Wie jetzt bekannt wurde, wird das Projekt "Zeitfenster III" teilweise anders umgesetzt als geplant: nach den neuesten Plänen soll am Höhbeck das legendäre Kastell Karls des Großen nachgebaut werden. Nachstellungen der damaligen Schlachten sollen Touristen wie Einheimische dann regelmäßig in die Karolinigische Zeit entführen.
Eigentlich sollte es ja nur ein Pfostenkreis werden, der an die Rituale der Slawenzeit erinnern wollte. Doch die Landesstraßenbaubehörde machte den Initiatoren einen Strich durch die Rechnung: von einer Landesstraße müssen Baumaßnahmen, wie der Aufbau der Pfosten eine wäre, mindestens 15 m Abstand halten, hieß es aus der Behörde.
Gestorben war die schöne Idee eines rund 15 m großen Kreises aus ca. 4 m hohen Holzpfosten mit erläuternden Schautafeln. Doch die Initiatoren ließen sich nicht verdrießen: noch war Geld aus einer anderen Maßnahme übrig, flugs wurde eine Idee wieder aus der Schublade gezogen, die längst als beerdigt galt: der Wiederaufbau des legendären Kastells "Huohbuoki", welches Karl der Große zum Schutz gegen Angreifer auf dem Höhbeck errichten ließ.
"So wird Geschichte ganz konkret erlebbar," freute sich Biosphärenreservatsleiter Prof. Dr. Johannes Prüter, der vergangene Woche zugeben musste, dass das Projekt "Wiederaufbau Höhbeck-Kastell" umgesetzt werden soll. "Zusammen mit Akteuren vor Ort wollen wir nach dem Aufbau jährlich mit einem großen historischen Markt und einer Schlachtennachstellung in die Zeit Karls des Großen entführen."
Der Bau der Kastellanlage ist bereits in diesem Sommer geplant. Und im Sommer 2015 soll die erste Schlacht auf dem Höhbeck stattfinden. "Doch schon jetzt suchen wir Mitspieler für die Schlachten-Nachstellung," so Prüter. Schließlich müssten die jeweiligen Rollen einstudiert, Kostüme entwickelt und genäht sowie die richtigen Waffen gebaut werden.
Für Touristen hat die Biosphärenreservatsverwaltung ein besonderes Angebot bereit: "Wer sich als Mitspieler bei der Schlacht meldet, bekommt zwei Freitickets für die (bis dahin fertiggestellte) Wellnesslandschaft in der Wendland-Therme + eine Übernachtung für zwei Personen," heißt es aus der Verwaltung.
Alle Touristikvereine aus dem Landkreis haben sich inzwischen bereit erklärt, das Angebot zu bewerben und Freitickets zu verkaufen. "Diese Koordination hat die meiste Mühe bei der Projektentwicklung gemacht," so Prüter. Vor allem wegen dieser Absprachen war das Projekt bis jetzt geheim gehalten worden.
Doch die Biosphärenreservatsverwaltung baute schon mal vor: im März war bereits eine massive Brücke über den ehemaligen Schutzwall gebaut worden. Mit dicken Stahlträgern ausgerüstet, hält die Holzbrücke der anzunehmenden Belastung durch tausende marschierender Krieger mit Leichtigkeit stand. Inzwischen liegen auch die Genehmigungen der Sponsoren und Finanzgeber für die Umwidmung der Gelder vor, so dass mit den ersten Baumfällungen bereits im April begonnen werden kann. Das Holz der rund 100 Jahre alten Buchen auf dem Höhbeck wird als Baumaterial für die Festungsumrandung benötigt.
Zum Ausgleich für die rund 40 zu fällenden Buchen werden am Elbufer 100 neue Silberweiden angepflanzt.
Foto / Jens Schneeweiß: Erste Bodenuntersuchungen im Bereich der ehemaligen Wallanlage bestätigten die Tragfähigkeit des Baugrundes.