Tach allerseits, ick bin’s bloß, der unverzeihliche Herr Paul.
Ach, wat würde ick, werte Fans und Feinde, dieser Tage gerne bei den SPD-Vordenkern Mäuschen spielen. Die müssen jetzt so tun, als hätten sie die Wahl in Hessen jewonnen, dabei haben sie dis zweitschlechteste Ergebnis aller Zeiten einjefahren. Oder bei ihren Kumpels in Niedersachsen, wo schon keiner mehr weiß, wer eigentlich diese Nullnummer war, die sie überall plakatiert hatten. Die jute Nachricht is: Frau Sandrock hat es wieder geschafft! So treibt Madame zumindest tageweise nur dis Parlament in Hannover zum Wahnsinn und fällt uns Daheimgebliebenen nicht auf den Wecker.
Klar is: Wahlen können nich wirklich wat verändern, aber sichtbar machen schon. Z. B. dieses hilflose Erschrecken unserer hochkompetenten Eliten, weil der Wähler, dis unbekannte Wesen, entweder gleich zu Hause bleibt oder ihnen schwierige Mehrheiten beschert. Die, die eben noch so mutig von Plakatwänden gelächelt haben, verstecken sich jetzt in ihren Schützengräben und tun so, als ob die jeweils anderen sich bewegen müßten. Ick kann nur hoffen, dis wir mit den Pappnasen nie ein echtes Chaos erleben.
Apropos Chaos: Dis wird sicher kommen, aber nich weil „Die Linke“ eine bemerkenswerte Parteikarriere hinjelegt hat. In einem Anfall von Wahrhaftigkeit hat selbst Chefplauderer Gysi mal zugegeben, dis die PDS einst auch als Vermögensverwalter der absaufenden SED gegründet wurde, sonst wäre die viele schöne Knete nämlich einfach beim Staat jelandet. Und die einst so grauen Herren und Damen haben aus ihrem Erbe wirklich wat jemacht, alle Achtung – alles unter den Augen einer sehr mißtrauischen Öffentlichkeit.
Im Gegensatz dazu haben FDP, CDU und, zumindest teilweise die SPD ihre Ost-Blockflöten samt Immobilien, Geld und diversen Seilschaften still und heimlich jeschluckt, während sich „Die Linke“ auf die harte Tour durchbeißen mußte. Nun sind sie anjekommen und bleiben bis auf weiteres auch drin. Und nun werden wir Zeugen eines ergreifenden Schauspiels: Die Linke beantragt im Parlament, wat SPD und Grüne im Wahlkampf jefordert haben, aber nu sind sie dagegen, weil die Linke dafür is. Dis müssen wir, werte Fans und Feinde, nich verstehen. Dis is Realpolitik.
Apropos Realpolitik: Nach dem selbst Big Brother Bush jemerkt hat, dis im Irak und in Afghanistan doch noch nich allet nach Wunsch läuft, sollen nu unsere deutschen Jungs und Mädels endlich richtig mitschießen. Ick bezweifle nich, dis unter den Uniformierten jenug Abenteuerdeppen sind, die sich, gegen Bezahlung, für so wat freiwillig melden. Jedenfalls sind die demnächst zu betrauernden Helden im Zinksarg (zzgl. der namenlosen Afghanen) eine Folge der nachhaltigen Realpolitik unserer ehemaligen Friedensfürsten Fischer und Schröder.
Wat mir allerdings interessieren täte is, ob die Soldaten ihre Nachtsichtgeräte immer noch bei Tschibo selbst kaufen müssen.
Apropos selber kaufen: Unser allergnädigster Landrat hätte nu auch gerne eine Brücke in Neu Darchau, nur bezahlen will er nüscht, weder beim Bau, noch beim Unterhalt. Wat für ein listiges Anjebot! Daß er mit einer weiteren Ost-West-Lkw-Piste mehr Transitverkehr in die Touristenregion Elbtalaue lockt, scheint ihn dabei nicht zu schrecken. Aber vielleicht unterschätze ick den Mann? Vielleicht spekuliert der auf Landstraßenmaut. Oder denkt er gar in die Zukunft? Dann dürfte er erschrecken, weil’s ihm dämmert: Wenn diese Politkasper so weitermachen, sind bald alle pleite und Straßenraub wird für viele zur einzigen Erwerbsquelle. Und dann, denkt er vielleicht, wären Lkw doch eine lohnende Beute für erprobt wehrhafte Traktoristen.
Ick meine ja bloß,
sacht der Herr Paul