Tach allerseits, ick bin’s bloß, der geruchsempfindliche Herr Paul. Anjeblich stinkt Geld nich, aber bei den Helden der Marktwirtschaft steigt mir manchmal so ein Duft ins Näschen...
Nehmen wir Wendelin Wiedeking, den Ex-Porsche-Boß. Der is jenau an den Marktregeln jescheitert, die er nutzen wollte: Er hat, von Kapitalisten und anderen Irren bewundert, versucht, mit seiner Weltfirma, die immerhin rund 100 000 Autos pro Jahr baut, VW zu schlucken.
Die Klitsche fertigt nu rund sieben Millionen Fahrzeuge im Jahr, und also lautete der Plan: Wir kaufen Aktien, bis wir den Laden beherrschen, dann plündern wir die VW-Konten und bezahlen mit dem Geld unsere Zeche. Für so eine Strategie, die nich nur unter Autobauern gang und gäbe is, wird man nich etwa in eine Jacke mit sehr langen Ärmeln und einen Raum mit sehr weichen Wänden gesperrt, sondern bekommt entweder Ruhm, Ehre und sehr viele Taler oder nur sehr viele Taler.
Letzteres blüht Herrn Nonnenmacher, einem der Strategen, die die HSH Nordbank in die Pleite jeritten haben. Weil dis, so sagt Noch-Landesväterchen Peter Harry Carstensen, mit so viel Arbeit verbunden war, kriegt der Herr 2,9 Millionen, damit er dem Bankhaus erhalten bleibt – echtes Schnäppchen.
Da fügt es sich günstig, dis wir, werte Fans und Feinde, mal wieder die Qual der Wahl haben. Bloß: wohin mit dem Kreuz? Die FDP? Aber wer möchte sich schon den flotten Guido als Außenminister vorstellen, wer will schon diesen BWL- und Jura-Fuzzis die Wirtschaftspolitik überlassen? Die CDU träumte letzthin auf ihrem Leipziger Parteitag noch vom „schlanken Staat“ und fast kompletter Deregulierung. Davon will se heute nüscht mehr hören.
Frau Merkel und ihre Sympathisanten leiden ohnehin unter selektiver Amnesie, die wollen auf keinen Fall an ihre Glanztaten als Umweltministerin erinnert werden: Von der Genehmigung der maroden Stollen in Morsleben als Endlagerdiscount bis zur ausdrücklichen Weisung, in der Asse den Müll zu „verstürzen“, also die Fässer einfach in den nächsten Schacht zu schmeißen.
SPD und Grüne haben dafür Hartz IV und Afghanistan-Klötze am Bein. Die Sozialkompetenz der Schröder-Nachfolger darf man daher wohl bezweifeln. Und die ehemaligen Friedenspolitiker wurden gerade vom Verfassungsgericht belehrt, dis etwa die Akten zu Murat Kurnaz, den die Damen und Herren aus Staatsraison ein paar Jahre in Guantanamo schmoren ließen, eben nich „geheim“ bleiben dürfen.
Meiner einer prophezeit den noblen Herren Steinmeier und Fischer schon jetzt jede Menge Spaß, wenn dis allet jemals auf den Tisch des Hauses kommen sollte. Und wer so allet unter dem Dach der „Linken“ als „links“ gelten darf – da werden sogar rote Fahnen blaß.
Apropos Tisch des Hauses: Auf dem liegt längst, dis unsere AKW- Betreiber normalerweise nich mal ‘ne Würst-chenbude eröffnen dürften, weil se dis alte Bratfett einfach nich ordentlich „entsorgen“ könnten. Aber Würstchenbuden sind nu nich systemrelevant, da sind Vorschriften wichtig. Atomkraft-werke dagegen sind dis Lieblingsspielzeug von Technik- und Geldjunkies – da müssen wir einfach großzügig sein.
Apropos großzügig: Bei aller Kritik an Umweltengel Gabriel wäre es vielleicht klug, den Mann zumindest dann zu stützen, wenn er mal wat Richtiges sagt und Sicherheitsanforderungen an Endlager oder marode Reaktoren verschärft. Oder haben wir so viele politische Freunde, dis wir alle, die nich komplett unserer Ansicht sind, vergraulen können? Wohin nu mit dem Kreuz? Da will ick nix raten, außer: Nichtwähler wählen, janz automatisch, die „Großen“– wat nach Lage der Dinge Frau Merkel mit ihren Parteichristen sein dürfte! Wir seh’n uns am 5. September – in Berlin.
Ick meine ja bloß,
sacht der Herr Paul