Der Höchstwasserstand in der Elbe wird voraussichtlich bereits Donnerstag den Höhbeck erreichen - so die Einschätzung der Kreisverwaltung. Derweil fallen bei Dresden die Pegel bereits seit Dienstag Abend. Trotzdem ist mit länger anhaltenden hohen Wasserständen zu rechnen.
Früher als erwartet wird damit der Höchstwasserstand erreicht. Allerdings ist damit zu rechnen, dass die Wasserhöhe einige Tage stagniert, so dass weiterhin Obacht auf die Deiche gegeben wird.
Die Kreisverwaltung sieht angesichts der gut funktionierenden Schutzmaßnahmen weiterhin keinen Anlass, für den Landkreis Katastrophenalarm auszulösen. Auch am Mittwoch wurde lediglich in Neu Darchau und in Nienwalde intensiv an mobilen Dämmen bzw. Deichsicherungen gearbeitet.
In Nienwalde wurden die eigentlich für das Frühjahr vorgesehenen Arbeiten an der Deichbaustelle nördlich des Ortes vorgezogen. Dort herrscht schon seit fast einer Woche rege Tätigkeit. Ein provisorischer Deichverteidigungsweg wurde angelegt und bis Donnerstag wird die Deichkrone noch um 60 cm erhöht sein. Denn bis zum einbrechenden Winter konnte der neue Deich, der den Ort vor den womöglich anrollenden Fluten der Seege schützen soll, nicht fertig gestellt werden. „Nun haben wir aus Sicherheitsgründen angesichts der anrollenden Hochwasserwelle die eigentlich für das Frühjahr geplanten Arbeiten vorgezogen,“ so Deichhauptmann Ulrich Flöter.
Trotz Baustelle keine Gefahr
Eine konkrete Gefahr für Nienwalde sieht Flöter nicht. Der Deich sei sicher, lediglich ein Deichverteidigungsweg für den Notfall hätte gefehlt. Seit einer Woche ist die Deichbaufirma Jeschke aus Ostfriesland deshalb mit mehreren Schaufelbaggern im Einsatz. Der Deichverteidigungsweg konnte bereits fertig gestellt werden. Nun sind die Arbeiter damit beschäftigt, die Deichkrone mit Klei zu erhöhen.
„Um ganz sicher zu gehen, dass nirdendwo Minderhöhen vorhanden sind, wurde die Deichhöhe noch einmal überall durchgemessen“, so Ulrich Flöter. „So sind wir guten Mutes, dass wir eine so schwierige Situation wie 2006 nicht noch einmal erleben werden, auch wenn die Wasserhöhen ungefähr in der gleichen Höhe wie damals prognostiziert werden.“
Aber auch für den Ernstfall seien alle vorbereitenden Maßnahmen getroffen, betonte der Gartower Deichhauptmann. Sand, Sandsäcke, Folien und Planen lägen bereit und könnten notfalls bei der Samtgemeinde abgeholt werden. „Wir gehen aber davon aus, dass dies nicht gebraucht wird“, beruhigte Flöter.
Im Landkreis Lüneburg wird nach Medienberichten voraussichtlich am Donnerstag Katastrophenalarm ausgelöst, da die dortige Deichsatzung vorschreibt, dass der Alarm dann auszulösen ist, wenn eine bestimmte Höchstwassermarke erreicht ist. In Lüneburg dürften auch Kostenübernahme-Gründe für diese Entscheidung eine Rolle spielen, vermutet Ernst-August Schulz, da nur im Katastrophenfall der Landkreis für die Kosten der Deichsicherung zuständig wird. Ansonsten haben die Gemeinden alle Kosten zu tragen.
In Vietze sind Anwohner einer Siedlung am Ufer der Elbe beunruhigt, da eine im letzten Jahr erstellte sogenannte "Verwallung" seit Dienstag nicht ganz dicht zu sein scheint. An mehreren Stellen drückt Wasser durch den rund 1,50 m hohen Wall, so dass binnendeichs schon grössere Pfützen entstanden sind. Hier könnte bei länger stehendem Wasser Ärger drohen, da die Anwohner schon während des Baus mit Planung und Durchführung nicht einverstanden waren. Einige von ihnen befürchteten schon damals, dass der Wall zu knapp bemessen sei und im Ernstfall keinen Schutz bieten würde.
Eine echte Gefahr droht aber auch hier nicht, da selbst ohne Wall bei den Hochwassern 2002 und 2006 keine ernsthaften Schäden eingetreten sind - allerdings um den Preis, dass die Anwohner Tag und Nacht mit Pumparbeiten beschäftigt waren.
Foto: Angelika Blank / Baggerarbeiten an der Deichbaustelle in Nienwalde