Tach allerseits, ick bin’s bloß, der Herr Paul.
Werte Fans und Feinde, ick breche den Versuch ab, aus geistiger Notwehr zu verblöden – so blöd, wie man sein muß, um diese Welt zu akzeptieren, dis schaff ick nich! Und schon quälen mir wieder Fragen... Warum z. B. lassen wir uns solche Eliten gefallen? BWL-Zombies haben Wirtschaft und Politik endgültig übernommen, zocken ebenso ahnungslos wie fröhlich mit fremder Leute Geld im fernen Amerika, ruinieren Firmen samt Pensionsfonds und ganze Volkswirtschaften. Und wenn der Schwindel auffliegt, greint Obergeldsack Ackermann nach dem Staat, der sich ansonsten aus den üppigen Gewinnen bitte heraushalten soll.
Für die Kohle, die schon jetzt in bankrotte Banken jeflossen ist (nur für die IKB neun Milliarden!), könnte man München mit Transrapids zupflastern, wunderschöne Kriege führen oder gar – durch Wiederaufbau – einen beenden. Für die Milliarden, die noch dazukommen werden, könnte man aber auch ein paar Turnhallen errichten oder Lehrer einstellen, um Ganztagsschulen nich schon dadurch zu blockieren, dis sie nachmittags zu Hause stattfinden. Oder Rentenkassen sanieren, anständige Löhne im öffentlichen Dienst zahlen, Kinderkrippen schaffen oder eine Jugendarbeit, die den Namen verdient, finanzieren.
Aber anstatt in allen Zeitungen Steckbriefe der jeweils örtlichen Managernieten und Politikdarsteller samt ihrer Großtaten, Jahresgehalt und Adresse erscheinen zu lassen, leisten wir uns immer noch den Luxus, über ein paar versprengte DKP- Deppen in unseren Parlamenten zu raisonnieren.
Und während sich bei Anne Will Arbeitslose von Großverdienern erklären lassen müssen, warum sie immer noch zu teuer sind – ohne aufzuspringen und den Damen und Herren das Tafelwasser in die eitle Visage zu schütten – beginnt der Prozeß gegen die Herrschaften von EADS, die mit Aktieninsiderhandel Millionen gescheffelt haben, bevor der Kurs wegen nicht vorhandener Planung der neuen Airbus-Fertigung abschmierte.
Nee, ick will keine Attentate, Entführungen oder ähnlich blödsinnige „Action“, aber der Umgang mit unseren kackfrechen Eliten dürfte meinetwegen sehr wohl etwas kreativer werden.
Apropos „kreativ“: im Mai sollte auf der Elbe ein „Powerboot-Rennen“ ausgetragen werden. Jetzt ist es abgesagt. Aber wat ne geile Idee! Wer hätte zu träumen jewagt, dis in den Amtsstuben der Wasser- und Naturschutzbehörden ein derart kreativer Geist herrscht? Vollkommen sinnfreie Motorboote donnern durchs Biosphärenreservat – die Strategie is ausbaufähig: Wie wär’s mit ‘nem Formel-1-Rennen auf Lüchows neuer Ortsumgehung?
Dazu paßt, dis die SG Lüchow auf Solar-Wasserheizung im Bergener Schwimmbad verzichten will. Begründung: lieber einmalig 40 000 Taler Investition sparen als später 9 000 an Heizkosten jährlich. Mit derart „nachhaltiger“ Politik macht man Schwimmbäder sogar langfristig überflüssig und spart so noch mehr. Und überhaupt: dis Meer kommt, wg. Klimawandel, sowieso zu uns.
Apropos Kosten: Lüchow finanziert ein Stückchen vom „Stones-Museum“ und zahlt dafür einen deutlich kleineren Eigenanteil, als für alle Projekte der „Ziel 1“-Förderung aus Brüssel zu berappen wären. Ein gutes Geschäft also? Nich im Wendland! Hier stehen Gralshüter der einzig wahren Kultur Arm in Arm mit grimmigen Steuerbürgern Leserbrief bei Fuß und granteln gegen Verschwendung.
Dabei „verschwendet“ der Initiator hauptsächlich sein eigenes Geld. Man muß die Stones nich mögen, aber die meisten, die so laut quaken, sind bisher nich durch größere Aktivitäten über den eigenen Dunstkreis hinaus aufgefallen. Aba macht nüscht. Mäkeln war schon immer leichter, als wat in Gang zu bringen.
Ick meine ja bloß
sacht der Herr Paul
Foto: Angelika Blank