Es gibt Menschen, die verbringen Ostern auf der Autobahn, um anderswo zu helfen - wie Joost Rot und zwei HelferInnen, die sich am Samstag auf den Weg nach Idomeni gemacht haben. Hier sein Bericht von der Ankunft.
Griechenland Polykastro, Montag 28.3. unsere Orientierungsphase in und um
Idomeni endete abrupt nachdem wir das Zelt von Ärzte ohne Grenzen
aufgesucht hatten, wo gerade zwei Ärzte ihre vielstündige Schicht
beendeten.
Da Ärzte der Hilfsorganisation das Camp gestern verlassen hatten,
wurden nun händeringend ÄrztInnen gesucht, die umgehend die nächste
Schicht über die Nacht übernehmen würden. In Polykastro hatten wir Andreas und Sain getroffen, die als Ärzte-/Medizinstudent-/Arabischübersetzerteam angereist waren.
Da wir einen Teil unseres Teams und das Fahrzeug mit Spenden und
unserer Ausrüstung in Polykastro gelassen hatten, sagten wir zu, am nächsten Morgen Schichten zu übernehmen oder
später wieder zu kommen, um den einzelnen spontan eingesprungenen Arzt
zu unterstützen.
Aber schon auf dem Weg zum Auto trafen wir das
Fahrzeug der mobilen Ärzte (die inzwischen von Lesbos angeeist waren),
umringt von kranken Menschen. Dort konnte allerdings keine Versorgung
stattfinden, weil keine Ärzte mehr dort waren. Und wir wurden von
den Helferinnen inständig gebeten, sofort tätig zu werden.
Ruckezucke wurde die Menschentraube in zwei Reihen gebeten, jeder bekam ein Stethoskop in die Hand gedrückt und dann ging es auch schon los. Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Husten, Fieber, Rückenschmerzen, Gliederschmerzen. Alle haben viel zu wenig getrunken und wirken angesichts des Fiebers ausgetrocknet. Andreas und ich überlegen gerade als ärztliche Maßnahme Wasserflaschen einzukaufen und an die Kranken zu verteilen.
Jetzt klären wir gerade die bisherige Wasserversorgung -
dann geht's ans Sortieren unserer Ausrüstung und ans Überlegen wie die
Nacht weiter geht.
HINTERGRUND
Im griechischen Idomeni, nahe der mazedonischen Grenze hausen seit Wochen über 10 000 Flüchtlinge in erbärmlichsten Verhältnissen - alle in der Hoffnung, bald die Grenze Richtung Westeuropa überwinden zu können. Provisorische Zelte bieten nur wenig Schutz gegen Wind und Wetter. Wasser, Lebensmittel oder ärztliche Versorgung - von allem gibt es zu wenig.
Trotzdem werden die Angebote, sich mit Bussen in besser koordinierte Aufnahmelager im Innern des Landes bringen zu lassen, weitgehend ausgeschlagen. Gerüchte, dass Deutschland tausende Flüchtlinge aufnehmen würde, motivieren die Flüchtlinge, doch im Camp auszuharren.
Joost Rot hat bis vor kurzem monatelang Nächte im Hunderwasserbahnhof Uelzen verbracht, um den dort strandenden Flüchtlingen zu helfen. Dort ließ der Andrang in letzter Zeit nach, weshalb er beschloss, seine ärztlichen Kenntnisse in Idomeni einzusetzen und dort zu helfen.
Foto: Erste Hilfe im Elendslager Idomeni