Tach allerseits, ick bin’s bloß, der Herr Paul. Werte Fans und Feinde, wat is der Unterschied zwischen Kapitalismus und Kannibalismus? Der Kapitalismus frißt sich selber auf! Und dis verblüffte Publikum sitzt nun mitten im Verdauungsprodukt – sprich: Dünnschiß, den unsere Eliten produziert haben. Wir leben in Zeiten der historischen Treppenwitze.
Gerade 18 Jährchen nach Zusammenbruch dessen, wat manche für Sozialismus jehalten haben, zeigt sich: Kapitalismus jeht janz jenau so, wie Sudel-Ede, also Karl Eduard von Schnitzler ihn einst im DDR Fernsehen beschrieb – nur viel schlechter. Unser aller Heimatblättchen wähnt ihn gar „am Abgrund“, dabei sind wir längst einen Schritt weiter.
Es jibt in diesem unserem Land offenbar kein Geld für Lernmittel, Schulspeisung, Toiletten am Lüchower Gymnasium sowie für Ganztagsschulen, öffentlichen Personennahverkehr und Krankenhäuser, Kinderkrippen und energiesparende Gebäude. Aber wenn ein paar Banker „Hilfe!“ rufen, sprudeln die Milliarden. Die schicke Dame, die nach den Tagesthemen immer die Börsenmärchen erzählt, meint gar, wenn die Banken nich gerettet werden, müßten wir alle bald unsere eigenen Kartoffeln anbauen.
Mal abjesehn davon, dis so wat manchen verfetteten Mitbürgern vielleicht janz jut täte, dient diese Panikmache nur denen, die die Karre in den Dreck jerammt haben. Solange diese Herrschaften in Saus und Braus lebten, sollten wir unsre Nase nur nich in ihre Jeschäfte stecken. Nun jeht ihnen der Arsch auf Grundeis, und denn sollen wir auf einmal wieder alle in einem Boot sitzen?
Apropos „sitzen“: Noch so’n Treppenwitz, diesmal vom fernen Hindukusch: Ein „Erfolg“ des Krieges in Afghanistan sei, so tönt’s von grün bis schwarz, dis auch Mädchen jetzt in der Schulbank sitzen dürfen. Leider vergessen diese Leute zu erwähnen, dis so wat in Afghanistan schon mal Standard war. Zur Zeit der sowjetischen Besetzung galt allgemeine Schulpflicht – auch für Mädchen. (Und der Opiumanbau ging zurück...)
Seinerzeit rüsteten die USA, unter freundlichem Wohlwollen der janzen westlichen Welt, eine Rebellentruppe namens Taliban so lange auf, bis die die bösen Sowjets aus dem Land jagten. Die Sieger haben als erstes die Mädels wieder zu Hause eingesperrt und Opium zur Haupteinnahmequelle jemacht. Heute schießen auch deutsche Soldaten auf eben diese Taliban, damit Mädchen wieder zur Schule gehen dürfen.
Apropos Schule: Der Kreistag debattiert ein neues Schulkonzept und lädt die Öffentlichkeit dazu. Wunderbar wäre, wenn diese Öffentlichkeit tatsächlich von der Einladung Jebrauch machen würde. Bei allen von mir besuchten Veranstaltungen war dis Spannendste, wer allet nich erschienen is. Doch die werden dann gewiß, wenn irgendwat beschlossen wurde, böse Leserbriefe schreiben...
Aber werter Kreistag: Egal welchet Konzept letztlich beschlossen wird – ohne verbindliche Ganztagsschule mit Mittagessen für alle is völlig wurscht, wat draußen für ein Schild am maroden Gebäude hängt. Ganztag, dis heißt, alle(!) Schüler bleiben – und alle Lehrer! Und zwar an fünf Tagen die Woche. So wat soll in anderen Berufen durchaus normal sein. Damit dis klappt, brauchen Schulen vernünftige Arbeitsplätze für Lehrer und eine Mensa, die den Namen verdient, eine taugliche Schülerbeförderung und vor allem Vernetzung mit der Wirklichkeit draußen im Lande, vom Sportverein zum Betrieb, von Kreis- bis Frauenhaus – kurz, mit dem, was die Schüler erwartet, wenn sie irgendwann „ins Leben“ treten – wat wiederum voraussetzt, dis die Lehrer wat von diesem Leben außerhalb von Schule und Uni verstehen (wollen). Ansonsten seh’n wir uns beim Castor.
Ick meine ja bloß,
sacht der Herr Paul
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