Schreck am Montag Nachmittag für die Mitarbeiterin des Dannenberger Fundbüros: insgesamt 18 frei lebende Katzen wollten Heidi Konopatsch und ihre Mitstreiterin von der Tierhilfe Wendland dort abliefern. Die Tiere waren zur Kastration bei der Tierhilfe abgegeben worden – aber zurück wollte sie in Hitzacker niemand mehr.
Heidi Konopatsch, Vorsitzende der Tierhilfe Wendland, ist empört. Von einigen Besitzerinnen Hitzackeraner Schrebergärten war sie um Hilfe gebeten worden, da sich in den Gärten inzwischen rund 40, meist weibliche, Katzen tummeln, die nicht sterilisiert sind. Von einigen Eigentümerinnen der Gärten waren sie gefüttert worden, doch nun, da die kleinen Kätzchen geschlechtsreif sind und drohen, demnächst massenhaft Nachwuchs zu bekommen, wurde den 'Katzenfreundinnen' unheimlich. „Wir wurden gebeten, beim Einfangen der Tiere zu helfen und die Sterilisierungen vorzunehmen“, so Konopatsch. „Doch als wir die Katzen dann übernommen hatten, haben uns die bisherigen 'Tierfreundinnen' mit Anzeige gedroht, wenn wir die Tiere wieder zurück bringen würden.“
Dieselben Frauen, die die Tiere monatelang angefüttert hatten, verweigerten sich nun, die Katzen wieder zurück zu nehmen. Dabei hat die Tierhilfe erst vor wenigen Wochen erneut einen Aufnahmestopp für Katzen verkünden müssen, da ihr Tierasyl aus allen Nähten platzt. „Wir können die Katzen unmöglich bei uns behalten“, betont auch Ingrid Bergschmidt, ehrenamtliche Helferin bei der Tierhilfe. Zwar haben sie im vergangenen Jahr rund 160 Katzen vermitteln können, aber weitaus mehr warten bei der Tierhilfe Wendland noch auf ein neues Zuhause.
Doch wohin nun mit den kleinen Kätzchen? Ausser der Tierhilfe Wendland gibt es im Landkreis keine geeignete Unterkunft, die derartig viele Katzen aufnehmen könnte. Dabei warten in Hitzackers Schrebergärten weitere 40 Katzen darauf, eingefangen und kastriert zu werden. „Es ist genug, nun muss der Landkreis endlich aktiv werden und eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht auch für Katzen einführen“, fordert Konopatsch unmissverständlich. In anderen Städten, wie Paderborn oder Delmenhorst sind derartige Vorschriften längst eingeführt – mit gutem Erfolg, wie Konopatsch zu berichten weiß. „Die Kastrationsraten sind dort erheblich angestiegen und die Anzahl der ins Tierheim gebrachten Tiere drastisch gesunken.“
Ein Zeichen setzen
Um ein Zeichen zu setzen, packten Heidi Konopatsch und Ingrid Bergschmidt also kurzerhand alle 18 Katzen in Transportboxen und brachten sie zum Fundbüro nach Dannenberg. Für Stefanie Wolle, Verwaltungsangestellte in der Samtgemeindeverwaltung, der Schreck der Woche. „Wir können die Katzen nur in den Hundezwinger auf den Bauhof bringen – aber dort sind keine für Katzen geeigneten Zwinger vorhanden“, ihre hilflose Auskunft. Fachdienstleiterin Ringel war am Montag Nachmittag nicht zu erreichen, so dass auch keine Klärung der für Heidi Konopatsch so wichtigen Frage, wer denn nun für die Kosten der Kastration aufkommt, zu erreichen war.
Nach rund einer halben Stunde ergebnisloser Diskussion blieb den Tierschützerinnen nichts anderes übrig, als die Katzen wieder mit in die Tierhilfe zu nehmen, da die Unterbringungsmöglichkeiten der Samtgemeinde nicht katzengerecht sind.
Ungeklärte Rechtslage
Heidi Konopatsch wird am Dienstag versuchen, mit der Samtgemeinde Dannenberg eine Einigung über die Übernahme der Kastrationskosten zu erreichen. „Dann bleibt aber immer noch die Frage, wohin die Katzen dann kommen“, kritisiert Konopatsch. „Wir können keine Tiere mehr aufnehmen, die Samtgemeinde erklärt sich nur für Fundkatzen, also für Katzen aus privater Haltung, zuständig. Was aber wird aus all den Katzen, die unkastriert in den Gemeinden herum streunen?“
Auch rechtlich gibt es Probleme, denn derjenige, der Tiere regelmässig füttert, gilt de facto als Halter, ist also auch für Kastration und Pflege zuständig. Deswegen fühlen sich Heidi Konopatsch und ihre Mitstreiterinnen von den Hitzackerinnen getäuscht. "De facto haben wir jetzt den Schwarzen Peter und riskieren eine Anzeige nach dem Tierschutzgesetz, wenn wir die Katzen dort wieder aussetzen, wo sie hergekommen sind." Doch auch diese Frage musste am Montag ungeklärt bleiben, da wie gesagt, die zuständige Fachdienstleiterin nicht anwesend war.
Töten lassen wollen Heidi Konopatsch und ihre Mitstreiterinnen die kleinen, gut genährten und vitalen Kätzchen, auf gar keinen Fall. „Aber wir sind auch nicht die Dienstleister für Alle, die mit den Tieren, die sie sich vertraut gemacht haben, nicht mehr zurecht kommen. Da muss etwas geschehen!“
Wer sich für die Aufnahme der kleinen Kätzchen – zwischen ½ Jahr und 2 Jahre alt – interessiert, kann sich unter Tel. 05864-368 oder per email: tierhilfe-wendland-ev[ät]t-online.de melden.