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Kommentar: Nicht kaputtsparen!

Helmut Koch stellt den Antrag, das Archäologische Zentrum Hitzacker finanziell zu unterstützen. Denn: das Wendland verfügt nicht über viele Leuchttürme. Das AZH könnte allerdings einer werden - oder ist es das schon?

Leuchttürme fallen nicht vom Himmel. Sie wachsen auch nicht wie Kraut aus dem Acker. Aber Politiker lieben Leuchttürme, jedenfalls die symbolischen. Sie sollen helles Licht in die unbekannten Weiten des Landes strahlen und Gäste anlocken. Nur, wenn es darum geht, so einen Leuchtturm zu unterhalten, dann ist Schluß mit der Liebe.

Das Wendland verfügt nicht gerade über viele solcher Leuchtfeuer. Und einige davon sind auch eher gegen als mit der Unterstützung der Kommunalpolitik entstanden. Etwa die Kulturelle Landpartie. Aber die Zeiten ändern sich, und heute will jeder dort mitspielen. Anders ist es beim Archäologischen Zentrum Hitzacker (AZH). Entstanden aus der Initiative des damaligen Kreisarchäologen Arne Lucke und seinen Mitstreitern, hat es sich zu einem der wenigen Punkte mit langer Saison und überregionaler Ausstrahlung entwickelt – vielleicht nicht so bekannt wie die immens öffentlich unterstützten Sommerlichen Musiktage oder die spätherbstlichen Castortage, aber auf dem besten Wege.

Ein-Euro-Kräfte und völlig unterbezahlte Angestellte, nicht zu vergessen die ehrenamtlichen Helfer und Sponsoren, geben sich alle Mühe. Und 11 000 Besucher im Jahr sind nicht wenig. Aber wer trägt das Ganze? Mittlerweile allein die Stadt Hitzacker. Kreis und Samtgemeinde haben sich – wegen mangelnder Finanzen – aus der Verantwortung geschlichen. Das Land verlangt das so. Das Land honoriert nur das Sparen, sagt das Land.

Aber man kann auch etwas kaputtsparen. Eine kulturelle oder soziale Einrichtung ist nicht privat zu finanzieren. Und dafür haben wir den Staat, dafür zahlen wir unsere Steuern. Für Schulen und Universitäten, für Straßen und Krankenhäuser, Museen, Bäder, Polizei, Justiz – nicht unbedingt für die Milliarden an die vom Schröder-Kumpel Steinmeier ins Leben gerufene „Hypo Real Estate“ oder die Bundeswehr am Hindukusch.

Das AZH steht vor der Entscheidung: wachsen oder weichen. Und alle, die sich Leuchttürme fürs Wendland wünschen, ob Kreis oder Samtgemeinden, sollten sich an den Kosten beteiligen. Nur 5 000 auswärtige Besucher im Jahr sind schon wertvolle Botschafter für ganz Lüchow-Dannenberg. Wie wäre das erst bei 50 000? Und überhaupt: Warum eigentlich sparen an Einrichtungen, die außer uns bald niemand mehr fördern wird. Denn: Die Botschaft der Landesregierung lautet: ab 2013 werden wir zwangsreformiert. Und Sparen hat sie bisher konsequent nicht belohnt.

Das AZH strebt einen Ausbau an, wie er anderswo in ähnlicher Form erfolgreich ist – allerdings nie ohne kommunale Unterstützung oder Großsponsoren (die hier nicht vorkommen). Das Ziel des AZH sind 70 000 Besucher pro Saison. Sagen wir mal: das klappt. Dann bringt mich mein wendländischer Größenwahn zu der Überzeugung: jeder Dritte der aus eigenem Antrieb hergekommen ist, kommt wieder. Und jeder Besucher läßt mehr Geld hier als den Eintritt fürs AZH. Da muß sich dann auch nicht jeder Café-Betreiber in Hitzacker und Umgebung vor Konkurrenzangst gleich ins Hemdchen machen, wenn es im AZH eine Caféteria geben sollte. Bei 70 000 Besuchern wird auch der eine oder andere als Restaurantbesucher oder Hotelgast außerhalb des AZH landen.

Mit seinen Musikreihen ist Hitzacker schon bekannt, eine weitere Attraktion, ein Leuchtturm, kann nur gut für Stadt, Samtgemeinde und Kreis sein. Die Ausgaben werden sich refinanzieren. Ich stelle den Antrag an Kreis und Samtgemeinde, das AZH finanziell zu unterstützen. Das darf ich nicht? Dann kann das ja einer der Würdenträger für mich übernehmen. Jetzt schon mal Dank dafür.




2010-10-05 ; von Helmut Koch / ZERO (autor),

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