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Kriminalität: "Und noch einmal weniger Straftaten"

Die Wahrscheinlichkeit, in Lüchow-Dannenberg Opfer einer Straftat zu werden, ist gering. Und die Zahl der Straftaten ist sogar seit dem letzten Jahr weiter gesunken. Das zeigt die Kriminalstatistik für 2017, die am Mittwoch in Lüchow vorgestellt wurde.

Seit Jahren zeigt die Kriminalstatistik: in Lüchow-Dannenberg lebt es sich weitaus sicherer als in andere Landkreisen und Städten der Polizeiinspektion. Und auch im vergangenen Jahr sind die Straftaten mit 2225 Fällen noch einmal um rund 10 % zurückgegangen. "Damit bestätigt sich die seit Jahren sinkende Tendenz," so der Leiter des Kriminal- und Ermittlungsdienstes Ulrich Constabel, der am Mittwoch gemeinsam mit dem Leiter Einsatz- und Streifendienst Thomas Behnken die Kriminalstatistik für Lüchow-Dannenberg vorstellte.

Auch auf die Aufklärungsquote von 64,8 % sind die beiden Führungskräfte des Polizeikommissariats stolz. Sie liegt deutlich über dem Durchschnitt (60,59 %) der gesamten Polizeiinspektion zu der Stadt und Landkreis Uelzen sowie Lüneburg gehören.

Leicht gesunken sind die Diebstähle (695 Fälle) - vor allem die Ladendiebstähle haben abgenommen. Dafür sind aber dieses Jahr zehn Fahrräder mehr geklaut worden als 2016. Mit 291 Fällen ist die Anzahl der schweren Diebstähle (bei denen ein Hindernis überwunden werden muss wie Autofenster oder Schlösser) im Vergleich zum Vorjahr (292) nahezu gleich geblieben.

Mit rund 300 Fällen nehmen Körperverletzungen einen der vorderen Plätze in der Straftatenlise ein. Dabei finden die Schlägereien nicht unbedingt in einer Disco oder Kneipe statt, sondern an unterschiedlichen Orten. Alleine 78 gewalttätige Übergriffe fanden im häuslichen Umfeld statt. Inwieweit bei den körperlichen Auseinandersetzungen Alkohol eine Rolle spielte, sagt die Statistik nicht aus.

Mit 353 Fällen nehmen auch Sachbeschädigungen einen Spitzenplatz ein - im Vergleich zu 2016 stiegen sie gar um 11 %. Dazu gehören vor allem Graffiti an Fassaden sowie Beschädigungen von Fahrzeugen oder Gebäuden. Die Aufklärungsrate liegt hier bei mageren 41,36 %. In den Städten versuchen aber Bürgerinitiativen bzw. Freiwillige durch verschiedene Konzepte die Anzahl der Graffiti zu verringern. Sie sorgen vielfach auch für die Beseitigung der oft als "Schmiererei" empfundenen Betätigungen mit Sprühdose und Farbe.

Dagegen sind Schwerverbrechen wie Mord, Totschlag oder Raub hierzulande sehr selten. Auch Kindesmissbrauch nimmt mit 11 angezeigten Fällen ebenfalls nur einen sehr geringen Anteil der Straftaten ein. "Auffällig ist allerdings, dass erstmalig auch Kinder bzw. Jugendliche hier als Täter auftauchen," so Ulrich Constabel. "Vor allem in den sozialen Netzwerken werden von den Kindern selbst Nacktaufnahmen ausgetauscht. Nach dem Gesetz werden solche veröffentlichten Fotos als Kinderpornografie gewertet." Auch das "Sexting" (erotische Chat-Talks inklusive gegenseitigem Versenden von Nacktaufnahmen) nehme unter Kindern und Jugendlichen zu.

Unfallflucht mit Todesfolge, Mord oder fahrlässige Tötung?

Im vergangenen Jahr kam es zwei Mal vor, dass ein Mensch - vermutlich durch die Tat eines Anderen - zu Tode kam. Einmal war es ein Autofahrer, der in der Nacht einen Fußgänger übersehen und überrollt hatte. Danach beging er Fahrerflucht und meldete sich auch auf öffentliche Aufrufe nicht. Das andere Mal wurde Anzeige gegen einen Arzt erstattet, der - angeblich - durch einen Arztfehler den Tod eines Menschen verschuldet haben soll. Dieser Fall ist bisher nicht zu Ende ermittelt. Und in Gohlefanz war ein Grundstückseigentümer wegen eines Wegerechtsstreit mit der Axt auf seinen Nachbarn losgegangen. Dieser wurde jedoch nicht verletzt - stattdessen musste der Täter ins Krankenhaus.

