Christian Järnecke kennt die Gartower Verwaltung seit Jugendtagen: Direkt nach der Schule begann er seine Ausbildung in der Samtgemeinde, wo er heute im Bürgerbüro arbeitet. Auf Empfehlung des jetzigen Samtgemeinde-Bürgermeisters Friedrich-Wilhelm Schröder tritt er nun für die CDU als Bürgermeister-Kandidat an.
Geboren wurde Christian Järnecke 1983 in Holtorf. 1999 begann er direkt nach der Schulzeit die Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten im Rathaus von Gartow, die er 2002 abschloss. Unterbrochen wurde die Ausbildung von einem zehnmonatigen Zivilersatzdienst im Dannenberger Krankenhaus. Einige Jahre später absolvierte er am Niedersächsischen Studieninstitut in Verden eine Fortbildung zum Verwaltungsfachwirt .
Seit 2011 vertritt Christian Järnecke die Interessen der CDU im Kreistag. Ehrenamtlich ist er als Kirchenvorstand im evangelischen Kirchspiel an Elbe und Seege aktiv und spielt gerne und oft die Orgel bei kirchlichen Veranstaltungen.
Christian Järnecke ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit seiner Familie auf dem elterlichen Hof in Holtorf.
wnet befragte Christian Järnecke nach seinen Vorstellungen für die Weiterentwicklung der Samtgemeinde Gartow.
WIRTSCHAFT
Die Erweiterung der vorhandenen Gewerbegebiete in Gorleben und der Voelkel-Gewerbeflächen in Pevestorf würde Christian Järnecke "positiv mit begleiten". Noch sind allerdings zwei bis drei Hektar Gewerbefläche in Gorleben zu verkaufen."Hier würde ich den Kontakt zur Wirtschaftsförderung suchen, um auch Firmen von außerhalb zu akquirieren," so Järnecke.
Der Ort Gartow selbst ist zwar an das DSL-Netz angeschlossen, das gilt aber noch längst nicht für alle Gemeinde im Samtgemeindebereich. "Wir müssen gemeinsam mit dem Landkreis und anderen Gemeinden alles tun, um eine flächendeckende Versorgung hinzubekommen," so Järnecke. "Dafür wäre ich auch bereit, Geld auszugeben."
Außerdem solle das Rathaus auch Anlauf- und Beratungsstelle für Existenzgründer werden.
Im Tourismusbereich gelte es, die Internetbuchungen zu verstärken. "Da muss Überzeugungsarbeit bei den Anbietern geleistet werden, dass dort mehr einsteigen," so Järnecke. "Dann kommen vermutlich auch mehr Gäste." Des weiteren liegt Järnecke daran, dass die öffentlichen Wege und Plätze attraktiver gestaltet werden. "Auch die Eigentümer müssen da mitziehen, man muss ihnen nicht sagen müssen, wann der Rasen zu schneiden ist."
So könne Järneckes Ziel, Gartow als staatlichen Luftkurort bzw. Erholungsort anerkennen zu lassen, in greifbare Nähe rücken. "Mein Ziel ist es, die Bettenanzahl der Kategorie "3 Sterne" deutlich zu erhöhen. Auch ein Kurpark fehlt, wenn wir die staatliche Anerkennung bekommen wollen." In diesem Zusammenhang gehe es auch darum, einen Investor für die Ferienhaussiedlung zu finden, um dort die Übernachtungszahlen wieder zu erhöhen.
Was die Wendland-Therme angeht, so weiß Järnecke, dass er die Folgen der gigantischen Investitionsentscheidung wird verwalten müssen. "Wir müssen darauf achten, dass das Defizit im Limit gehalten wird," so Järnecke. "Das wird die große Aufgabe sein." Dafür sei Werbung unerlässlich. Das bisher für die Vermarktung vorgesehene Budget von 15 000 Euro jährlich will Järnecke überprüfen. "Ich weiß nicht, ob das reichen wird, um die Steigerungsziele zu erreichen. Eventuell muss man das Budget zeitweise erhöhen und dann wieder zurückfahren." Grundsätzlich setzt Järnecke allerdings darauf, dass die Mundpropaganda wirkt. Einen speziellen Marketing-Fachmann für die Samtgemeinde hält er nicht für notwendig.
Der Ort Gartow ist für Järnecke zentraler Anzugspunkt für Gäste, der "für den ganzen Samtgemeinde-Bereich" wirken soll.
