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UPDATE! - Gesundheitsamt: "Wir müssen da wieder Wasser unter den Kiel bekommen"

Ob das Gesundheitsamt Uelzen-Lüchow-Dannenberg ab Januar mit Amtsärzten arbeiten kann, ist noch unsicher. Beide leitenden Ärzte haben das Amt entweder schon verlassen - oder tun es Ende des Jahres. Wie das Problem gelöst werden soll, ist noch unklar. 

Noch ist Amtsärztin Dr. Claudia Schulze für das Gesundheitsamt da, unterstützt von einer jungen Ärztin. Doch zum 31. März hat sie gekündigt und wird wegen Resturlaubsansprüchen ab Januar kaum noch zur Verfügung stehen.

Ausgerechnet in einer Hochphase der Corona-Pandemie verlassen beide Amtsärzte das Gesundheitsamt. Wer ihre vielfältigen Aufgaben, die nur von ausgebildeten Amtsärzten erledigt werden dürfen, übernehmen soll, ist unklar. Zu den laufenden Tätigkeiten gehören z.B. Einstellungsuntersuchungen, Feststellung der gesundheitlichen Eignung zum Fahren von Kraftfahrzeugen oder die Beurteilung von Haft-, Verhandlungs- und/oder Schuldfähigkeit.

Zur Not kommen Sanitätsoffiziere

Dazu kommen aktuell noch die Zusatzaufgaben zur Bewältigung der Corona-Pandemie: z. B. Kontaktpersonen-Nachverfolgung, Kontrolle von Hygienemaßnahmen in Betrieben und Einrichtungen, Umsetzung von Corona-bezogenen Anordnungen etc. Nicht eingerechnet umfangreiche Dokumentations- und Berichtspflichten. 

Ein Headhunter ist zwar auf die Suche nach einem/r Amtsärztin/-amtsarzt angesetzt, ob sich in der aktuellen Situation jemand finden lässt, ist aber offen.

Landrat Jürgen Schulz skizziert einige Szenarien, wie das Problem gelöst werden könnte: "Zunächst haben wir eine Bitte um Amtshilfe an die Nachbarlandkreise geschickt. Außerdem haben wir das Niedersächsische Sozialministerium über die Lage informiert - in der Hoffnung, dass von dort aus ein Amtsarzt entsandt wird." Hilft das alles nichts, bleibt noch die Möglichkeit, einen oder mehrere Sanitätsoffiziere der Bundeswehr anzufordern.

Wie geht es mit gemeinsamen Zweckverband weiter?

Im Gespräch mit Landrat Schulz wurde deutlich, dass er die Fusion mit dem Gesundheitsamt Uelzen für nicht gelungen hält. "Gerade jetzt, mit den Herausforderungen der Pandemie, zeigt sich, wie viele Probleme es in der Handhabung gibt," so Schulz. "Wir können für die eigene Region nicht selbständig handeln, müssen immer nachhaken, dass es funktioniert. Da gibt es eine Menge Reibungsverlust. Faktisch ist mit der Fusion das gemeinsame Gesundheitsamt zum Gesundheitsamt des Landkreises Uelzen geworden. Dort sieht man Lüchow-Dannenberg nur als (lästiges) Anhängsel."

Am Mittwoch gibt es nach Informationen des Landrats ein klärendes Gespräch nicht nur über die Personalprobleme im Ärztebereich. Auch der Geschäftsführer des Zweckverbands Gesundheitsamt Uelzen Lüchow-Dannenberg wurde kürzlich von Landrat Blume abgesetzt, ohne dass ein Nachfolger in Sicht ist. Und die Zukunft des gemeinsamen Zweckverbandes steht ebenfalls auf der Tagesordnung.

Was die Impfzentren angeht, so werden sie unter Federführung des Landes aufgebaut. Die Ortsebene (in diesem Fall das gemeinsame Gesundheitsamt der Landkreise Lüchow-Dannenberg und Uelzen) wird die Impfzentren errichten und betreiben. Die sich daraus ergebenden Kosten trägt das Land.

Auch vor diesem Hintergrund gilt es, die Probleme beim Gesundheitsamt Uelzen Lüchow-Dannenberg so schnell wie möglich zu lösen. "Das ist eine Herausfordung, da wieder Wasser unter den Kiel zu bekommen," so Landrat Schulz.

UPDATE!

Aktuell stehen dem Gesundheitsamt Uelzen-Lüchow-Dannenberg sieben Ärztinnen und Ärzte als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung, teilt der Landkreis Uelzen mit. Was fehlt, sind Amtsärzte (die eine spezielle Ausbildung haben müssen). "Die Anzahl der aktuell beim Gesundheitsamt  beschäftigten Ärztinnen und Ärzte spielt im Zusammenhang mit dem Aufbau bzw. Betrieb eines Impfzentrums nur eine untergeordnete Rolle," so ein Sprecher des Landkreises. "Nach aktuellen Planungen soll ärztliches Fachpersonal (für das Impfzentrum) durch das Land Niedersachsen akquiriert und bereitgestellt werden.  

Mit dem Aufbau und dem Betrieb eines Impfzentrums auf der organisatorischen Ebene beschäftigt sich derzeit ein vom Landkreis Uelzen eingerichteter Krisenstab, der mit dem in Lüchow-Dannenberg eng zusammenarbeitet. So jedenfalls der Plan.

Wie schon Lüchow-Dannenbergs Landrat Jürgen Schulz berichtete (siehe oben) steht der Landkreis Uelzen bzw. das Gesundheitsamt u.a. in engem Kontakt mit den entsprechenden Aufsichtsbehörden des Landes Niedersachsen, um geeignete Amtsärzt/innen zu gewinnen.  

Foto | Landkreis Lüchow-Dannenberg, Jenny Raeder: Seit Anfang November unterstützen mehrere Bundeswehrbeamte im Kreishaus bei der Kontaktnachverfolgung.





2020-11-23 ; von Angelika Blank (text),
in Lüchow-Dannenberg, Deutschland

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