240 000 französische Jungaale bevölkern seit Donnerstag die Elbe. Möglich wurde dieser "Zuwachs" durch eine neuerliche Aalbesatzaktion, die die Fischerei Köthke in Gorleben durchführte.
Seit vier Jahrzehnten gibt es immer weniger europäische Aale. Doch inzwischen sind Fischer und Umweltschützer verhalten optimistisch, dass sich die Bestände langsam erholen. An der französischen Küste konnten erstmals wieder mehr Jungaale gefischt werden als in früheren Jahren.
Im vergangenen Jahr war die Zahl der jungen Aale (sogenannte Glasaale) in England so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr. Darüber freut sich auch Fischer Christian Köthke in Gorleben, einer der letzten Elbfischer. "Langsam schöpfen wir Hoffnung, dass sich auch die Aalbestände in unseren Regionen wieder erholen," so Köthke am Donnerstag.
240 000 winzig kleine "Glasaale" konnte der Fischer am Donnerstag in Empfang nehmen. In 17 Styroporkästen waren sie vom Aal-Hof Götting aus Bethen im Landkreis Cloppenburg angeliefert worden. Insgesamt waren es 80 kg Aal, die Christian Köthke, seine Mitarbeiter sowie Helfer des Angelclubs Gartow zwischen Schnackenburg und Gorleben in der Elbe und angrenzenden Nebengewässern wie dem Gartower See auszusetzen hatten.
Die Außentemperaturen waren günstig für den Umzug in die Elbe: Derzeit hat die Elbe eine Wassertemperatur von 9 °C - kaum ein Unterschied zu den 7,5 °C, die das Wasser in den Transportkisten hatte. Also kein allzu großer Schock beim Eintauchen in die Elbe!
Genau nach Verteilplan wurden die kleinen, kaum mehr als Regenwurm-großen Tierchen dann auf Schubkarren und Autos verladen, um in ihre neue Heimat umzuziehen.
Für den 13-jährigen Johannes (links), der seinen "Zukunftstag" in der Fischerei Köthke verbrachte, war das ein besonderes Erlebnis. Draußen auf dem kleinen Fischerkahn hatte der Schüler die ehrenvolle Aufgabe, eine wohl abgemessene Portion kleiner Fische in die Elbe zu entlassen. Johannes kann sich gut vorstellen, einmal Fischer zu werden - auch wenn er weiß, dass die Zukunftsperspektiven nicht allzu rosig aussehen. "Man kann ja noch etwas Anderes lernen, falls es doch schief gehen sollte," zeigte sich der Gymnasialschüler aus Lüchow optimistisch.
Anfang April werden noch einmal rund eine Million junger Aale in einem anderen Elbstück weiter elbabwärts bei Bleckede ausgesetzt. Denn die meisten der am Donnerstag ausgesetzten Jungaale werden die Saragossa-See wohl nie sehen. Für Kormoran, Gänsesäger und Haubentaucher sind sie ein Leckerbissen. Für weitere Dezimierung sorgen die Staustufen an der Elbe. Die Turbinen der Wasserkraftwerke, die in einige Staustufen eingebaut sind, zerschreddern die Aale geradezu. "Da nützen auch Fischtreppen nicht allzuviel," so Christian Köthke. Denn der Sog des Elbestroms hält die Aale oft in der Mitte des Stromes und treibt sie in die kreisenden Turbinen. Nur einem Teil gelingt der Ausweg über die Fischtreppe.
Durch die regelmäßigen Besatzaktionen steigt die Anzahl der Aale in der Elbe allmählich wieder an. Auf diese Art und Weise wird der Aalbestand hierzulande zumindest mittelfristig gesichert.
Der April-Besatz wird finanziert von der Gemeinschaftsinitiative Elbe (GI Elbe), ein Zusammenschluss der Sport- und Erwerbsfischer sowie von der Vereinigung für Fischerei- und Gewässerschutz (VFGL) , der Organisation der Erwerbsfischer an der Elbe, über deren Konto die Finanzierung läuft. Die Besatzaktion am Donnerstag bei Gorleben finanzierte das Bundesamt für Strahlenschutz als Ausgleichsmaßnahme für die regelmäßige Einleitung von Salzlauge, die auch während des Offenhaltungsbetriebes des inzwischen stillgelegten Erkundungsbergwerks anfällt.
Fotos / Angelika Blank: Nicht nur die kleinen Glasaale waren aufgeregt, als es am Donnerstag darum ging, in die Elbe umzuziehen - auch ein Schüler, der seinen "Zukunftstag" bei der Fischerei Köthke verbrachte, hatte Abends Aufregendes zu berichten.