilzunehmen. Rund zwanzig Unternehmer konnten hier bereits für die Mitarbeit gewonnen werden - ca. 50 sollen es demnächst werden.

Im Workshop am Donnerstag war den Unternehmen sehr klar, dass zur Lösung der Probleme mehrere Faktoren wichtig sind. In rund drei Stunden entwickelten sie mehrere Arbeitsbereiche, um die sie sich in der nächsten Zeit verstärkt kümmern wollen: Information über berufliche Möglichkeiten + Imagekampagne an den hiesigen Schulen, die Entwicklung von Konzepten für einen verbesserten Nahverkehr, die Umsetzung von flächendeckender Breitbandversorgung sowie den Umbau des Landkreises zur "Familienfreundlichen Region". 

Unter Federführung des Landkreises mit dem ESF-Projekt "Initiative für Ausbildung" und in Kooperation mit der "Grünen Werkstatt Wendland" will die Arbeitsgruppe in der nächsten Zeit gemeinsam zukunftsträchtige Konzepte entwickeln, wie die Region den drängenden Problemen der Abwanderung, dem Bevölkerungsschwund sowie des daraus resultierenden Fachkräftemangels begegnen kann. 

Foto / Angelika Blank: Mobile Ställe für die Hühnerhaltung (HAWK Hildesheim) werden wohl nicht die Zukunft des Landkreises entscheiden - aber sie sind ein Modul von vielen kreativen Projekten der "Grünen Werkstatt Wendland", die dazu beitragen sollen, die Region zukunftsfähig zu gestalten.




2014-04-25 ; von Angelika Blank (autor),
in Salzwedeler Straße, 29439 Lüchow (Wendland), Deutschland

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