So schwach gefüllt wie manchmal der Saal des "Verdo" in Hitzacker ist auch die Kasse jenes Veranstaltungszentrums: Das ehemalige Kurhaus krankt jährlich an einem Defizit von 100.000 bis 120.000 Euro. Linderung will der "Verdo-Verein für Bildung und Kultur" mit einer Vielzahl neuer Ideen bringen. Das vertraute Programm soll dadurch nicht abgelöst, aber wirksam ergänzt werden.
Das Verdo, es gehört einer GmbH in kommunaler Trägerschaft, muss besser ausgelastet werden: Jürgen Meyer, SG-Direktor der Samtgemeinde Elbtalaue, betonte das am Freitagnachmittag bei der Vorstellung des neuen Vereins, dem unter anderem die Stadt Hitzacker und die Samtgemeinde sowie Privatpersonen angehören. In Schwung gebracht hatte den Verein Bernt Renzenbrink; er hat sich in Lüchow-Dannenberg bei der Belebung der Diakonischen Einrichtungen, die unter allerlei Schwierigkeiten litten, einen guten Namen gemacht.
Kompetenzteam aus Musik, Theater und Behindertenarbeit
Belebt werden soll nun auch das Verdo durch das Engagement eben jenes Verein, als dessen Vorsitzender Bernt Renzenbrink fungiert. Ihm zur Seite steht dabei ein bislang dreiköpfiges „Kompetenzteam“, das neue Akzente auf das Verdo-Programm setzen möchte: Der Musikpädagoge Daniel Busch aus Berlin ist mit im Boot, ebenso die Theaterwissenschaftlerin, Autorin und Regisseurin Eva Maria Stüting aus Hitzacker und Siegfried Schröder aus Paderborn, der mit behinderten Menschen kulturell arbeitet, zum Beispiel im Bereich der Schriftstellerei.
Mitmachen bei der Kulturellen Landpartie
Wie die neuen Ideen fürs „Verdo-Repertoire“ aussehen? Als Beispiel nannte das Kompetenzteam den Aufbau eines Kulturmobils für sozial benachteiligte Jugendliche; dieses „Mobil“ könnte bei der Kulturellen Landpartie 2011 mitmachen und auch beim „Karneval der Kulturen“ in Berlin. Ein Bandfestival für junge Leute wäre ein weiteres denkbares Projekt, ebenso ein Theaterfestival für Menschen mit und ohne Behinderung. Das symphonische Märchen „Planet der Drachen“ könnte in Zusammenarbeit mit der Berliner Musikschule Neu-Köln im Verdo geprobt und aufgeführt werden, und kulturell geprägte Aufenthalte für blinde Menschen zählen ebenso zu den Ideen wie mancherlei Bildungsangebote. Alle Veranstaltungen, die der Verein initiiert und ins Verdo bringt, sollen möglichst außergewöhnlich und stets von guter Qualität geprägt sein.
Belebung auch für die Gastronomie erhofft
Die Zielgruppe, an die sich die entsprechenden Veranstaltungen wenden, sei wohl überwiegend außerhalb des Landkreises Lüchow-Dannenberg zu finden, bemerkte SG-Direktor Meyer. Die kommunale Ebene erhoffe sich von den Aktivitäten des Vereins nicht nur Belebung für das Verdo selbst, sondern auch für die hiesige Gastronomie und Hotellerie. Den Kommunen, so Meyer auf Anfrage, entstehen durch die vom Verein nach Hitzacker geholten Projekte und durch den Verein selbst keine finanziellen Belastungen, von einem winzigen Vereinsbeitrag abgesehen. Die jeweiligen Projekte werden über bereits existierende externe Stiftungen finanziert, durch Fördermittel, die Lüchow-Dannenberger Haushalte nicht berühren.
Benachteiligte ins kulturelle Leben einbinden
Der Verein selbst, er war bereits im Januar ins Leben gerufen worden, hat sich mittlerweile ein Leitbild gegeben. Demnach fördert er „die aktive Teilhabe aller gesellschaftlichen Gruppen an Kunst, Theater, Musik, Literaturarbeit und Lesungen, Tanz, Gesprächsforen, offenen kreativen Prozessen, Referaten und anders mehr“. Besonders diejenigen seien „gezielt zur Teilhabe eingeladen“, für die „aufgrund ihrer schwierigen Sozialisation und aktuellen Lebenssituation das kulturelle Leben bislang kaum zugänglich war.“ Als Beispiele nennt der Verein benachteiligte Kinder und Jugendliche sowie Menschen mit geistigen, seelischen oder körperlichen Behinderungen.
Auch künftig Walzerseligkeit im Verdo
Neben den Sommerlichen Musiktagen und Veranstaltungen der Musikwoche Hitzacker wird es unabhängig vom Programm des neuen Vereins auch künftig das vertraute Angebot im Verdo geben. Wer sich also beispielsweise bei Walzerseligkeit, Herz-Schmerz-Melodien oder den heiteren Beiträgen der Travestie-KünstlerInnen einen schönen Abend machen möchte, wird auch fortan auf dem „grünen Hügel“ in Hitzacker das Gewünschte finden.
Foto: Hagen Jung / Das Kompetenzteam (von links): Daniel Busch, Eva Maria Stüting, Siegfried Schröder und Bernt Renzenbrink.
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