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Hundeführerschein auch für Mops und Malteser

Voraussichtlich ab Herbst werden Neu-HundebesitzerInnen in Niedersachsen einen "Hundeführerschein" haben müssen. Dieser Sachkundenachweis wird für alle Rassen gefordert werden, also nicht nur für so genannte Kampfhunde, sondern auch für kleine Vierbeiner wie Möpse oder Malteser.

Das Thema "Hundeführerschein" war unlängst zu trauriger Aktualität gekommen: Kurz vor Pfingsten  hatten im thüringischen Sachsenburg vier Hunde ein dreijähriges Mädchen totgebissen. Dieses schreckliche Geschehen hat mit dazu geführt, dass das Land Thüringen noch in diesem Jahr einen Hundeführerschein einführen will. Auch in Niedersachsen steht dieser Schritt vor der Tür. Dies bestätigte Dr. Gert Hahne, Pressesprecher von Landwirtschafts-Ministerin Astrid Grotelüschen, am Dienstag im Gespräch mit wnet.

Hunde künftig per Chip identifizierbar

In Niedersachsen gibt es bereits ein ( http://www.recht-niedersachsen.de/21011/nhundg.htm) Hundegesetz, das nun modifiziert werden soll. Vorgesehen ist in der Neufassung unter anderem, dass jedem Hund - ganz gleich, welcher Rasse - vom Tierarzt ein Chip implantiert wird: unter der Haut ein winziger Sender mit der Kenn-Nummer des Tieres. So ist der Hund eindeutig einem Besitzer zuzuordnen, und niemand kann mehr nach einem Beiß-Unfall behaupten: "Der Hund gehört mir nicht!" "Und wir hoffen, dass dann auch die Zahl der Fundtiere zurückgeht", bemerkt Gert Hahne. Denn: Ein mit Chip identifizierbarer Hund werde wohl kaum irgendwo ausgesetzt oder aus dem Auto geworfen. Vorteile bringe die Sache auch den Kommunen hinsichtlich der Hundesteuer: Jedes Tier werde ja registriert, und es sei dann schon erheblich schwieriger, sich um die Zahlung jener Steuer zu drücken, etwa mit dem Hinweis "Ich habe doch gar keinen Hund!"

Hunde-Versicherung wird Pflicht

Des Weiteren soll per Gesetz für alle Hunde - auch hier wieder unabhängig von der Rasse - eine Haftpflichtversicherung vorgeschrieben werden. Es sei erschreckend, meint der Sprecher des Ministeriums, dass sich manche Leute zwar einen Hund kaufen und auch das Geld für dessen Futter einplanen, aber auf eine Versicherung für das Tier verzichten. Häufig bleiben dann Menschen, die gebissen oder anders durch einen Hund geschädigt werden, auf den dadurch entstandenen Kosten sitzen. Dann nämlich, wenn der Hundehalter finanziell nicht in der Lage ist, den Schaden aus der eigenen Tasche zu bezahlen.

Sachkunde-Nachweis für Neu-Hundehalter

Der landläufig Hundeführerschein genannte Sachkundenachweis soll durch die Gesetzesänderung von allen Hundebesitzerinnen und -besitzern verlangt werden, die sich zum ersten Mal ein solches Tier zugelegt haben - und auch von Leuten, die mit ihrem Hund "auffällig" geworden sind, gegen die in dieser Hinsicht beispielsweise ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren läuft. Erfahrene Hundehalter benötigen keinen Hundeführerschein. "Wenn jemand einen Hund zwei Jahre problemlos gehalten hat, dann kann man eine gewisse Eignung annehmen", sagt Gert Hahne. Neu-Hundehaltern dagegen mangele es häufig an den elementarsten Kenntnissen in puncto Hund.

