Die ersten großen Kornkreise in Deutschland wurden jetzt in der Nähe von Uelzen entdeckt, und wie immer in solchen Fällen herrscht große Ratlosigkeit: Es gibt Stimmen, die die symmetrischen Gebilde dem Besuch Außerirdischer zuschreiben. Möglich ist aber auch, dass die Kreise einen stillen Protest gegen die geplante Autobahn A 39 darstellen.
„Wir haben damit nichts zu tun!“ Immer wieder betont Eckehard Niemann, Pressesprecher der 35 Bürgerinitiativen gegen die A 39, gegenüber Zeitungsredakteuren, Radioreportern und auch dem wendland-net, dass die riesigen Kornkreise, die jetzt im Landkreis Uelzen entdeckt wurden, nicht auf Initiative der A 39-Gegner entstanden sind. Auch eine Anwohnerin, die fälschlich so zitiert wurde, als könne sie die Kornkreise als Machwerk der Aktivisten belegen, hatte sich lediglich derart geäußert, dass sie sich wünschen würde, dass die Kreise ein Protest gegen die A 39 seien.
Die drei symmetrischen Gebilde in verschiedenen Weizenfeldern zwischen Uelzen und Lüneburg (Gifkendorf, Edendorf und Secklendorf) entstanden offenbar in einer einzigen Mittsommernacht. Es handelt sich dabei um die allerersten so genannten Kornkreise in dieser Größe in ganz Deutschland. Auffallend ist auch, dass gleich drei Muster binnen wohl nur weniger Stunden entstanden. Die Figuren aus flächig umgebogenen Getreidehalmen haben jeweils einen Durchmesser von etwa einhundert Metern und ähneln in ihrer Präzision und Größe den berühmten „crop-circles“ in Südengland.
Wie in Großbritannien, wo die Kreise in der Nähe des Megalith-Denkmals Stonehenge entstanden, gruppieren sich auch die hiesigen Kornkreise auffällig eng um die prähistorischen „Königsgräber von Haaßel“ und um weitere Hügelgräber. Eine andere Sinndeutung könnte sich aus der Lage der Kreise am Elbe-Seitenkanal ergeben.
Am lautesten sind jedoch die Stimmen, die eine Verbindung zum Protest gegen die Autobahn von Lüneburg über Uelzen nach Wolfsburg herstellen wollen – immerhin liegen die Kornkreise auf und an der Trasse der geplanten A 39. Trotzdem wird Eckehard Niemann nicht müde, zu betonen, dass die Autobahn-Gegner die Kornkreise nicht gemacht haben, „obwohl uns eine solch gigantische und eindrucksvolle Präzisionsarbeit gut zu Gesicht stünde und uns sehr stolz machen würde. Wir wissen nicht, wer oder was durch diese spektakulären Bilder unser Anliegen möglicherweise unterstützt.“ Diese wunderschönen erd- und landschaftsverbunden Kunstwerke unterstrichen jedenfalls unmissverständlich den Wert der Heimat der hier lebenden Menschen, der Landwirtschaft und der Umwelt, so Niemann. „Diese Symbole stehen immerhin in krassem Gegensatz zur geplanten Durchschneidung und Betonierung der Region.“
Die Urheberschaft an Kornkreisen ist generell in Fachkreisen umstritten: Während die meisten Experten davon ausgehen, sie seien von Künstlern gestaltet und eine Form von Land-Art, wollen andere Forscher nicht ausschließen, dass hier auch rätselhafte Naturkräfte am Werke sein könnten. Das Forum für Grenzwissenschaften und Kornkreise äußerte auf Nachfragen des wendland-net jedenfalls Zweifel, dass die Gebilde in der Lüneburger Heide menschlichen Ursprungs seien.
Unterdessen zeigten sich die Eigentümer der landwirtschaftlichen Flächen keineswegs verärgert über die überraschenden Formationen in ihren Feldern, sondern vielmehr angetan von deren Schönheit – zumal die umgebogenen Halme sich bis zur Ernte wohl wieder heben werden. Werner Marquard ist einer der betroffenen Landwirte – und er ist zudem Bürgermeister der Gemeinde Altenmedingen, die den Bau der A 39 mehrheitlich ablehnt ...
Autobahn-Protest oder nicht – geht man nach den Erfahrungen in England, dann dürfte jedenfalls auf die Kornkreis-Dörfer Secklendorf, Edendorf und Gifkendorf in den folgenden Wochen ein wahrer Ansturm von Kornkreisforschern, Kunstbegeisterten und Neugierigen aus Deutschland und sogar aus ganz Europa zukommen.
Fotos: Wieland Werhahn
Mehr zu den Kornkreisen im Internet:
www.kornkreis.de
www.kornkreise-forschung.de
www.fgk.org
www.keine-a39.de