Anfangs war das Projekt auf ein Jahr angelegt, wie sich Jan Beberstedt, Elke Gehrke, Marianne Kollhoff und Fiete Eckold erinnern. Die vier stehen stellvertretend für das 24-köpfige Künstler- und Kunsthandwerker-Kollektiv, die das „KdW“ bilden, Rede und Antwort. Das KdW sei gleichsam lebendiges Beispiel für eine gelungene City-Offensive-Idee - die der reduzierten Ladenpreise (1 Euro pro Quadratmeter Leerstand“). Und nach dem ersten Jahr folgte ein zweites. Und es lief ganz gut. „Aber die Namensfindung war schwierig“, erinnert sich Fiete Eckold. Angelehnt an das große KaDeWe in Berlin, wurde das kleinere „Kaufhaus des Wendlands“ alias KdW aus der Taufe gehoben.
Sicherheitshalber wurde in Berlin nachgefragt, ob man was dagegen hätte? Man hatte nicht, der Name stand. Aber 24 Teilnehmer, Individuen, alle gleichberechtigt und dienstverpflichtet, ist das nicht ein logistischer Alptraum? „Im Gegenteil“, versichert Elke Gehrke lächelnd, „es läuft halt ähnlich demokratisch wie in einer WG ab“. „Nach zwei Jahren Einrüttelzeit lief und läuft es sehr gut“, pflichtet Beberstedt bei. Einmal im Monat ist Plenarsitzung, geredet wird über aktuelle Themen: Wen nehmen wir als Gastaussteller? Weit über 100 Künstler haben im KdW ihre Werke bisher schon gezeigt, heißt es. Und über 40 verschiedene Künstler und Kunsthandwerker waren schon mal im Team. Zur Zeit sind es 24 - „davon 16 Gründungsmitglieder!“ Zwei der Gründer sind verstorben - Eberhard „Ebi“ Walde und Detlef Hagedorn.
„Wir sind auch sozial sehr zusammengewachsen“, freut sich Elke Gehrke, die mit pflanzengefärbter Wolle und Spinnkursen vertreten ist: „Wenn etwa jemand langfristig erkrankt, wird die Arbeit eben auf die anderen verteilt. Einen gelben Zettel oder so gibt es ja bei uns nicht“. Jeder ist regelmäßig dran mit Ladendienst. Und auch kaufmännisches Rüstzeug gehört dazu.
So war die nagelneue Registrierkasse ein echter Kompromiss, aber
dringend notwendig als Gegengewicht zu den handschriftlichen
„Chaostabellen“, die es in den ersten Jahren gab. Seitdem hat jeder der
24 KdWler eine eigene Buchungsnummer. „Und das EC-Kartenlesegerät
musste auch sein, wegen der Touris“, wenn auch zähneknirschend.
Frage: Kann denn jeder im Laden alles verkaufen? „Im Prinzip kann jeder
in allen Bereichen gut beraten“, heißt es. „Nur wenn jemand fragt:
Wieviel Wolle brauche ich für einen Pullover in Größe 40, dann muß
mancher unserer Männer vielleicht passen“, schmunzelt Elke Gehrke.
Dass nicht nur die Touristen, sondern auch die Einheimischen den Laden
inzwischen sehr gut angenommen haben, freut alle gleich. Beispiel
Präsentkörbe mit Waren aus der Region: „Zu Weihnachten haben wir zehn
Stück davon verkauft“. Ein ebenfalls schöner Trend sei die Verjüngung
des Teams: „Es rücken junge Kunsthandwerker nach, die neue Dynamik und
frische Ideen mitbringen“, loben die KdWler. „Überhaupt sind wir ein
Laden in Bewegung, wir bieten immer was Neues“. Und was gibt es nicht im KdW? „Marmelade“, lacht Marianne. „Stimmt nicht“, kontert Jan und verweist auf das Wein-Gelee.
Natürlich ist ein Künstlerverbund auch empfindlich. Als das KdW mal „der
lange Arm der KLP“ geheißen wurde, regte sich sofort Widerstand. Nicht
alle machen bei der Landpartie mit. Aber die Ware des KdW repräsentiert
die Vielfältigkeit des Wendlands - viele Materialien - Ton, Stein, Erde,
Holz, Glas, Wolle, Wachs, Metall, Filz etc. - sind vorhanden. „Von der
Seife bis zu Hochzeitsringen bieten wir alles“, freut sich auch
Beberstedt.
Am Dienstag, dem 3. März wurde der zehnte KdW-Geburtstag gefeiert. Eine Überraschung gab es auch: Jeder zehnte Käufer bekam eine KdW-Wundertüte, gefüllt mit schönen Dingen aus dem Kaufhaus des Wendlands. Alle haben dafür gespendet, 24 Tüten werden verteilt. Aus dem Umsatz wurde eine Spende an die BI überreicht.
Foto / Björn Vogt: Jan Beberstedt, Elke Gehrke und Marianne Kollhoff (von links) gehören seit langem zum Team des Kaufhauses des Wendlands in Dannenberg.