Mit seiner Doku "Atomstreit in Wackersdorf - die Geschichte einer Eskalation" nähert sich der gebürtige Wendländer Paul-Georg Busse seiner eigenen Vergangenheit - mit Castortransporten und Gorleben-Demos. Heute Abend im Ersten.
Paul-Georg Busse ist gebürtiger Wendländer.
In Wussegel aufgewachsen, hat der 35-jährige, der heute in München
lebt, als Jugendlicher viele Demos gegen Gorleben miterlebt, war bei
mehreren Castor-Transporten dabei – von klein auf.
Nun nähert sich der Fernseh-Kameramann, TV-Produzent und Inhaber einer
Produktionsfirma „seiner“ Geschichte von einer anderen Seite: In seiner
ersten Langfilmproduktion für die ARD beschäftigen sich Busse und sein
Team mit der Geschichte Wackersdorfs - und am Rande auch der Geschichte
Gorlebens.
Der Film „Atomstreit in Wackersdorf – Die Geschichte einer Eskalation“ wird erstmalig am Montag, 18. September um 23:45 Uhr in der ARD ausgestrahlt. Auch Rebecca Harms kommt zu Wort, sie wurde in
Wussegel von Regisseur Klaus Uhrig zu ihren Kontakten nach Wackersdorf
befragt.
Aus der ARD-Ankündigung :
Die Dokumentation „Atomstreit in Wackersdorf – Die Geschichte einer
Eskalation“ rekonstruiert 30 Jahre nach dem „Blutigen Herbst“ von 1987
die dramatische und teilweise äußerst gewalttätige Zuspitzung rund um
die WAA und illustriert dabei auch die politisch-gesellschaftliche
Gemengelage, aus der es zu einer solchen Radikalisierung kommen konnte.
Es werden Verbindungen zu den Widerstandsbewegungen in Gorleben (mit
Rebecca Harms) und an der Frankfurter Startbahn West aufgezeigt – und
zur Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, die der Anti-Atom-Bewegung viel
Zulauf verschaffte.
Dabei kommen zahlreiche Akteure der Jahre 1985-1989 ausführlich zu
Wort: Irmgard Gietl, eine Hausfrau aus der Umgebung der WAA, die bereits
Großmutter ist, als sie sich politisiert; Hans Schuierer, der als
Landrat von Schwandorf zunächst für die Anlage ist und sie später umso
entschiedener bekämpft; und schließlich Peter Gauweiler, der von Franz
Josef Strauß in die Oberpfalz geschickt wird, um die Proteste dort unter
Kontrolle zu bekommen.
Kulminationspunkt der Dokumentation ist der 10. Oktober 1987, als die
Proteste rund um die WAA ihren blutigen Höhepunkt erreichen: Eine von
der bayerischen Staatsregierung angeforderte Berliner Spezialeinheit
knüppelt am Bauzaun Demonstranten nieder und unterscheidet dabei nicht
zwischen gewaltbereiten Chaoten und ganz normalen Bürgern. Die
Öffentlichkeit ist entsetzt, die Staatsregierung wiegelt ab, Beobachter
sprechen von „Bürgerkrieg“.
Keine zwei Jahre später wird das Projekt Wackersdorf aufgegeben.
Zahlreiche heftige Proteste hat es überlebt – nicht jedoch den Tod
seines größten Förderers, Franz Josef Strauß. Doch die wirtschaftlichen
und gesellschaftlichen Folgen des nie vollendeten Großprojekts prägen
die Region bis heute.
Rebecca Harms erinnert sich an ihre zahlreichen Besuche in Wackersdorf -
auch sie ist eine prominente Zeitzeugin, die über ihre
Auseinandersetzung mit Gorleben immer wieder Kontakt zu der Szene in
Wackersdorf hatte.
Foto: Den ersten Langfilm für die ARD hat der Wendländer Paul Busse (2.v.l.) mit seiner Firma produziert, Thema: Wackersdorf - und am Rande Gorleben. Prominente Zeitzeugin ist die Grüne EU-Abgeordnete und jahrelange EU-Fraktionsvorsitzende Rebecca Harms. Mit dabei: Regisseur Klaus Uhrig und Koproduzent Simon Janik (l.). Fotos: Björn Vogt