Endlich müssen auch Vegetarier nicht mehr auf Geschmack und Konsistenz von Hühnerfleisch verzichten: Forscher der Universität Missouri präsentierten kürzlich eine Huhn-Imitation aus Sojabohnen, die dem Original sehr nahe kommen soll.
Was Geschmack, Konsistenz und Aussehen betrifft, scheinen sie das geschafft zu haben. Die Erfinder hoffen, mit ihrem Erzeugnis an den Erfolg des Soja-Burgers anzuschließen.
Sojaprodukte mit Hühnergeschmack und -farbe gab es schon bisher. Ziel der Forscher war es, auch Aufbau und Bissqualität des Hühnerfleisches zu imitieren. "Um eine bessere Nachahmung zu erreichen, entwickelten wir einen Prozess, der faserartige Konsistenz verleiht, was dem Soja ein zähes Bisserlebnis wie beim Huhn gibt. Man kann es nun wie beim Original in unregelmäßige, grobfasrige Stücke zerteilen", berichtet Forschungsleiter Fu-Hung Hsieh.
Clou steckt im Wasseranteil
Dazu entnahmen die Forscher dem Sojamehl Proteine und pressten diese im kochenden Zustand durch einen Zylinder mit zwei Bohrern, während gleichzeitig Wasser zugegeben wurde. Anders als bei üblichen Sojaprodukten belaufe sich der Wassergehalt somit auf bis zu 75 Prozent. "Dieser hohe Flüssigkeitsanteil verleiht dem Soja eine sehr ähnliche Beschaffenheit wie das Huhn - zusätzlich zum ähnlichen Aussehen", so Hsieh.
Die Vorteile der Erfindung für den Konsumenten sind laut den Aussagen der Forscher gesundheitlicher Natur. "Soja enthält wichtige Nahrungsbestandteile, die das Cholesterol senken, den Knochen stärken oder Prostata- Brust- und Kolorektaltumor vorbeugen können. Soja ist auch eine gute Quelle für essenzielle Fettsäuren." Einer Vermarktung des Erzeugnisses stehe nur noch die Feinabstimmung des Geschmacks im Weg.
Gute Nachricht für Vegetarier
Kritisch sieht die Ernährungswissenschaftlerin Alexa Meyer von der Universität Wien das Produkt. "Bei der Verarbeitung dürften wertvolle Phytoöstrogene und Vitamine der Sojabohne verloren gehen. Man fragt sich, wie gesund dieses Sojafleisch dann wirklich ist", so die Expertin. Die für den Geschmack notwendigen Aromen schätzt Meyer als unbedenklich ein. "Allerdings ist es ein künstliches Produkt. Manche Menschen vertragen gewisse Zusatzstoffe nicht, viele besitzen auch eine Allergie gegen Sojaprodukte."
Nützlich könnte die Erfindung freilich für Vegetarier sein, sind doch die Sojaprodukte erst infolge der Vegetarismus-Welle gesellschaftsfähig geworden. "Isst man aus ethischen Gründen kein Fleisch, ist das eine willkommene Alternative", so die Ernährungsexpertin. Aus dem ökologischen Blickwinkel betrachtet, verbrauche die Herstellung von Hühnerfleisch zwar weniger Ressourcen als Rind- oder Schweinefleisch, dennoch ginge auch in der Hühnerhaltung viel Getreide verloren. "Zudem verwenden konventionelle Hühnerfarmen oft viele Medikamente", so Meyer.
Quelle: pte Österreich / Johannes Pernteiner
Foto: University of Missouri / Fu-Hung Hsieh (li.) und Harold Huff (re.) bei der Präsentation ihres "soy chicken"
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