Am Mittwoch stellte die Polizeiinspektion in Lüchow die Kriminalstatistik für 2016 vor.
Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick:
- Mit 2454 hat sich die Anzahl der Straftaten in Lüchow-Dannenberg, die bei der Polizei angezeigt wurden, um 12% im Vergleich zum Jahr 2015 verringert.
- Die Aufklärungsquote wurde verbessert von 66% auf knapp 71%.
- Für Ärger sorgten vor allem einheimische Täter. Knapp 5% der Straftaten wurden von Flüchtlingen begangen, 249 von anderen Nicht-Deutschen und 122 von (einheimischen) Minderjährigen.
- Erhöht (472 Fälle) haben sich sogenannte "Roheitsdelikte" wie Körperverletzung, Nötigung, Bedrohung, Stalking, häusliche Gewalt, Freiheitsberaubung oder Raub. In 2015 waren das noch 425 Fälle.
- Mit 11 Fällen sind auch Sexualstraftaten wie der Missbrauch von Kindern im Landkreis nur selten zu verfolgen. Dabei habe es sich meistens um Gebrauch und Verkauf von kinderpornografischem Material gehandelt. In einem Fall haben die Beamten tausendfach Bilder von missbrauchten Kindern auf den Computern des Täters gefunden. Er hat nach den Ermittlungen der Polizei von Lüchow-Dannenberg aus Kinderporno-Material europa- wenn nicht gar - weltweit verkauft.
- Die Polizei rüstet weiter auf und ist zunehmend mit Maschinenpistolen, besseren Schutzwesten und Schutzhelmen unterwegs.
Bei der Aufklärungsquote spielt allerdings auch Glück eine Rolle. Denn die 2454 Straftaten wurden von 1254 Tatverdächtigen begangen. Sprich: ein gefasster Täter (bzw. Tatverdächtiger) hat im Schnitt zwei Straftaten begangen. Das erhöht die Aufklärungsquote erheblich.
Und hier die weiteren Zahlen im Detail.
Diebstähle und Schlägereien ganz vorne
Bei den Delikten stehen Diebstähle weiter ganz vorne in der Statistik (740 Fälle). Dabei handelte es sich meistens (448 Fälle) um einfachen Diebstahl, bei dem kein Opfer zu (körperlichem) Schaden kam. Im Jahr 2015 kam es noch 859 mal vor, dass sich Diebe an fremdem Eigentum bereicherten. Seit 2002 haben sich die Diebstähle kontinuierlich verringert. Im Jahre waren es noch knapp 1400 Fälle, die die Polizei aufnehmen musste, so dass sich die Diebstahlsrate bis heute so gut wie halbiert hat. Ulrich Constabel führt das darauf zurück, dass Diebstähle jetzt eher im Internet stattfinden - dort aber meistens als Betrug gewertet werden.
Leicht gestiegen (von 85 auf 89) sind die Fahrraddiebstähle. Ein erheblicher Teil davon ist während der Kulturellen Landpartie entwendet worden, wie Ulrich Constabel berichtete. Die Gäste lassen ihre teils recht wertvollen Fahrräder mit Gepäck demnach öfters unabgeschlossen an den Veranstaltungsorten stehen. Da in den hoch frequentierten Orten im Südkreis vielfach mehrere Dutzend Fahrräder an einem Ort stehen, ist außerdem die Bewachung oft nicht möglich - meistens ist sie schlichtweg nicht organisiert.
Sachbeschädigungen stehen dritter Stelle der Kriminalstatistik. Insgesamt 315mal wurden Autos beschädigt, Wände beschmiert oder andere Dinge durch Vandalismus oder gezielte Gewalt beschädigt.
Versuchter Totschlag bei KLP-Aktion?
Verschwindend gering bleiben die ganz schweren Delikte wie Mord oder Totschlag - wobei es sich in beiden Fällen um Versuche handelte. In allen drei Fällen aus 2016 ist niemand zu Tode gekommen. Im Frühjahr vergangenen Jahres kam es zu einer Messerstecherei in der Arbeiterunterkunft des Schlachtbetriebs Vogler in Steine, bei der ein polnischer Leiharbeiter lebensgefährlich verletzt wurde. Das Verfahren hat noch nicht begonnen, der Täter ist inzwischen wieder in Polen, weil die Staatsanwaltschaft nach Aussage von Kriminalkommissar Constabel keinen Grund sah, ihn in Haft zu behalten.
Der versuchte Totschlag bezieht sich auf ein Geschehen nach dem Kulturelle Landpartie-Aktions im Mai 2015. Damals war es nach Aussagen der Polizei nach dem offiziellen Teil zu Randale gekommen. Das Pförtnerhaus auf dem Gelände des Erkundungsbergwerks sei dabei beschädigt worden und eine Gruppe von Tätern habe mit Silvesterknallern und -raketen "gezielt" auf Polizeibeamte geschossen.
Direkte Verletzungen habe dabei keiner der PolizistInnen davongetragen, aber "auf der Flucht", so Constabel, hätten sich einige Beamte durch Stürze verletzt. Bei der Vorstellung der Statistik in Lüchow war nicht zu erfahren, ob der Tatvorwurf "versuchter Totschlag" von der Staatsanwaltschaft aufrecht erhalten worden ist.
Insgesamt sei die Sicherheitslage in Lüchow-Dannenberg weiterhin ausgesprochen gut, hieß es in Lüchow. Im Landkreis habe es lediglich 4896 Fälle (auf 100 000 Einwohner gerechnet) gegeben, im Land Niedersachsen läge diese Quote bei über 7000, in den Landkreisen Uelzen und Lüneburg bei über 6000. "Die Bürger Lüchow-Dannenbergs können weiterhin ruhig schlafen," resümierten Stefanie Lerche und Ulrich Constabel.
Foto / geogast wikimedia.org: Graffiti am Bahnhof Celle. Auch in Lüchow-Dannenberg wurden 2016 89 Fahrräder geklaut. Ob immer Armut hinter den Diebstählen steckt, darf angezweifelt werden.