Der Mensch ist, was er isst. Doch Nahrungsmittel kaufen wir gerne günstig ein. Zum Beispiel Fleisch – meist kommt dieses aus Massentierhaltung. Tier- und Umweltschützer, Biobauern, aber auch konventionelle Familienbetriebe und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) haben kürzlich ein bundesweites Netzwerk gegen Agrarfabriken gegründet.
In Wietze bei Celle soll ein weiterer Großschlachthof entstehen und zwar für Hähnchen. Im Umkreis von 150 Kilometer sollen sich nun Hähnchenmastbetriebe ansiedeln. 100.000 Masthähnchen in einem Stall. Dagegen wehrt sich ein Teil der Landbevölkerung. Artgerechte Tierhaltung, das ist ein wichtiges Ziel des gerade neu gegründeten Netzwerks. Darüber hinaus sollen aber auch bäuerliche Interessen vertreten werden, sagt Eckehard Niemann Sprecher der ABL
Wie kann das geschehen? "Indem wir gegen die Abhängigkeit der Schlachtbarone und Geflügelkonzerne angehen. Schließlich nützt es der ganzen Region, die von einer intakten Umwelt lebt", so Ekkehard Niemann.
Dann verweist der Bienenbüttler auf das Emsland, vor allem auf die Landkreise Vechta und Cloppenburg. Sie sind von Agrarindustrie geprägt: Mastanlagen, Schlachhöfe betrieben von großen Konzernen. Und diese wollen möglicherweise auch im Nordosten Niedersachsen Fuß fassen. Deswegen hat der Dannenberger Stadtrat eine Resolution gegen Agrarindustrie verabschiedet.
Bürgermeister Peter Selber (CDU): "Wir wehren uns dagegen, dass die industrielle Massentierhaltung von außerhalb kommt, wo 10 - 20 000 Schweine in einer Industrieanlage gezüchtet werden." Dass ortsansässige Bauern ihre Betriebe erweitern, dagegen hat der Bürgermeister nichts. Doch die Bürger wehren sich – sie haben vor gut einem Jahr massiv gegen eine Schweinezucht in Groß Heide protestiert. Dort hatte Dennis Gehrke, ein einheimischer Landwirt, einen Schweinestall mit 2800 Mastplätzen geplant. " Vielleicht hätte ich mir mehr Vertrauen von der Bevölkerung gewünscht. Vielleicht wollte ich, dass sie sagen, er hat das Wissen und will schließlich den Hof in die nächste Generation führen", so Gehrke. Das Projekt hat er aufgegeben. Doch wenn dörfliche Landwirtschaft nicht weiter existieren kann, sagt Gehrke, dann steigt auch die Gefahr, dass industrielle Agrarbetriebe Höfe und Flächen aufkaufen und riesige Mastanlagen errichten.
Die AbL weiß um die Probleme der Landwirte, sie weiß aber auch, dass in den Agrarfabriken für den subventionierten Export produziert wird, durch den unter anderem in der dritten Welt einheimische Kleinbauern vom Markt gedrängt würden. Auch dagegen will sich die auf der AbL-Herbsttagung gegründete bundesweite "Arbeitsgemeinschaft gegen Tierfabriken" wenden.
Getragen wird das Bündnis von BUND, AbL, Nutztier-Schutzverband Provieh, Deutschem Tierschutzbund, dem „Neuland“-Programm für artgerechte Nutztierhaltung, Vertretern aus dem kirchlichen Bereich und mittlerweile 30 Bürgerinitiativen. Für die Region Lüchow-Dannenberg, Uelzen, Lüneburg hat sich bereits ein regionales Netzwerk gegründet. Die AbL fordert dazu auf, niedersachsenweit auf Ebene der Landkreise rasch ähnliche Bündnisse zu gründen. Sie ruft die Landwirte dazu auf, bei der verständlichen Suche nach weiteren „Standbeinen“ für ihr Einkommen nicht die Abhängigkeit von der Agrarindustrie zu suchen, sondern aktiv in den Zukunftsmarkt für artgerechte Tierhaltung zu investieren. Dazu seien jetzt dringend öffentliche Programme angesagt.
Foto: ungeräucherte Mettwürste aus der Hausschlachtung / Jens Jäpel
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