Als Führungsoffizier bei der Bundeswehr weiß Dieter Maurischat aus Kapern sehr genau, was es heißt, Menschen zu führen und Großprojekte umzusetzen. Nun will er seine Erfahrungen der Samtgemeinde Gartow zur Verfügung stellen. Maurischat bewirbt sich um das Amt des Samtgemeinde-Bürgermeisters.
1960 in Hitzacker geboren und aufgewachsen, entschied sich Dieter Maurischat
zunächst für eine Ausbildung in der Kommunalverwaltung, die er 1979
abschloss. 1980 wechselte er zur Bundeswehr, wo er heute noch -
inzwischen als Oberstleutnant - tätig ist. Als ABC-Abwehr-Offizier kennt
er sich nicht nur mit Strahlenschutz, sondern auch mit
Umweltfragen und Arbeitssicherheit aus.
Auch international hat Maurischat einige Erfahrungen gesammelt. So war er z.B. mit Koordinierungsaufgaben von verschiedenen internationalen Projekten betraut. Des weiteren hatte er längere Zeit komplexe Verwaltungsaufgaben zu bewältigen, im Rahmen derer er durchaus mehrere hundert Mitarbeiter zu führen hatte.
Seit mehreren Jahren ist Maurischat Dozent an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg - der höchsten zentralen Ausbildungsakademie für Stabsoffiziere der Bundeswehr in Deutschland. Maurischt lehrt hier ABC-Abwehr sowie zivilmilitärische Zusammenarbeit und Katastrophenschutz.
Die Kandidatur von Dieter Maurischat für das Amt des Samtgemeinde-Bürgermeisters wird von der Gartower UWG, den Grünen und der SPD getragen.
wnet befragte Dieter Maurischat nach seinen Vorstellungen, wie die Samtgemeinde Gartow sich weiterentwickeln sollte.
WIRTSCHAFT
"Wir haben in der Samtgemeinde eine Vielzahl von kreativen Unternehmern, die insgesamt rund 500 Arbeitsplätze auf die Beine stellen," so Maurischat. "Einige von ihnen sind auch europa- und sogar weltweit tätig." Diese unternehmerische Qualität will Maurischat weiter unterstützen, indem er die Unternehmen und die Samtgemeinde stärker vernetzt. "Wir müssen füreinander werben: die Unternehmen für die Gemeinde, die Gemeinde für die Unternehmen, um stärker nach außen wirken zu können."
Konkrete Konzepte legt Maurischat nicht vor, denn: "Konzepte müssen wir gemeinsam mit den Unternehmern entwickeln und darüber nachdenken, wie wir die Samtgemeinde für die nächsten 20 Jahren zukunftsfähig aufstellen." Genug Kreativität sei in der Region ja vorhanden. "Die vielzähligen Ideen müssen wir einfordern, die Unternehmer befragen und sie zusammenbringen. Unternehmer ebenso wie die Ideen."
"Eine gemeinsame Identität" will Maurischat schaffen, so dass Bürger und Unternehmen aller politischen Richtungen und Unternehmer der verschiedenen Branchen sich mit "ihrer" Samtgemeinde identifizieren können.
Dabei denkt Maurischat durchaus unkonventionell. "Warum nicht darüber nachdenken, ob wir den Verladebahnhof in Dannenberg, nicht zu einem Güterbahnhof umbauen?" Nicht nur bei so einem Thema gelte es, mit anderen Samtgemeinden und dem Landkreis eng zusammen zu arbeiten.
"Zur wirtschaftlichen Entwicklung der Samtgemeinde gehört es aber auch, sich nach außen zu orientieren, die überregionalen Märkte für die Samtgemeinde verfügbar zu machen," so Maurischat. Dabei denkt er vor allem an die Anbindung an die Metropolregion Hamburg, in der die Wirtschaft boomt. "Wir brauchen einen funktionierenden Bahnhof, über den Güterverkehr in Richtung Hamburg geschickt werden kann." Und natürlich eine dementsprechend ertüchtigte Bahnstrecke. "Dazu gehört auch der dreispurige Ausbau der Bundesstraßen und der Bau der A 39".
Maurischat ist sich sehr wohl bewusst, dass den Bau der A 39 nicht alle befürworten, ist jedoch davon überzeugt, dass manchmal auch unpopuläre Wege beschritten werden müssen, um für die heimische Wirtschaft etwas zu erreichen.
Auch im touristischen Bereich steht für Maurischat das gemeinsame Handeln ganz oben auf der Agenda - und vor allem das ganzheitliche Denken. "Wie kann es sein, dass in Gartow für viel Geld eine Therme gebaut wird, von der aus es aber für Behinderte unmöglich ist, an den See zu gelangen?" Es gäbe nämlich in der Nähe der Therme keinen für Behinderte geeigneten Weg zum und über den Deich. "Tourismus muss mit den Themen von Senioren und Jugendlichen verknüpft werden. Hier müssen wir gemeinsam mit den Handlungspartnern Konzepte entwickeln, die möglichst viele Bedürfnisse befriedigen." Schließlich seien unter den Touristen ja auch viele Senioren, Behinderte und auch Jugendliche. Da gehe es schon um so schlichte Themen, wie die Tatsache, dass die Fahrrad-Reparaturwerkstatt am Wochenende nicht geöffnet hat.