Es geht auch um artgerechte Haltung

Man könne doch wohl eine ausreichende Sachkunde von jemandem verlangen, der ein lebendes Tier für zehn Jahre oder länger in seine Obhut nimmt, unterstreicht der Ministeriums-Sprecher. Es gehe ja nicht nur um das Vermeiden von Beißattacken, sondern auch um Belange des Tierschutzes. Der Besitzer eines Hundes müsse wissen, wie dieser artgerecht gehalten wird, welches Futter ihm bekommt und welches nicht, wie viel Auslauf der Vierbeiner benötigt, wie oft er zum Tierarzt muss, welche Impfungen ihn schützen. In die Frage, wie das entsprechende Wissen zu vermitteln ist, sollen die Tierärzte mit einbezogen werden. Hundeverbände beispielsweise seien wohl eine geeignete Stelle für Unterweisungen zum Erlangen des Hundeführerscheins, auch private Hundeschulen; die aber müssten zuvor ihre Qualifikation nachweisen, betont Gert Hahne.

Neue Aufgabe für die Kommunalverwaltung

Die detaillierten Regelungen, die in das Gesetz einfließen sollen, werden zurzeit zwischen dem Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung sowie dem Innen- und dem Sozialministerium abgestimmt. Sodann soll die Modifizierung des Hundegesetzes auf den Weg gebracht werden. Im Herbst, so ist zu vermuten, werden die neuen Bestimmungen in Kraft treten.

Vor Ort werde sich um die Formalitäten in Sachen Hundeführerschein die kommunale Ebene kümmern, kündigt Gert Hahne an, also der Landkreis oder die Samtgemeinden. Aber solche Details gelte es noch zu regeln.

Auch in puncto Hundeführerschein wird in Niedersachsen gelten: grundsätzlich für alle Rassen! "Auch ein Mops kann einem Kind durch einen Biss ins Gesicht erheblichen Schaden zufügen", gibt Dr. Hahne zu bedenken.

 

Der Mensch ist das Problem - nicht der Hund!

Die Auffassung, dass eine Beißgefahr in erster Linie nicht von der Rasse abhängig ist, sondern vom Umgang des Menschen mit dem jeweiligen Tier, wird von vielen Experten bejaht. "Der Mensch ist das Problem, nicht der Hund", mahnt beispielsweise eine erfahrene Hunde-Expertin und ergänzt zum Thema Kampfhunde: Diese seien nicht von Natur aus aggressiv und gefährlich. Erst die Halter machten sie zu dem, was sie sind, deshalb könnte ein verpflichtender Hundeführerschein hier Abhilfe schaffen. Und eine vieljährige Hundezüchterin und Leiterin einer Hundeschule weiß: "Der Hundeführerschein ist wichtig, viele Leute haben keine Ahnung von der richtigen Haltung der Tiere". Alle Hunderassen müssten - von Geburt an " richtig erzogen und sozialisiert" werden.

 

Studie: Schäferhund Hochrisiko-Rasse

Gegen das Vorurteil, dass Kampfhunde generell besonders bissig und gefährlich seien, sprechen auch so genannte Beißstatistiken. Eine solche aus Berlin beispielsweise schreibt Mischlingen (ohne Kampfhund-Anteil) die meisten Beißunfälle zu. Auf Platz zwei folgt der Deutsche Schäferhund, sodann der Rottweiler, dann Terrier und Dobermann. Das Hundemagazin "Wuff" wiederum zitiert eine Studie über das "Risiko-Profil" verschiedener Hunderassen. Den höchsten Risiko-Index weist danach der Deutsche Schäferhund auf; die Verfasser der Studie nennen ihn eine "Hochrisiko-Rasse". Im Beiß-Index folgen Dobermann, Spitz, Pekinese und Dackel. Das geringste Beißrisiko besteht nach dieser Liste beim Malteser. Aber auch, wer sich ein solches Hündchen neu zulegt, kommt wohl ab Herbst nicht herum um den Hundeführerschein.

 

Foto: Ganz lieb: American-Staffordshire-Terrier Amy--




2010-06-01 ; von Hagen Jung (autor),

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