Noch sind die notwendigungen Betriebsgenehmigungen für die weitere Erkundung im Gorlebener Salzstock nicht erteilt, doch die Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe mbH (DBE) geht anscheinend fest davon aus, dass die Erkundung zum 1. Oktober startet: in großen Zeitungsanzeigen sucht das Unternehmen bereits Personal für den "Grubenbetrieb".
In der Samstags-Ausgabe der Elbe-Jeetzel-Zeitung war es nachzulesen: "Im Zuge der Wiederaufnahme der Erkundungsarbeiten im Salzbergwerk Gorleben suchen wir - zunächst befristet - qualifiziertes und motiviertes Führungs- und Fachpersonal zur Verstärkung unseres Teams innerhalb des Bohr-Gruben-, Elektro-und Maschinenbetriebes und des Vermessungswesens", hieß es in der Stellenanzeige der DBE. Es folgt eine Auflistung von elf bergmännischen und technischen Berufen, für die Personal gesucht wird.
Auf den ersten Blick ist diese Stellenausschreibung vor dem Hintergrund, dass das Bundesumweltministerium die Aufhebung des Moratoriums bereits vor einiger Zeit beschlossen hatte, nichts Besonderes. Doch erst in der vergangenen Woche hatten Sprecher des BMU betont, dass zunächst nur "Restarbeiten in einem Erkundungsbereich vorgenommen würden, in dem man zu Beginn des Moratoriums vor zehn Jahren die Tätigkeiten unterbrechen musste". Ob und wie neue Bereiche erkundet würden, werde sich erst nach Fertigstellung einer Sicherheitsanalyse, entscheiden, die bis Ende 2012 erstellt sein soll. Gegenüber wnet bestätigte BMU-Sprecher Thomas Hagbeck diese Vorgabe des Ministeriums.
Neue Stollen sollen "aufgefahren" werden
Neue Stollen sollen "aufgefahren" werden
Doch schaut man sich die Stellenbeschreibungen der DBE einmal genauer an, so findet sich dort unter der Aufgabenbeschreibung neben der "Unterhaltung vorhandener Grubenbaue" bei mehreren Stellenangeboten auch das Aufgabengebiet "Auffahrung neuer Grubenbaue". Es ist keine große Schwierigkeit herauszufinden, dass diese bergmännische Fach-Formulierung meint, dass neue Stollen gebohrt, gegraben bzw. ersprengt werden sollen. Offensichtlich sind diese Aufgaben auch schon im Zeitraum vor Ende 2012 vorgesehen, dann alle ausgeschriebenen Stellen sind "befristet" und sollen "spätestens zum 01.10.2010" beginnen.
Für BMU-Sprecher Thomas Hagbeck sind diese Formulierungen jedoch kein Widerspruch zu seiner Aussage, dass in den nächsten zwei Jahren keine Erkundung neuer Bereiche durchgeführt wird. "Es kann durchaus sein, dass im Rahmen der Restarbeiten auch neue Stollen hergestellt werden müssen", so Thomas Hagbeck.
Das Bundesamt für Strahlenschutz, Betreiber für das Erkundungsbergwerk in Gorleben, präzisiert: „Auf der sogenannten nördlichen Richtstrecke im Erkundungsbereich 1 sind weitere Bohrungen erforderlich. Außerdem wird dort vermutlich ein größerer Querschnitt hergestellt werden, der in den meisten Bereichen des Erkundungsbereichs 1 schon vorhanden ist“, so Florian Emrich, Sprecher des Bundesamtes für Strahlenschutz.
Von diesen auf der 840 m-Sohle gelegenen Stollen sollen in einem späteren Schritt weitere Bohrungen angelegt werden, die schräg nach unten gehen, um tiefgreifendere Erkenntnisse über den eigentlichen Einlagerungsraum zu erhalten.
Gorleben-Gegner bleiben skeptisch. Für sie ist unverständlich, warum im Rahmen von "Restarbeiten" neue Stollen erstellt werden müssen. Ausserdem war aus ihren Kreisen zu erfahren, dass es Unstimmigkeiten zwischen den verschiedenen Landes- und Bundesbehörden sowie den beteiligten Ministerien gibt, wie die weitere Erkundung stattfinden soll.
PS: Für das Bundesministerium ist die Weitererkundung zwar beschlossene Sache, aber vor Genehmigung des entsprechenden Haupt- und Rahmenbetriebsplans durch das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) können die Arbeiten in Gorleben nicht beginnen. Mit dieser Genehmigung wird beim BMU für Ende September gerechnet.
UPDATE 20.08.2010:
Der Pressesprecher des BfS, Florian Emrich, ergänzte auf Nachfrage von wnet, dass der Hauptbetriebsplan für die anstehenden "Restarbeiten" bis zum 30.09.2012 begrenzt ist. Während dieses Zeitraums sind lt. Emrich folgende Arbeitsphasen vorgesehen:
- Wiederherstellung der Grubenbaue zur Weitererkundung, (Stichwort: Offenhaltung)
- Fertigstellung des Erkundungsbereichs 1 (soweit die Arbeiten bis zum Moratorium nicht erledigt worden sind)
- Beginn von Arbeiten im Erkundungsbereich 3. Dies allerdings nur, sofern Arbeiten in diesem Bereich tatsächlich vorgenommen werden sollen.
Emrich ergänzt, dass die politischen Bekundungen derzeit davon ausgehen, dass bis 2012/2013 (also bis zum Abschluss der Sicherheitsanalyse) keine Arbeiten über den Erkundungsbereich 1 hinaus vorgenommen werden. Dies entspricht der jüngsten Aussagen von Umweltminister Röttgen, dass bis zum Abschluss der Sicherheitsanalyse lediglich Restarbeiten vorgenommen werden.
Foto: Salzbrecher auf der 840 m-Sohle, die zur Erkundung vorbereitet wird / Archivfoto DBE