Kitsch: Bitte aufhören!

Die sich selbst „das Wendland-Magazin“ nennende „Landluft“ kandiert nun schon zum zweiten Mal den Landkreis. Zuckerwatte ist pikant gegen diesen „Heimat“-Kitsch, meint Karl-Heinz Farni

Daß Alter und Erfahrung der Hersteller (damit brüsten sie sich) keine Garanten für gute Ergebnisse sind, beweisen die Macher der „Landluft“. So alt und erfahren sie immer sein mögen, sie haben, das zeigt ihre jetzt deutschlandweit auf den Markt geworfene zweite „Liebeserklärung an das Wendland“, etwas Wichtiges noch nicht gelernt: Schönheit ist etwas gänzlich anderes als Kantenlosigkeit und etwas zu lieben etwas anderes als in etwas vernarrt zu sein.

Schönheit entsteht in der Balance. Höhe ohne Tiefe macht nur schwindelig, ein mit Make-up verspachteltes Model ohne jede Falte ist so spannend wie ein unreifer Pfirsich. Unter dieser Spachtelmasse ist die auf der Country-Welle surfende und ach so schöne „Landluft“ gar nicht schön, sondern ein Ärgernis.

Wie schon die erste „Landluft“ gaukelt auch das zweite Heft dem Leser vor, daß sich hier alle ständig heiternd in den Armen liegen und abends vor Lachen kaum einschlafen können: Wendland des Lächelns.

Am Ärgerlichsten: die teils wirklich schönen Fotos – die Schwarzstörche von Dieter Damschen, die Kaltblüter von Ludwig Rauch – werden infiziert, mutieren, so klebrig von verbalem Zuckerguß umgeben, auch zu Kitsch – was sie eigentlich nicht sind.

Wäre unser Wendland so, wie es hier vorgetäuscht wird, ich würde nach Gifhorn ziehen oder nach Bebra oder ins Sauerland, jedenfalls irgendwohin, wo dieser Konditor-„Journalismus“ nicht hinkommt. Die würden sogar aus Rettich Pudding machen.

Schon die Cover-Gänseliesl im Kleid von Lieselotte Pulver mit Gans im strohgefüllten Körbchen auf der Solex – nein, danke! Und wetten? Die schaffen es: Nr. 3 wird bestimmt noch süßer, noch hübscher, noch herziger.