SOZIALES + KULTUR
In der Samtgemeinde "laufe vieles über Vereine und die Kirche", weshalb Järnecke keinen Bedarf sieht, sich für eine offene Jugendarbeit einzusetzen. "Bisher habe ich von den Jugendlichen nicht gehört, dass sie einen unabhängigen Jugendtreff wünschen," so Järnecke. "Wenn da doch Bedarf sein sollte, muss man gegebenenfalls noch einmal Überlegungen anstellen." Außerdem bliebe den Jugendlichen ja angesichts vermehrter Ganztagsbeschulung kaum Zeit für offene Freizeit.
"Die Unterstützung für soziale und kulturelle Belange wird sich wohl auch weiter auf die Unterstützung von Vereinen und Unterstützungen beschränken," so Järnecke zu eigenen Initiativen in diesen Bereichen.
Allerdings gelte es, den demografischen Wandel zu berücksichtigen und für mehr Behindertengerechtigkeit zu sorgen. So plant er zum Beispiel einen Fahrstuhl im Rathaus und selbsttätige Schiebetüren.
GORLEBEN + ANSIEDLUNGSVERTRAG
"Ich habe vor einiger Zeit Gespräche mit der GNS geführt und dabei den Eindruck gewonnen, dass wir den ganzen Vertrag gefährden, wenn wir an dem Punkt 'Wohlverhaltensklausel' rütteln wollen," weshalb Järnecke dieses Thema auch nicht anrühren möchte. Des weiteren ist er der Ansicht, dass sich die "Wohlverhaltensklausel" in der Praxis nie ausgewirkt habe. "Wir brauchen die regelmäßigen Zahlen im Haushalt," so Järneckes Überzeugung.
Er sieht auch keine Notwendigkeit, mit diesen Geldern (derzeit jährlich 853 000 Euro) einen Plan B zu entwickeln, mit dem für die Samtgemeinde ein wirtschaftliches zweites Standbein aufgebaut werden könnte. Der Vertrag laufe noch bis zum Jahr 2034, so dass kein Grund bestehe, über Alternativen nachzudenken.
In der Endlagerfrage setzt Järnecke auf die Arbeit der Kommission. "Man muss abwarten, was da entschieden wird."
HOCHWASSERSCHUTZ
Nach den mehrfachen Fluten ist es für Järnecke wichtig, dass die Samtgemeinde sich intensiv mit dem Hochwasserschutz auseinandersetzt. "Es gilt zum Beispiel, sich beim Land für einen Umbau der Landesstraße 256 bei Laasche einzusetzen. Diese Straße muss dringend höher gelegt oder eingedeicht werden, um Gefahren für Gartow und das Hinterland abzuhalten." Auch die Seegebrücke bei Quarnstedt sei ein Problem. "Hier besteht die Gefahr, dass die Verbindung womöglich abgerissen wird, sollte die Brücke nicht mehr befahrbar sein."
Insgesamt gelte es, darauf zu achten, dass Deichhöhen stimmen und die Bevölkerung geschützt werde.
VERKEHR
"Eine Tempo-30-Zone für Gartow wird nicht durchsetzbar sein," ist Järnecke überzeugt. "Aber ich werde immer wieder versuchen, sowohl Land als auch Bund zu 'nerven'. Die Häuser müssen geschützt und die Belastung von den Bürgern genommen werden."
Auch Järnecke ist für den Bau der Autobahn 39. "Wenn nur die A 14 gebaut wird, dann wird die LKW-Belastung durch den Gartower Raum enorm zunehmen," ist er überzeugt. "Nur wenn die A 39 auch gebaut wird, bekommen wir eine spürbare Entlastung." Ob eine Maut für alle Bundesstraßen wirklich Wirkung zeigen würde, bezweifelt Järnecke. "Der Faktor spielt schließlich auch eine Rolle. Ich habe Zweifel, ob eine Maut da wirklich hilft."
"Anlassbezogen" will Järnecke die BürgerInnen beteiligen. "Bei Projekten sollen die konkret Betroffenen an den Planungen beteiligt werden," so Järneckes Haltung zur Bürgerbeteiligung. Außerdem sollen die Ratsmitglieder mehr informiert werden und das Mittel der Pressemitteilung (Anmerkung: welche es bisher so gut wie gar nicht gibt) will er stärker einsetzen.
Auch Järnecke will "der Bürgermeister von Allen sein und nicht nur von CDU-Anhängern". Trotzdem ist er überzeugt, dass er beim Land mehr Chancen hat, wenn er für die CDU kandidiert.
Am 25. Mai ist Wahl. Die BürgerInnen werden entscheiden, wer der nächste Samtgemeinde-Bürgermeister in Gartow werden soll.
Foto: Mit "Freude und Engagement" spielt Christian Järnecke als Kirchenmusiker im Kirchspiel an Elbe und Seege die Orgel.