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Höhbeck: mit UMTS gehts noch langsamer ...

Lange mussten Telekom-Kunden am Höhbeck darauf warten, dass ihr Router auf BLAU umschaltet - das technische Zeichen dafür, dass jetzt mit Hochgeschwindigkeit gesurft werden kann. Nun ist es offiziell: In Höhbeck können Telekom-Kunden ab sofort mit Hochgeschwindigkeit mobil im Internet surfen. Das wäre wunderbar - wenn die Verbindung  zustande kommen würde. ... Ein Erlebnisbericht vom Höhbeck.

Rund drei Wochen ist her, seit an der Netzwerkbox das so lange heiß ersehnte "blaue" Signal aufleuchtete - Zeichen dafür, dass nun auch die wnet-Autorin als Telekom-Kundin mit UMTS-Geschwindigkeit surfen kann. Die Freuda darüber währte allerdings nur kurz. Schon am nächsten Tag stellte sich heraus, dass, seit die Zeiten am Höhbeck auf "Blau" stehen, über Stunden hinweg immer wieder gar nichts mehr geht. Die Stunden des Tages, während derer frau die schnellen Übertragungsgeschwindigkeiten genießen kann, sind an einer Hand abzuzählen. Mitten in der Email-Übertragung bricht die Leitung zusammen, eigentlich gut zu erreichende Websites wie google brauchen gefühlte Ewigkeiten, bevor sie geladen sind - wenn es denn überhaupt klappt. Von Homebanking oder der Übertragung größerer Datenmengen gar nicht erst zu reden.

Die Ironie an der Sache: vergangene Woche flatterte die Pressemitteilung der Telekom ins Email-Fach, dass jetzt auch am Höhbeck "Geschwindigkeiten von bis zu 7,2 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) möglich" sind. Der Witz dabei: den ganzen Vormittag hatte die Autorin verzweifelt versucht, mit der Außenwelt zu kommunizieren, was wieder einmal nur schleppend bis gar nicht gelungen war. Die erste Mitteilung, die sie nach Stunden wieder erreichte, war die Pressemitteilung der Telekom. Wie Hohn klangen die Sätze darin:  „Wir freuen uns, jetzt auch in Höhbeck das schnelle Internet per UMTS anzubieten, denn der Mobilfunk ist eine Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts und ein wichtiger Standortfaktor“, sagt Bernhard Preilowski, Leiter Technik Nord, Telekom Deutschland GmbH. „Durch die Erweiterung unseres Netzes in Höhbeck werden wir auch hier der steigenden Nachfrage nach schnellen Internetzugängen gerecht.“

Und weiter heißt es in der Mitteilung: "Schnell im Internet surfen, E-Mails downloaden oder von zu Hause auf das Firmennetz zugreifen. Dank UMTS und dem „Daten-Turbo“ HSDPA (High Speed Downlink Packet Access) ist der Zugriff auf das Internet nicht mehr allein auf den heimischen Computer beschränkt, sondern auch über Handy und Laptop jederzeit und überall möglich."

Theoretisch richtig - wenn die Autorin ihre Arbeitszeit in die Nacht verlegt, wenn sich außer ihr kaum jemand im Internet bewegt. Das ist natürlich kein Zustand, zumal die Kundschaft oft nicht über Nacht warten mag oder kann, bis dann die Druckvorlage, das Arbeitspapier oder wichtige Informationen endlich bei ihr angekommen ist.

Aber frau hat ja im Laufe ihres Lebens Geduld gelernt und hofft darauf, dass die Telekom es bald richten wird, zumal die Pressesprecherin der T-kom sofort über das Problem unterrichtet wurde. Ergebnis: der oberste Pressesprecher ruf 24 Stunden später zurück, um "das Problem zu klären". Angeblich sei man 5 Kilometer vom nächsten Knotenpunkt entfernt, dessen Standort "ich aber nicht kommunizieren kann". "Wir haben zunächst Höhbeck angeschlossen und sind dabei von der Ortsmitte ausgegangen. Und Sie liegen nun mal am Rand der Zelle, da kann es schon mal zu Schwankungen kommen", so der Pressesprecher im O-Ton. Das habe er von seiner Technik erfahren.

