Nach zehn Tagen ging am Sonntag das Marionettenfestival zu Ende. Mit einer Ausstellung verschiedener Marionetten und Aufführungen verabschiedete sich "Puppets for People" für dieses Jahr. Veranstalter Manfred Fortmann zog eine positive Bilanz.
Die Aufführung von "Petterson und Findus" des Theaters con Cuore schaffte es auf über 300 Besucher, die sich die Marionettenvariante des beliebten Kinderbuches im Lüchower Gildehaus ansehen wollten. Auch das Ambrella-Theater fand mit einer Inszenierung des "Eingebildeten Kranken" von Molière viele interessante Zuschauer.
Und auch insgesamt war Initiator und Veranstalter Manfred Fortmann mit der diesjährigen Ausgabe des Marionettenfestivals durchaus zufrieden. Anders als beim letzten Mal waren in diesem Jahr viele Aufführungen gut besucht. Das Konzept, auf viele verschiedene und teils weit abgelegene Spielorte zu verzichten, scheint sich zu bewähren.
Am großen Abschlusstag fanden sich am Sonntag noch einmal viele Besucher im Hitzackeraner VERDO ein, um den Puppen-Markt zu erleben und sechs Marionetten-Aufführungen zu erleben.
Bei Peter Beyer aus Kiel drängelten sich die Gäste, um zu lernen, wie ausgediente Eierkartons zum Leben erweckt werden können. Für den Marionettenbauer kein Problem: er baut seine Puppen alle aus gefundenen Restmaterialien wie Fischdosen, Schokoladenschachteln oder Ofenrohren. Für die Eierpappen-Männchen brauchte es auch nicht viel: Eierpappen, bunte Papierstreifen, zugeschnittener Stoff, etwas Kleber und Bindfaden - und fertig waren wackelnde Männchen, die zum sofortigen Spiel einluden.
Dass das Puppenspiel auch heilsam wirken kann, hat der DRK-Sprachheilkindergarten in Prisser erkannt, der das gemeinsam mit Fortmann initiierte Projekt "Puppen für alt und jung" vorstellte. Kinder basteln Sockenpuppen, mit denen sie dann die Bewohner eines nahe gelegenen Altersheimes erfreuen. Die SeniorInnen wiederum erzählen den Kleinen Geschichten. So dienen die Puppen auch dem Generationenaustausch.
Wayang Kulit - die faszinierende Schattenwelt Indonesiens
Faszinierend auch die Sammlung von Dieter Seifert, der seit zwölf Jahren indonesische Schattenfiguren des Wayang Kulit-Theaters sammelt. Fein ziselierte Figuren, in gegerbtes Leder gestanzt und teilweise bunt bemalt, mit denen dort die über 1000 Jahre alten Schattentheater-Stücke vorgeführt werden. Traditionell dienten die Aufführungen der Besänftigung der Götter, um ein erneutes Erdbeben oder einen Vulkanausbruch zu verhindern.
In seinem gut besuchten Vortrag erläuterte Seifert das Wayang Kulit, das mit über 100 verschiedenen Figuren arbeitet. Die Charaktere stammen aus der hinduistischen Mystik des Ramayana oder des Mahabharata. In den Stücken geht es immer wieder um die Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse. Die Götter beobachten dabei das Treiben der Menschen und greifen nach ihrem Gutdünken ein. Dämonen und böse Gesiter bedrohen zusätzlich die Menschheit und das Gleichgewicht der kosmischen Welt.
Die Wayang Kulit-Figuren werden aus Büffelleder hergestellt und nach genau vorgeschriebenen Mustern ziseliert und bemalt. Begleitet werden die Aufführungen von einem Gamelan-Orchester, wobei eine Aufführung durchaus die ganze Nacht dauern kann, wie Seifert in seinem Vortrag erläuterte.
Das bunte Treiben belebte das VERDO noch bis in den späten Abend - bis das Marionettentheater Aristo funny mit die "Die Odyssee" das diesjährige Festival beschloss.
Fotos / Angelika Blank