Herr Paul ist diesen Monat glücklich: er hat einen "Bierhut" ergattert, kaum Barvermögen, dafür viele Schulden und braucht sich daher keine Gedanken über die sicherste Geldanlage machen. Außerdem ist Humtatazeit ...
Tach allerseits, ick bin’s bloß, der Herr Paul. Werte Fans und Feinde, dies unser Deutschland produziert auch jute Nachrichten. So verkauft die Firma, die so urdeutsch „Jawoll“ heißt, nunmehr einen „Deutschen Bierhut“ mit Halterung für vier volle Gläser.
Da konnte ick nich widerstehen... also aufjesetzt und losjejubelt: Frolleinwunder Lena verzaubert Europa – wie schön! Nachdem wir den Staatenbund mit Jeld, dis wir nich haben, schon vor der Pleite retten durften, schenkt man uns immerhin „12 Points“– wenn dis keen jutes Jeschäft is. Und mitten in die flächendeckende Lenaritis platzt der „unbequeme“ deutsche Grüßaugust, der Bundeshorst mit seinem Rücktritt: Er schwadronierte ausjerechnet in Afghanistan davon, dis Deutschland vielleicht ooch mal Krieg für seine Wirtschaftsinteressen führen könnte... Jürgen Trittin beeilte sich zu donnern, dis niemand „Kanonenbootpolitik“ betreiben will. Aha, und wat machen wir vom Kosovo über Afrika bis Afghanistan?
Egal, so wird man Außenminister! Dabei setzte nich nur dieser Friedenskämpfer auf dem Parteitag der Grünen 2001 in Rostock jenau dis durch: Bei Bedarf Kanonenboot. Und so steht’s ooch im „Weißbuch der Bundeswehr“ von 2006 oder in den Militärrichtlinien der EU seit Lissabon. Aber die hat er vermutlich jenauso wenig jelesen, wie seinerzeit die Gorleben-Akten, die jetze für soviel Aufregung sorgen. Mimose Köhler hat nur „ungeschickt formuliert“, aber so jeht der Job: wer sich bei der Wahrheit erwischen läßt, stört den Gang der Jeschäfte.
Ansonsten bin ick unterm Bierhut glücklich, weil meiner einer über kaum Barvermögen, sondern über ansehnliche Schulden verfügt. Denn wat unsere regierenden Finanzexperten veranstalten, muß jedem Geldsack den Angstschweiß auf die jefurchte Stirne treiben. Was tun? Gold kaufen oder Schweizer Franken? Aktien sind ja ooch nich gerade ein sicherer Hafen, es sei denn, man kann, wie Herr Wiedeking, über die schnuckelige Firma Porsche den Kurs der Aktien, die man nich besitzt, in jede Richtung treiben. Aber seit die böse Steuerfahndung sogar weiß, wo Liechtenstein is...
Nu is wieder mal Sparen „alternativlos“ – zumindest, soweit man nich zu besagten Geldsäcken jehört. Bei allen anderen wird’s Heulen und Zähneklappern jeben (sofern man sich noch Zähne leisten kann). Anjeschissen sind die, die auf unsere Eliten jehört und fürs Alter jespart oder ‘ne Lebensversicherung abjeschlossen haben. Die können zusehen, wie ihre Altersvorsorge schmilzt wie ‘n Schneemann im Sommer.
Und die Arbeitslosen und gesetzlich Versicherten natürlich. Und die kleinen Selbständigen sowieso. Und alleinerziehende, junge Familien und Rentner erst recht. Und alle Regionalfürsten (nich nur unseres idyllischen Pleitekreises) dürfen sich ab sofort mit der Frage beschäftigen, wie sie ihren Nachbarn und Noch-Wählern erklären, warum Straßen zerbröseln, Schulen verrotten und Badeanstalten trocken fallen, denn jeder, der heute noch eine Finanzspritze für die Zukunft zusagt, lügt entweder oder weiß nich, wovon er redet.
Kein Wunder, daß kaum noch jemand kandidieren will. Es sei denn, man sitzt sicher und warm im Landtag, da darf es natürlich die eine oder andere Diätenerhöhung jeben. Im Ergebnis isses wurscht, ob bestehende Jemeinden deshalb verkümmern, weil ständig allet „alternativlos“ kaputtjespart werden muß, oder ob irgendein Verwaltungshansel von oben den Stecker zieht.
Merke: Alle öffentlichen Haushalte sind bestenfalls Absichtserklärungen – es sei denn, wir machen weiter fröhlich Schulden. Apropos Elend: Es is wieder Humtatazeit, Schützenfeste allerorten! Und dis die Königin von Gartow ausjerechnet „Die Strahlende“ heißt... Ick ziehe begeistert meinen Deutschen Bierhut!
Ick meine ja bloß,
sacht der Herr Paul