Thema: corona

Impfstoffe in Niedersachsen: #Ärmelhoch?

Nun soll es in Niedersachsen richtig losgehen mit den Impfungen - nach all den Pleiten, Pech und Pannen, die das Thema "Impfen" in den vergangenen Wochen begleiteten.

Die niedersächsische Impfstrategie ist seit Wochen von Pleiten, Pech und Pannen gekennzeichnet. Erst werden in aller Hektik Impfzentren aufgebaut. Dann stehen sie bis heute leer, weil nicht genügend Impfstoff da ist. Immer wieder werden Impfstarts angekündigt - nur um sie dann kurz darauf wieder zu verschieben.

Über 80-jährige erhalten Briefe vom Land, in denen ihnen ein kurz bevor stehender Impfstart angekündigt wird - was ein paar Tage später vom hiesigen Gesundheitsamt als "voreilig" kritisiert und teilweise dementiert wird. Die Terminhotline ist selbst für Jüngere eine Zumutung und die Möglichkeit, sich in eine Warteliste eintragen zu lassen, wird ebenfalls erst mit deutlicher Verzögerung eingerichtet. Hier sollte doch der "erfahrene niedersächsische Dienstleister" Majorel die Terminmanagement-Plattform, die mit der Impfstofflogistik in den Verteilzentren gekoppelt ist, auf eine sichere Basis stellen? Das verkündete Gesundheitsministerin Carola Reimann jedenfalls vollmundig am 16. Dezember. Das Vertrauen in eine funktionierende Impflogistik sinkt.  

Inzwischen funktioniert die Wartelistenfunktion - die über 80-jährigen müssen aber zur Identifizierung einen Code eingeben, den sie über das Smartphone bekommen haben.

Brief Nr. 2 ist inzwischen auch bei den "Erstpriorisierten" angekommen. Dieses Mal haben die Samtgemeinden das sechsseitige Informationsschreiben verschickt.

Eine Antwort auf das Konzept des Landkreises, eine dezentrale Impfstelle einzurichten, gibt es bis heute nicht - also auch keine Genehmigung. Dafür lässt das Land sich nicht lumpen und zahlt Taxitouren nach Uelzen für alle, die nicht selber fahren können und auch keine Mitfahrgelegenheit haben. 

Immer noch bundesweit die geringste Impfquote

Liegt es an all den Pannen, weswegen Niedersachsen aktuell immer noch auf dem letzten Platz im Impfquotenranking steht? Erst 2,35 % der Niedersachen sind (erst)geimpft. In Mecklenburg-Vorpommern beträgt dieser Anteil 3,91 %. (Stand: 14.2.).

"Ein wesentlicher Grund ist, dass Niedersachsen konsequent Dosen für Zweitimpfungen zurückgehalten hat," antwortet eine Sprecherin des niedersächsischen Gesundheitsministeriums (GM) auf eine wnet-Anfrage. Begründet wird dieses Vorgehen mit den Unsicherheiten in den Impfstofflieferungen. Man wollte vermeiden, dass Zweitimpfungen verschoben werden mussten - was nach Aussagen des Ministeriums auch geklappt habe. "Andere Bundesländer haben diese auf Sicherheit ausgelegte Strategie nicht verfolgt und konnten in der Folge mehr Erstimpfungen in kürzerer Zeit durchführen," heißt es in der Antwort des Ministeriums. Ob die Zweitimpfungen in den anderen Bundesländern wegen fehlender Impfstoffe nicht durchgeführt werden konnten ist unwahrscheinlich, da die Zweitimpfung zwischen 3 bis 6 Wochen nach dem ersten Impfen durchgeführt werden muss.

Aber nun soll die Reserve auf "nur noch 2/3" der jeweils benötigten Zweitimpfungen reduziert werden. Sind also bisher alle zur Verfügung stehenden Impfdosen zurückgehalten worden? (Am 12. Februar waren es noch 108 000 Dosen des BioNTech-Impfstoffs, die das Land zurückhält.) 

Bis Ende des Monats erwartet das Land 32 400 Impfdosen von Moderna und von AstraZeneca bis zum 2. März 141 600 Dosen. Dem Gesundheitsamt Uelzen ist zugesagt worden, dass aus diesen Lieferungen bis Ende nächster Woche genügend Impfstoff zur Verfügung steht, um mit den Impfungen im Zentrum in Uelzen beginnen zu können. Neben dem BioNTec -Impfstoff könne man dann auch mit den Impfstoffen von Moderna und Astrazenec arbeiten, heißt es aus Uelzen.

Nach den letzten Informationen ist in Uelzen zunächst der Betrieb einer Impfstraße vorgesehen, bei der ca. 15 bis 20 Personen beschäftigt sein werden. Bis zu 20 Impfungen sollen so in der Stunde durchgeführt werden können. Aber nach Aussagen aus dem Einsatzzentrum in Uelzen sei "eine Skalierbarkeit gegeben und eine schnelle Anpassung an die aktuelle Bedarfslage möglich“ . Schauen wir mal.   

Ab dem 22. Februar sollen dann im Impfzentrum Uelzen endlich die ersten der rund 2000 Menschen geimpft werden, denen es gelungen ist, sich auf die Warteliste setzen zu lassen. Hier lauert schon die nächste Panne: funktioniert das Konzept > Warteliste > Terminsetzung per Post oder email > Erinnerung kurz vor dem Termin?

Wenn die Impfstofflieferungen kommen, wenn genügend Personal da ist, um die Impfungen in der vorgesehenen Frequenz durchführen zu können, wenn die Terminlogistik funktioniert und wenn .... - dann könnten die rund 3500 Hochbetagten, die in Lüchow-Dannenberg leben, in zwei Monaten "durchgeimpft" sein.

Foto | Ausschnitt aus einer (ganzseitigen) Anzeige des Bundesgesundheitsministeriums in Tageszeitungen




2021-02-14 ; von Angelika Blank (text),
in Lüchow-Dannenberg, Deutschland

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