Gegen den flüchtigen Unfallfahrer hat die Staatsanwaltschaft Lüneburg kürzlich eine Anklage wegen Mordes erhoben. Begründung: der Autofahrer sei geflüchtet, um nicht wegen des Unfalls belangt zu werden - und habe damit den Tod des Menschen billigend in Kauf genommen. Das könnte eine Begründung für die Anklage "Mord" sein. Ob die Staatsanwaltschaft allerdings mit dieser Anklage vor Gericht bestehen wird, bleibt fraglich. Heute hob der Bundesgerichtshof (BGH) das Urteil des Berliner Landgerichts, welches zwei Teilnehmer eines illegalen Autorennen wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt hatte, auf. Der Tatbestand des Tötungsvorsatzes sei nicht erfüllt, so der BGH.

Computerbetrug hat leicht abgenommen

Allein 113 mal haben hiesige Betrüger bezahlte Waren entweder nicht ausgeliefert oder bestellte Waren nicht bezahlt. Häufiger (198mal) kam es im vergangenen Jahr zu Internetbetrügereien - auch wenn eine Zentrale für "Enkeltrick"-Betrügereien durch die Mithilfe des hiesigen Polizeikommissariates zerschlagen werden konnte.

Einen anderen Trick konnte Ulrich Constabel berichten. In einem Fall stellte ein "Anwalt" eine Frau ein, der er erzählte, dass seine "Kanzlei" im Kundenauftrag Schulden eintreibe. Die Frau holte in mehreren Fällen Bargeld bei angeblichen Schuldnern ab und überwies das Geld auf ein Konto im Ausland. Auch sie erwartet jetzt ein Strafverfahren wegen Beihilfe zum Betrug und Geldwäsche.

Internetbetrügereien haben zwar leicht abgenommen, aber Ulrich Constabel und sein Kollege Thomas Behnken wissen, dass Straftaten via Internet grundsätzlich zunehmen. Die Polizei stellt sich auf die neuen Anforderungen ein: In Lüneburg arbeiten derzeit fünf Beamte in einer "Taskforce Cybercrime" ausschließlich an Internetstraftaten. Auch in Lüchow wird demnächst ein ausgewiesener IT-Experte eingestellt.

Tipp:
Wer glaubt, dass er gerade Opfer eines Internetbetrugs wurde, kann/sollte Anzeige bei einer Polizeiwache erstatten. Hier wird auch beraten, was im Einzelfall am besten zu tun ist.

"Sicherheitsgefühl noch weiter verbessern"

Stolz zeigten sich Constabel und Behnken auf das sehr gute Ergebnis des hiesigen Polizeikommissariats. "Trotzdem arbeiten wir weiter aktiv daran, das Sicherheitsgefühl weiter zu verbessern," so Constabel. Um dieses Ziel zu erreichen, stehen in Lüchow-Dannenberg insgesamt 90 Beamte/-innen zur Verfügung. Durch Schichtzeiten bedingt, sind also parallel regelmäßig rund 30 Polizisten im Einsatz. Im Einzelfall können sie durch Bereitschafts-oder Sondereinheiten aus dem sonstigen Bereich der Polizeiinspektion ergänzt werden.

Paradox, aber Realität: angesichts der niedrigen Anzahl an Straftaten wird in drei Polizeistationen die Besetzung reduziert. So muss die Gartower Polizeistation mit einer Stelle auskommen und eng mit Clenze zusammen arbeiten, wo die Besetzung der Polizeistation ebenfalls reduziert wurde. Es konnte aber verhindert werden, dass insgesamt Stellen abgebaut werden, so Constabel. "Es hat hier lediglich eine Umverteilung stattgefunden, um die Arbeitsbelastung gerechter zu verteilen," betont er.

Aber eine womögliche Kritik an der Reduzierung scheint Jammer auf hohem Niveau zu sein: mit einer - statistisch ermittelten - Häufigkeitszahl von 4450 auf 100 000 Einwohner liegt der Landkreis Lüchow-Dannenberg deutlich unter der gesamten Polizeiinspektion (PI). Hier liegt die Straftatenanzahl auf 100 000 Einwohner bei 6103.

"Und der Trend ist nach wie vor sinkend," betonte Ulrich Constabel am Schluss der Vorstellung. 

Foto | pixabay.com : (Symbolfoto) Mit einer Axt ging im Dezember vergangenen Jahres ein Mann auf seinen Nachbarn los.



2018-03-01 ; von Angelika Blank (text),
in Lüchow-Dannenberg, Deutschland

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