Am Donnerstag berichtete André Eydt, Geschäftsführer der Elbe-Jeetzel-Klinik Dannenberg GmbH, über die aktuelle Situation der Klinik. Demnach ist es finanziell schwierig, Personal fehlt - aber das Land wird das Krankenhaus nicht fallen lassen.
Waren es die immer wieder wabernden Gerüchte, die Klinik stünde kurz vor der Insolvenz - oder waren ihm die Finanzen am wichtigsten. Aber vielleicht sind die Finanzen tatsächlich zunächst das wichtigste Thema, wenn es um den Fortbestand der Klinik geht. In seinem Bericht über die aktuelle Situation der Dannenberger Klinik (EJK), die André Eydt, Geschäftsführer der EJK, dem Sozialausschuss des Kreistages vergangene Woche vorstellte, stand die finanzielle Situation jedenfalls an erster Stelle. Der Sozialausschuss des Kreistags hatte Eydt eingeladen, über die Situation an der Klinik zu berichten.
Eydt berichtete, dass die Klinik in den ersten 10 Monaten des Jahres einen siebenstelligen Verlust hatte einstecken müssen. Genaue Zahlen wollte er nicht nennen, um "die Verhandlungsbasis mit Finanzgebern nicht zu verschlechtern."
Grundsätzlich lebe die Klinik in dem dauerhaften Zielkonflikt zwischen Aufgabenstellung und Liquiditätssicherung. Zudem seien Investitionen allein für die energetische Optimierung in Höhe von 1,5 Millionen notwendig.
Gründe für die hohen Verluste seien unter anderem die gesunkenen Corona-Ausgleichszahlen sowie massiv gestiegene Energiekosten. "Die Energiekosten haben sich um 100 % erhöht, genauer gesagt, um 260 000 Euro," so Eydt. "Der Bund hat zwar Zuschüsse zugesagt, die Bürokratie ist aber erheblich aufwändig." Immer noch sei nicht klar, wie und in welcher Höhe Gelder fließen werden. "Eigentlich müsste dieses Jahr noch etwas kommen," sagt Eydt. "Ich bin aber skeptisch, ob es so sein wird."
Sicherstellungszuschläge kann die Klinik zwar in Anspruch nehmen,
berichtete Eydt, die Voraussetzungen seien gegeben, aber die Gelder
flössen nur tröpfchenweise." Die Grundlage der Finanzierung sind
Fallpauschalen, die nicht ausreichen, um die laufenden Kosten zu
decken." so Eydt. "Lauterbach will Entökonomisierung - das würde ich
begrüßen, wenn es so kommt." Aber Eydt glaubt nicht daran bzw. bleibt
skeptisch, ob die Abrechnung über Fallpauschalen bald fällt.
Aber immerhin: Eydt hält es nach den Regelungen des neuen Krankenhausgesetzes (KHG) für sicher, dass Lüchow-Dannenberg ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung erhalten
bleibt.
"Man bekennt sich beim Land zur wohnortnahen Versorgung," meint Eydt. "Und wir erfüllen alle Kriterien, die nach dem neuen KHG gefordert werden." Hier mache sich die weite Entfernung zu anderen Kliniken einmal positiv bemerkbar: Lüchow-Dannenberg liegt weit entfernt von anderen Kliniken, so dass eine wohnortnahe Versorgung nicht gegeben sei - insbesondere nicht, wenn es um Notfälle geht
Einen interessanten Passus enthält das neue KHG in § 7: "Wechselt die Trägerschaft eines in den Krankenhausplan aufgenommenen Krankenhauses, so ist es aus dem Krankenhausplan herauszunehmen." Ob das bedeutet, dass bei einem weiteren Verkauf - oder dem Rückkauf durch den Landkreis - das Krankenhaus nicht mehr im Bedarfsplan aufgeführt wird? Diese Frage bleibt zur Zeit offen.
"Es sind viel zu wenig Pflegekräfte da"
Am Eingang zum Ostbahnhof hatte sich eine kleine Gruppe von Klinik-MitarbeiterInnen und -UnterstützerInnen versammelt, die den Abgeordneten per Flugblatt ihre Kritik an den überaus hohen Belastungen des Klinikpersonals darlegten. "Die Arbeitssituation ist für die Beschäftigten sehr prekär, weil es immer noch keine vereinbarten Entlastungsregelungen gibt," so eine Kritik der BI "Unsere Gesundheit - unser Krankenhaus". Diese hohen Belastungen beträfen verschiedene Bereiche und könnten für die PatientInnen im Zweifelsfall lebensgefährlich sein.
Die Personalsituation bleibt kritisch. Eydt ist das Problem bewusst. Er versicherte, dass man "nach Kräften" dabei sei, zusätzliche Fachkräfte zu akquieren, das sei aber schwierig. "Da nützt auch kein Geld, wenn keine Fachkräfte da sind," so Eydt. "Wir suchen intensiv nach Fachkräften - inzwischen auch in Tunesien und
Albanien. "Ausländische Fachkräfte - oder auch ukrainische Geflüchtete -
einzustellen, ist mit hohen bürokratischen Hürden verbunden. Unter
anderem wird ein B2-Sprachzertifikat verlangt und ausländische
Zertifikate werden nicht ohne Weiteres anerkannt," berichtete Eydt.
Besonders prekär wurde die Situation im Herbst. Da habe es zeitweise einen 50%igen Personalausfall wegen Corona-Quarantänevorschriften gegeben, berichtete Eydt. "In der Zeit mussten wir Patienten ablehnen, denn die Coronaregelungen schrieben vor, dass MitarbeiterInnen auch dann Zuhause bleiben müssen, wenn sie selbst gar nicht erkrankt sind," kritisierte Eydt.
Grundsätzlich fehlen so viele Pflegekräfte, Ärzte oder Notärzte, dass regelmäßig Honorarkräfte beschäftigt werden müssen. Das habe laut Eydt die Personalkosten um 500 000 Euro erhöht.
Es seien aber auch für die MitarbeiterInnen erleichternde Maßnahmen in Arbeit, versprach Eydt. "Wir bekennen uns zum Projekt "Keine Nacht allein", sagte Eydt. "Es soll kein/e MitarbeiterIn nachts alleine eine Station mit bis zu 40 PatientInnen betreuen müssen." Eine Maßnahme: MitarbeiterInnen, die ausschließlich Nachtschichten übernehmen.
Und für das Jahr 2023 habe sich die Klinik vorgenommen, Aktivitäten zum Thema "wertschätzender Umgang" umzusetzen, kündigte Eydt an.
Der Ausschuss nahm den Bericht von André Eydt weitestgehend kommentarlos zur Kenntnis. Womöglich wird der Bericht beim nächsten Kreistag noch einmal Thema. Die Tagesordnung ist noch nicht veröffentlicht.
Foto | Christian Fischer/wikimedia: 2012 wurde - nach dem zweiten Verkauf - der 38 Mill. teure Neubau der Capio-Elbe-Jeetzel-Klinik eingeweiht.