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Kino: Schatten und Nebel

Manche Kritiker vergleichen Woody Allens 1991 ganz im Stil des deutschen Expressionismus gedrehte Krimi-Komödie mit Romanen von Franz Kafka. Kein Wunder, dass andere den "Stadtneurotiker" viel witziger fanden. Renè Schüttler (zero) über „Schatten und Nebel“ (1991) - am Mittwoch im Culturladen Clenze.

Um in irgendetwas richtig gut und glaubwürdig zu sein, braucht es mehr als nur Interesse und Fachkenntnisse. Richtig gut wird’s erst mit Lust und Leidenschaft – wenn man dieses Etwas liebt, wenn einem das, was man tut, das Dasein bedeutet. Ich mag, weiß Gott, nicht jeden Film von Woody Allen. Doch was ich diesem Mann auf jeden Fall abnehme, was ich ihm blind unterstelle, das ist seine Liebe zum Film. Und mit „Schatten und Nebel“ bietet er uns etwas ganz Besonderes, etwas Anderes, etwas Unerwartetes, nicht die Entdeckung eines bislang unbekannten Genres und auch keine Weltsensation, aber ein durch und durch guter Film.

Die Geschichte, die sich um Max Kleinman (Woody Allen) entfaltet, spielt in den 20er Jahren. Kleinman ist Buchhalter und sieht auch so aus. Schüchtern und ängstlich lebt er in einer kleinen Wohnung einer nicht näher benannten europäischen Stadt. Ein Mörder geht seiner Beschäftigung nach, und Kleinman wird von einer obskuren Bürgerwehr genötigt, sich der Verbrecherjagd anzuschließen.

Unweit des Geschehens hat ein Zirkus seine Zelte aufgeschlagen. Von dort flüchtet sich die Schwertschluckerin Irmy (Mia Farrow) nach einem Streit mit ihrem Mann, dem Clown (John Malkovich), genau in den Stadtteil, in dem das Katz- und Mausspiel stattfindet. Es kommt zu allerlei Begegnungen, in deren Verlauf der Hauptakteur selbst zum Verdächtigen wird.
Allen verneigt sich hier vor dem deutschen Stummfilm des Expressionismus (Dr. Mabuse/Dr. Caligari). Er erinnert an den film noir und huldigt besonders Fritz Langs „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“. Doch all diese Erinnerungen sind eingebettet in eine erzählerische Leichtigkeit. Das kann der Mann einfach: einen unterhaltsamen Film machen, der intelligent aber nicht intellektuell ist.

Das Ensemble spielt stark auf, lebendig und echt wirken die Charaktere. Selbst die Kurzauftritte einiger Hollywood-Stars kommen nicht aufgesetzt rüber, sondern fügen sich bereichernd in die dichte Atmosphäre des Films ein. Hier Kriminalfilm, dort ein Hauch Liebesfilm, dazu ein wenig kitzliger Grusel und als Sahnebonbon die nervös-infantile Unschuldskomik des Woody Allen. Wunderbar. Zu sehen am Mittwoch, dem 8. April, um 20 Uhr im Clenzer „Culturladen“.




2009-04-05 ; von zero/rene schüttler (autor),

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