Tach allerseits, ick bin’s bloß, der Herr Paul. Werte Fans und Feinde, Martin Luther King had a dream, und ooch icke kann träumen. Ick träumte also – vor der Wahl – von einem Landkreis ohne Geld, aber mit Ideen und mit Leuten in den Räten, die sie umsetzen wollen...
Ick träumte, dis die Würdenträger von Nord- und Südkreis – wie einst Rote Armee und Amis bei Torgau an der Elbe – ein feierliches Zusammentreffen am Jamelner Mühlenbach inszenieren und fürderhin nich mehr so tun, als lägen sie uff zwei Kontinenten.
Weiter träumte mir, dis von den Mandatsbesitzern endlich mal ‘n Fahrplan entwickelt würde, wie se sich zum großen Teil selbst abschaffen könnten, will sagen: Eine Provinz mit schlappen 50 000 Einwohnern braucht nich für jede Milchkanne ein Parlament samt Dorfschulzen – nich nur wg. Geld. Es is ja nicht so, dis die sich alle dumm und dusselig verdienen. Aber Kleinvieh macht eben ooch Mist und braucht vor allem viel Zeit.
Wie wär’s mit Außenstellen der Verwaltung, wo ein(e) jede(r) den üblichen Kram erledigen kann, ooch wenn er/sie keen eigenes Auto hat? So ‘ne Außenstelle kann ooch mit ‘m Bus über die Dörfer tingeln. Und denn träumte mir, dis die ganzen Erbsenzähler in den diversen Amtsstuben sich ‘ne Wahlkreisreform ausknobeln, die jewährleistet, dis aus allen Ecken des Kreises Vertreter im Kreistag landen. Und dis der seine Termine so legt, dis nich nur Verwaltungshansel oder Lehrer daran teilnehmen können. Es soll nämlich Menschen jeben, die nachmittags arbeiten dürfen.
Wenn ick übrigens schon mal träume, denn aber richtig. Mein Traum jing noch weiter: Ick träumte, dis nich nur die notorischen Leserbriefschreiber, sondern ooch die janzen Mek-kerköppe, die man so beim Einkauf oder in der Kneipe oder uff ‘m Fußballplatz treffen tut, dis diese janze Mischpoche, die allet besser weiß, sich mal uff ‘ner Ratssitzung sehen läßt.
Dis täte nich nur denen jut, sondern ooch den Parteigockeln und -hennen, die so jerne „richtige“ Politik spielen – aber Nachfragen oder gar Widerspruch überhaupt nich mögen. Wenn dann, sagen wir mal, über einen wegjepflügten Weg diskutiert wird, oder, wat dis illegal pflügende Bäuerlein nun an Ersatz zu leisten hat, dann sind sich die alteinjesessenen Honoratioren schnell einig: Der zahlt einen, eher symbolischen Betrag, und denn is allet wieder jut, auch wenn der Weg immer noch weg ist. Aber wehe, wenn irjend so ein Natur- und Wanderfreund fragt, wieso man mit Ladendieben oder Verkehrssündern nich ebenso kulant umjehen möchte...
Dis is dann erstens wirtschaftsfeindlich und zweitens ideologisch, und dis wollen wir hier nich. Und schon deshalb wäre es doch schön, wenn die Bürgerinnen und Bürger ihren jewählten Vetretern mal jelegentlich uff die Pelle rücken täten. Vielleicht würde dann ein Bürgermeisterkandidat aus dem Südkreis nich mehr so einfach von „Schreihälsen“ reden, wenn er Gäste mit anderer Meinung meint, und vielleicht wäre der eine oder andere „Deal“ nicht mehr janz so klammheimlich auszuhandeln. Hier endet mein Traum. Vorläufig.
Aber wo ick gerade „klammheimlich“ schrieb: Die deutsche Waffenschmiede Heckler und Koch fertigt Präzisions-Schießzeug für alle Lebenslagen. Keen Wunder, dis auch Herr Gaddafi ein paar von den Wummen besaß. Die haben die Revolutionäre jefunden, und nu rätselt die erstaunte Öffentlichkeit, wie dis Zeug denn bloß nach Libyen jekommen is. Vielleicht jenauso, wie die politischen Jefangenen, die von unseren britischen und US-Freunden in Libysche Knäs-te jeschafft wurden, um sie „zu verhören“? Und ooch unsere rechtsstaatlichen Schlapphüte kooperierten glänzend mit dem Diktator. War Westerwelle jetzt deshalb jegen den Krieg?
Ick meine ja nur,
sacht der Herr Paul