Kurz vor einer Veranstaltung des niedersächsischen Umweltministeriums zum Endlagersuchgesetz in Berlin warnt die BI Umweltschutz davor, dass die "Realisierung Gorlebens" als Endlagerstandort schon sehr weit fortgeschritten sei - und bezieht sich dabei auf einen GRS-Bericht aus dem Jahre 2011.
Ein Blick auf die Ergebnisse der "Vorläufigen Sicherheitsanalyse
Gorleben" (VSG), die angeblich so lange auf Eis liegen, bis die
Endlagerkommission Ergebnisse vorlegt, zeige, wie weit die Realisierung
Gorlebens neben dem faktischen Ausbau eines Bergwerks auch auf dem
Papier schon fortgeschritten ist, warnt die Bürgerinitiative
Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI).
"Die Tochter der Deutschen Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern
für Abfallstoffe (DBE), die DBE TEC, hat bereits detaillierte Pläne
vorgelegt, welche Arten von Abfallstoffen im Salzstock Gorleben an
welcher Stelle eingelagert werden sollen," so die BI. "Neben abgebrannten
Brennelementen, verglasten hochradioaktiven Kokillen, komprimierten
Wärme entwickelnden Hülsen und Strukturteilen in den Felder Ost 1-3,
sollen auch schwach- und mittelaktive Abfälle eingelagert werden. Zum
Beispiel abgereichertes Uran, graphithaltige Abfälle und darüberhinaus
offensichtlich alles, wofür es im Schacht Konrad keine Genehmigung gibt,
und zwar in den Feldern West 1-3."
BI-Sprecher Wolfgang Ehmke: "Die VSG ist nur ein Puzzle-Teil von vielen.
Auch die offiziellen Sicherheitsanforderungen an die Endlagerung
hochradioaktiver Abfallstoffe sind auf Gorleben zugeschnitten. Eine
Scheindebatte aber führen wir nicht. Stattdessen mahnen wir von dem
niedersächsischen Umweltministerium eine umfassende Fehleranalyse an:
Alles, was in der Gorleben-Geschichte falsch gemacht wurde und das
Vertrauen in einen offenen Suchprozess unwiderruflich erschüttert hat,
muss endlich offen benannt werden."
HINTERGRUND:
Seit 2010 erarbeitet die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) im Auftrag des Bundesumweltministeriums die "Vorläufige Sicherheitsanalyse Gorleben". Mittlerweile liegen insgesamt 15 Ergebnisberichte zu verschiedenen Themenkomplexen rund um Fragen der Endlagerung aber auch konkret zum evtl. Standort Gorleben vor.
Die von der BI angesprochenen detaillierten Pläne finden sich in Arbeitspaket 5 der Vorläufigen Sicherheitsanalyse, welches im Juli 2011 veröffentlicht wurde. Darin wurden auch Einlagerungsfelder benannt, für die die DBE die Salzrechte gar nicht hat, zum Beispiel unter dem sogenannten "Salinas-Gelände".
Im August 2012, nach der Verabschiedung des Endlagersuchgesetzes, veröffentlichte die GRS einen weiteren Ergebnisbericht, in dem die veränderten Zielsetzungen nach der Einigung über das weitere Standortauswahlverfahren beschrieben werden.
Dort heißt es unter anderem: "Die ursprünglich angestrebte vorläufige Eignungsprognose für den Standort Gorleben wird nicht erarbeitet. Es wird geprüft, ob die im Vorhaben VSG (Vorläufige Sicherheitsanalyse Gorleben) entwickelten Endlagerkonzepte im Verbund mit der geologischen Barriere am Standort Gorleben oder einem hinsichtlich der geologischen Situation vergleichbaren Salzstandort aus heutiger Sicht geeignet erscheinen, die Sicherheitsanforderungen des BMU zu erfüllen."
Weiter heißt es in dem Ergebnisbericht:
"Ergänzt werden die bisherigen Projektziele um eine Untersuchung der Frage, welche methodischen Ansätze der VSG in einem zukünftigen Standortauswahlverfahren sinnvoll zum Vergleich von Endlagerstandorten eingesetzt werden können. Unabhängig von der konkreten Ausgestaltung des zukünftigen Standortauswahlverfahrens ist bereits heute absehbar, dass es im Verlauf eines solchen Verfahrens immer wieder erforderlich sein wird, den bis zu einem bestimmten Verfahrensschritt erreichten Wissensstand zu den einzelnen Standorten systematisch zusammenzufassen und zu bewerten. "
Und: "Durch den Ausstiegsbeschluss vom Mai 2011 hat sich die Prognose der zu erwartenden Gesamtmenge an wärmeentwickelnden radioaktiven Abfällen gegenüber jener, die zu Beginn des Projekts im Sommer 2010 anzunehmen war, erheblich verändert. Dies führte dazu, dass ein wesentlicher Teil der bis Mai 2011 durchgeführten Konzeptentwicklungen und Modellrechnungen mit den neuen Daten erneut durchgeführt und teilweise bereits fertiggestellte Teilberichte entsprechend durch aktualisierte Fassungen ergänzt werden mussten. "
Die bisher veröffentlichten Ergebnisberichte der Vorläufigen Sicherheitsanalyse stehen auf den Seiten des Karlsruher Instituts für Technologie zum Download bereit. ... click!