Tach allerseits, ick bin’s bloß, der Herr Paul.
Werte Fans und Feinde, Geld macht nich glücklich. Da hab ick ja noch mal Schwein jehabt, dis man durch Arbeit kaum welchet bekommt. Für die, die trotzdem lieber reich statt glücklich sind, hätte ick einen Tip: Sucht euch ‘ne Aktiengesellschaft; möglichst eine, die in öffentlichem Interesse steht. Kauft ein paar Aktien, laßt euch bei Aktionärsversammlungen blicken, raunt wat von „Übernahme der Mehrheit“, und bis zur nächsten Wirtschaftskrise besorgt euch Optionen für weitere Aktien bei „Leerverkäufern“.
Die haben zwar keine Aktien, leihen sich aber welche und hoffen, dis die Kurse weiter fallen, damit sie zum vereinbarten Termin die Papiere für ‘n Appel und ‘n Ei... Und wenn die ersten Börsianer aus höher gelegenen Fenstern springen, verkündet ihr janz nebenbei, dis ihr die Mehrheit demnächst komplett haben wollt. Sofort kriegen die Zocker kalte Füße, kaufen zu beinahe jedem Preis die Aktien, die sie euch versprochen haben – und euer Depot aus wenigen Aktien und vielen Optionen steigt in schwindelnde Höhen.
Nee, dis is kein Märchen von einem bösen Schreiber, sondern die wahre Geschichte der zutiefst deutschen Firma „Porsche“, die so dis Kunststück jeschafft hat, mehr Gewinn als Umsatz gemacht zu haben – allein mit VW-Aktien 6,8 Milliarden – Respekt! Cleverle Wendelin Wiedeking hat, völlig legal, dis Wirtschaftswunder vollendet: Als die VW-Aktie auf flotte 1000 Euro hochjezischt war, trat der Mann lächelnd vor die Presse und verkündete, sie würden dis mit der Mehrheit nich überstürzen, sofort sackten die Phantasiekurse wieder zusammen. Liebe Kinder, dis is Kapitalismus 4.0, da kann die Sparkasse mit ihrem Börsenspiel nich mithalten.
Doch wenn du glaubst, mieser jeht’s nich mehr, kommt von irgendwo ein Steinbrück her... Unsre bettelarmen Pendler ham jesiegt, die Pauschale wird weiter jezahlt. Aber statt daß die Damen und Herren Politiker zerknirscht zujeben, dis sie, gegen den Rat von allen, die mehr als Zahlen im Kopp haben, einfach ein blödes Jesetz gebastelt haben, stellt sich Oberkassenwart Steinbrück vor die Kameras und verwandelt Niederlagen in Siege, indem er die fällige Nachzahlung flugs zum Konjunkturprogramm erklärt.
Mal abjesehn von der berechtigten Kritik Zersiedlungsprämie vergißt der Mann zu erwähnen, dis die Betroffenen Vater Staat über immerhin zwei Jahre ein zinsloses Darlehen von 7,5 Milliarden Taler... Keine Ursache Peer, wir wissen ja, dis du mit Geld gut umjehen kannst.
Apropos skrupellos: Ick hätte da noch ein Beispiel für nachhaltige Politik: Man lasse ein paar durchgedrehte Kolonialmächte auf einem Kontinent namens Afrika für rund 400 Jahre richtig wüten. Dann schau’n wir ‘ne Weile zu, wie die Überlebenden mit den Folgen nich klarkommen. Und wenn die sich gerade ein bißchen berappeln, schicken wir unsere Fischereiflotten vorbei, die das Meer komplett leerfischen. Falls die undankbaren Naturburschen dann umsatteln und als Piraten Kreuzfahrtschiffe überfallen, auf denen die Reichen und Häßlichen dieser Welt ihr schwer erschummeltes Geld auf den Charakterkopp des Kapitäns hauen, schicken wir die Fregatte Mecklenburg vorbei, um dem Spuk ein Ende zu bereiten.
Apropos Spuk: Die Älteren unter uns werden sich noch an den letzten Castor erinnern. Auf-jeführt wurde dis Stück: The return of the Widerstand. 16 000 Leute auf Straße und Schiene – alle Achtung. Ick danke an dieser Stelle noch mal den Betreibern der Asse für die freundliche Unterstützung und jebe zu bedenken, dis wir beim nächsten Mal nich unbedingt mit weiteren hilfreichen Skandalen rechnen können. Aber vielleicht damit, dis die vielen Wider-ständler endlich den Stromanbieter wechseln?
Ick meine ja bloß,
sacht der Herr Paul