Nur: Vietze liegt mitten auf dem Höhbeck und nicht am Rand. Und der Sendeturm auf dem Höhbeck, auf dem bekanntermaßen das UMTS-Modul installiert ist, steht in der Luftlinie keinen Kilometer von der Empfangsbox entfernt. Nun gut, ein Pressesprecher, der seinen Bürositz in Hamburg hat, muss ja über die örtlichen Verhältnisse im Landkreis nicht informiert sein. Die Technik-Fachleute im Kundenservice sollten allerdings etwas genauer wissen, wie und woher ihre Kunden mit Funksignalen versorgt werden. Immerhin kostet allein die Internetnutzung schlappe 40,-- Euro/Monat.

Doch auch der Kundenservice kann nur begrenzt helfen. Im Prinzip bestätigt er die Aussagen seines Pressesprechers und gibt den heißen Tipp, doch auf die webnwalk-Box IV mit externer Antenne zu wechseln. Nur: diese technische Aufrüstung wurde schon vor langer Zeit vorgenommen, nachdem es mit der kleinen Mikrobox massive Verbindungsprobleme gegeben hatte. Ausserdem solle man die Box doch mal nach Norden ausrichten ... Aber im Norden liegt nur die Elbe und nordöstlich allenfalls der UMTS-Sendeturm von Vodafone.

Wie ist das denn jetzt zu verstehen? Hat die Telekom einen Deal mit Vodafone gemacht, dass Telekom-Kunden im Zweifel über den Konkurrenzanbieter versorgt werden ... Wenig vorstellbar.

Inzwischen ist aus Gartow (sieben Kilometer in südlicher Richtung gelegen) von Telekom-Kunden zu hören, dass dort seit der UMTS-Umstellung überhaupt nichts mehr geht.

Gut, dass es innerdörfliche Fachkompetenz gibt. So war zumindest zu erfahren, dass das UMTS-Modul tatsächlich auf dem Sendeturm liegt, insofern also die Box Richtung Osten auszurichten ist. Es folgten noch einige Tipps, wie und wo einige Schalter umzulegen sind, so dass - vielleicht - das Problem doch noch ohne Zutun der Telekom-Techniker zu lösen ist.

PS: Während dieser Artikel geschrieben wird, ruft das Qualitätsmanagement der Deutschen Telekom an und möchte wissen, wie zufrieden frau mit dem letzten Kundendienst-Gespräch gewesen ist. ... Nun ja, was soll frau sagen? ... Mit stoischer Gelassenheit liest der mit französischem Akzent sprechende Mitarbeiter seine Fragen vor, z.B.: "Was sollte im Kundenservice Ihrer Meinung nach verbessert werden?" Antwort: "Dass der Konzern Deutsche Telekom für stabile Leitungen sorgt ... und seine Fachleute im Kundendienst mit richtigen Informationen versorgt."

Der Mitarbeiter: "Wie soll ich schreiben, ich wiederhole ..."

Seitdem schlägt sich die Autorin mit Phantasien herum, ob es strategisch eher zum Erfolg führt, den Sendeturm zu sprengen oder scharenweise die Telekom-Läden zu stürmen. Aber wahrscheinlich ist die einzig Erfolg versprechende Lösung, sein Haus "am Rand der Zelle" zu verkaufen und sich einen DSL-sicheren Standort zu suchen.

Wenn Sie diesen Artikel lesen können, so hat die Verbindung wenigstens in diesem Moment funktioniert ... oder der Text wurde um 23:30 Uhr online gestellt.

Foto: Angelika Blank / Blau leuchtet die Box ...




2010-11-19 ; von Angelika Blank (autor),

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