"Die kürzlich eingesetzte Tourismus-Arbeitsgemeinschat ist schon ein richtiger Schritt in die Zukunft," so Maurischat. "Aber das Marketing muss dringend professionalisiert werden. Hier muss - selbstverständlich nach Prüfung der Finanzlage - eine Stelle geschaffen werden, dessen Hauptaufgabe es sein wird, die Samtgemeinde mit ihren Angeboten zu vermarkten. Natürlich müssen die touristischen Maßnahmen auch finanziell unterfüttert werden."
SOZIALES UND KULTUR
Im Gegensatz zu seinem Gegenkandidaten Christian Järnecke sieht Maurischat sehr wohl Bedarf, was die Einrichtung von offenen Jugendeinrichtungen angeht -und sieht sich durch die Reaktionen der Bürger bestätigt. Seit Mitte vergangener Woche teilt er "Kümmer-Karten" aus, auf denen die Bürger ihre Wünsche, Anregungen und Beschwerden aufschreiben können. "Schon nach wenigen Tagen habe ich viele Rückmeldungen erhalten, dass offene Jugendarbeit in der Samtgemeinde gewünscht wird."
Auch was Arztpraxen, Betreuungsmöglichkeiten und Kulturangebote angeht, so sieht es Maurischat durchaus als Aufgabe der Samtgemeinde an, dafür zu sorgen, dass ein attraktives sozial-kulturelles Umfeld erhalten bleibt und weiter entwickelt wird. "Für die dringend benötigten Fachkräfte, die wir uns von außerhalb holen müssen, sind sozial-kulturelle Faktoren extrem wichtig," ist Maurischat überzeugt. "Letztendlich hängt vom Zuzug kompetenter Fachkräfte auch die Zukunft der hiesigen Unternehmen ab. Ganz zu schweigen von Neuansiedlern, für die nicht nur die wunderbare Landschaft Grund für einen Umzug ist, sondern auch das Vorhandensein einer guten Infrastruktur und interessanten Kulturangeboten."
GORLEBEN UND DER ANSIEDLUNGSVERTRAG
Maurischat weiß, dass die Samtgemeinde Gartow in der Frage, ob und wann in Gorleben ein Endlager eingerichtet wird, wenig bis gar nichts mitzuentscheiden hat. "Aber wir müssen natürlich aufpassen, dass die Sicherheit unserer Bürger gewährleistet bleibt." Und der ganze Prozess müsse von der Samtgemeinde Gartow kritisch begleitet werden.
Was den Ansiedlungsvertrag der Samtgemeinde Gartow mit der (heutigen) GNS über den Betrieb von Zwischenlager und Pilotkonditionierungsanlage angeht, so will Maurischat auf das Geld aus dem Vertrag nicht verzichten. "Mit dem Geld hätte zwar schon seit 20 Jahren kontinuierlich daran gearbeitet werden müssen, ein zweites Standbein aufzubauen, doch verzichten kann man auf diese Ausgleichszahlungen nicht." Sollte er gewählt werden, so Maurischat, so will er allerdings versuchen, die umstrittene "Wohlverhaltensklausel" aus dem Vertrag streichen zu lassen, ohne den Vertrag insgesamt zu gefährden.
GARTOW GEGEN DEN REST DER WELT?
Die vielfältigen Probleme eine kleinen Samtgemeinde im ländlichen Raum sind nicht alleine zu lösen. Davon ist Dieter Maurischat fest überzeugt. "Wir müssen die Kooperation mit dem Landkreis sowie mit den anderen Samtgemeinden intensivieren," so Maurischat. "Die großen Themen wie LKW-Belastung, Anbindung an die Metropolregion Hamburg oder überregionales Marketing können wir nur gemeinsam mit Anderen angehen." Bisher sei in diesem Bereich viel zu wenig Kommunikation gelaufen.
Trotzdem gelte es, die eigenen Stärken auch nach außen zu tragen. "Die Unternehmer könnten zum Beispiel auf ihren Geschäftswegen mit für die Region werben." Man könne aber auch darüber nachdenken, sich am Hamburger Büro der ALMA in Dannenberg zu beteiligen. "Da müssen Gespräche geführt werden," so Maurischat.
ICH WILL BÜRGERMEISTER FÜR ALLE BÜRGER/INNEN SEIN
Insgesamt setzt Maurischat auf Kooperation. Er will die Gräben abflachen, die durch den Konflikt um das atomare Endlager in Gorleben enstanden sind, er will "die Konservativen mitnehmen" und "ein Bürgermeister für alle BürgerInnen" sein.
Wobei "Bürger" bei ihm durchaus bedeutet, mit gleichwertigen Partnern zu reden. "Bürger sein ist keine Klasse für sich", so Maurischat. "Bürger sind Unternehmer und Angestellte, sind Politiker, Eltern und Pädagogen sowie Feuerwehrfachleute und Hochwasserexperten. Diese Kompetenzen brauchen wir alle in der Entscheidung darüber, wie es mit der Samtgemeinde weitergeht."
Deshalb, so verspricht Maurischat, sollen möglichst viele der Entscheidungsprozesse in Politik und Verwaltung öffentlich und mit größtmöglicher Beteilung der BürgerInnen stattfinden.
Am 25. Mai ist Wahl. Die BürgerInnen werden entscheiden, wer der nächste Samtgemeinde-Bürgermeister werden soll.
Foto / Angelika Blank: Dieter Maurischat auf Wahlkampf-Tour in Vietze