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AKW Krümmel: Dicke Dübel und dünne Antworten

Fast ein Jahr nach dem Trafobrand im AKW Krümmel informierte der Betreiberkonzern Vattenfall am Montag Journalisten über den Stand der Dinge. Wann das AKW Krümmel wieder ans Netz geht bleibt offen.

Denn nachdem ein - nach Vattenfall-Angaben - komplexer Katalog an Verbesserungs-Maßnahmen im Sicherheits- und Organisationsbereich umgesetzt wurde müssen nun noch Armaturen repariert und Dübel ersetzt werden. Die Schieber in den dicken Röhren der Armaturen haben kleine Haarrisse. Für die Reparatur wurden unter anderem neue Schweißwerkstoffe entwickelt, um "zukünftige Schäden auszuschließen". 

Die Alternative, neue Armaturen einzusetzen, kommt für den Konzern nicht in Frage, da die Lieferzeit zwei Jahre beträgt, so ein Vorstandssprecher. Daneben müssen noch zahlreiche Befestigungsdübel - jeder einzelne ist so groß wie eine dicke Zigarre - erneuert werden. Da jeder Dübel geprüft, genehmigt und kontrolliert werden muss, füllt so ein einfacher Vorgang anderthalb Aktenordner. Da kann es schon mal länger dauern, bis die Akten zusammen sind und der Dübel endlich vom Handwerksmeister in die Wand gesteckt werden kann.

230 Dübel sind in Krümmel bereits erneuert worden, 40 müssen noch gewechselt werden. Weitere 300 sind in Brunsbüttel noch auszutauschen. ...

Viele Details enthielt die Erklärung von Vattenfall, Musterstücke wanderten durch die Hände von mehr als 20 Journalisten.  Doch die zentrale Frage, wann Krümmel wieder Strom liefert, beantwortete der Vorstand nicht.  

AKWs vom Netz - die Lichter gehen dennoch nicht aus
Nachdem Stade als erstes AKW nach dem Atomkompromiss endgültig abgeschaltet ist, die beiden Reaktoren Brunsbüttel und Krümmel pannenbedingt vom Netz sind und Brokdorf gerade in der Revision fehlen im Norddeutschen Raum vier Atom-Kraftwerke. Doch das Licht geht nicht aus. Die Strommenge der vier AKWs kann problemlos aus dem europäischen Verbundsystem gezogen werden - natürlich nicht umsonst.

So behauptet Vorstandssprecher Michael Züfle denn auch  einen täglichen Verlust von 1 Mio Euro für die beiden still stehenden AKWs Krümmel und Brunsbüttel.

Doch "Kunden mussen sicher sein können, dass Vattenfall sicher ist" meint Per Olof Waessman, Chief Nuclear Officer Vattenfall. Er ist neu im Vorstand und soll die Sicherheit im Konzern prüfen - und diese Sicherheit den Verbrauchern vermitteln.

Vor allem nach dem Trafo Brand hatte es lange gedauert, bis konkrete Ergebnisse von Vattenfall veröffentlicht wurden. Für die Menschen auf der anderen Elbseite in Maarschacht ein altes Problem, welches sie schon lange vorher kannten. Bis is heute wissen sie nicht, woher die weltweit höchste Leukämierate bei Kindern in ihrer Region kommt.

Fragt man Menschen auf der Strasse, so glaubt die Mehrheit nicht an die Sicherheit im AKW - sie haben schon lange das Vertrauen verloren.

Auch für das Sozialministerium in Schleswig-Holstein, das für die Atomaufsicht zuständig ist, gibt es noch erheblichen Handlungs- und Aufklärungsbedarf. Für beide Anlagen seien derzeit weder Anträge zum Wiederanfahren gestellt worden noch gäbe es derartige Ankündigungen, so das Ministerium in einer Erklärung.

Unterdessen hat der niedersächsische Landtagsabgeordnete der Grünen, Andreas Meihsies, einen Anwalt eingeschaltet. Er fordert von der zuständigen Atomaufsicht in Kiel, die Betriebsgenehmigung des Kernkraftwerkes Krümmel zu widerrufen. Auch Greenpeace kritisiert die Sanierungsarbeiten und fordert den Lizenzentzug für Vattenfall.  Für die Umweltschutz-Initiative ist Vattenfall nicht in der Lage, die Risiken ihrer eigenen Anlagen und deren technischer Probleme einzuschätzen.

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2008-06-17 ; von Dirk Drazewski/Angelika Blank (autor),

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