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Herr Paul: Tausendundeine Macht

Tach allerseits, ick bin’s bloß, der Herr Paul. Werte Fans und Feinde, zunächst ein Gruß nach Rammstein: Liebe Leute, Ihr bekommt eins von drei Kontrollzentren für den US-Raketenschild und seid somit wieder erstschlagwürdig. Glückwunsch!

Ansonsten ein herzlichet Willkommen im Märchenland. Uns Oberwulff erzählt Märchen über seine nie jemachten Jeschäfte mit Freunden, Mutti Merkel von ihrer eisigen Standhaftigkeit, die darin besteht, dis se so lange mit ‘ner Entscheidung wartet, bis es richtig teuer jeworden is. Mutterschiff von der Leyen schwärmt von der stark jesunkenen Kinderarmut – ohne zu erwähnen, dis es in diesem unserem Kinderwunderland einfach immer weniger Kinder jibt. Zum Ausgleich verkündet sie, dis Menschen ab 50 neuerdings fast überhaupt nich mehr arbeitslos sind, wat damit zusammenhängen könnte, dis die Betroffenen entweder in Minijobs der Altersarmut entgegenschuften, oder schon ja nich mehr in der Statistik auftauchen. Und wie im richtigen Märchen lächelt Madame dazu wundermild und sehr verlogen.

Die FDP beschwört die eigene Unersetzlichkeit, Herr Rösler macht auf Schneewittchen, dem allmählich die Zwerge ausjehen und träumt von einem Prinzen. Der einzige Prinz weit und breit is allerdings Chinese, und dem is die FDP vollkommen wurscht. Der kooft lieber so nach und nach halb Afrika, also Schürfrechte und Agrarland, fast sämtliche Schuldscheine der USA und der EU, einige komplette Fabriken und klaut sich nötiges Know-how einfach zusammen. Und falls die SPD in Person vom märchenhaft klugen Herrn Steinbrück noch mal vom Einsatz der Kavallerie träumen sollte, wird se feststellen, dis die Reiter vermutlich Schlitzaugen haben.

Der Messias a. D., der Herr Obama, verzichtet klugerweise darauf, sein „Yes we can“-Märchen aufzuwärmen. Lieber beschwört er märchenhafte Zeiten in Gods own Country mit sozialer Gerechtigkeit und Weltfrieden – spätestens dann, wenn alle, die beim ökonomischen Overkill nich mithalten können jestorben sind.

Apropos jestorben: Unser Landrat hat ooch einiges im Märchenfundus. Sechs Möglichkeiten sieht der Mann für unsre Pleiteidylle – leider haben die ersten fünf davon so viele Wenns und Abers, dis wir sie jetrost verjessen können. Die letzte und somit wahrscheinliche Lösung besteht darin, dis aus der kleinen Pleite unter Zuhilfenahme ebenso klammer Nachbarkreise eine große Pleite zusammenjeschustert wird. Tolle Wurst.

Nu is der Schlamassel kaum die Schuld des jetzigen Landrats, mehr ein Erbstück, und man kann – bei der bekannt leistungsfähigen Struktur unserer Gemeinden – sicher davon ausjehen, dis jeder Vorschlag, unsre Provinz überle-bensfähig zu organisieren, daran scheitert, dis nich een Dorfschulze uff seinen schönen Posten, die Ausschüsse und sein eigenes Parlament verzichten will. Außerdem hält der Nordkreis den Süden für ‘ne unappetitliche Zumutung (und natürlich umgekehrt). In diversen Hinterzimmern tüfteln Handwerkskammern, Unternehmerclubs und Bauernverband an neuen Märchen von den blühenden Landschaften, die janz automatisch entstehen, wenn denn bloß jenügend Brücken, Autobahnen, Tierfabriken und Supermärkte in die noch halbwegs intakte Landschaft jeklotzt werden. Derweil beklagt der Ex-Bürgermeister von Lüchow, Karl-Heinz Schultz, dis dis, wat von Sozialstaat und Kulturnation noch übrig is, notdürftig vom „Ehrenamt“ aufrecht erhalten wird. Recht hat der Mann! Nur leider fällt so wat immer nur Ex-Amtsträgern ein, Menschen also, denen man jerne zuhört, weil se nüscht mehr zu sagen haben. Und wenn sie alle nich jestorben sind, erzählen sie noch heute...

Ick meine ja bloß,

sacht der Herr Paul




2012-02-25 ; von Stefan Buchenau/zero (autor),

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